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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Einzugsbereichs!«
    »Na und? Von Tauberbischofsheim bis zu uns sind’s zwei Stunden Autobahn, das ist doch nicht die Welt!«
    Nein, natürlich nicht, nur pflegen Polterabende im Allgemeinen nicht nach dem geräuschvollen Entsorgen ausrangierter Milchtöpfe und der Nachbildung des Eiffelturms (das Mitbringsel einer reisefreudigen Patentante mit Vorliebe für buntes Porzellan) zu enden, nach dem Geklirr geht’s doch erst richtig los! »Habt ihr an Übernachtungsmöglichkeiten für auswärtige Besucher gedacht?«
    »Dran gedacht schon, organisiert noch nicht. Wahrscheinlich stellen wir ein extra Zelt dafür auf. Seinen Schlafsack muss eben jeder selbst mitbringen.«
    »So er denn einen hat! Ich zum Beispiel hätte keinen«, gab ich zu bedenken.
    »Du warst auch nie auf Campingtour!«
    Stimmt! Die Vorstellung, meine Nächte in Sichthöhe von Ameisen, Käfern, Würmern und ähnlichem Getier verbringen zu müssen, hatte mich schon als Teenager davon abgehalten, mit geliehenem Einmannzelt einschließlich Salmiak gegen Mückenstiche und Erbswurst für den Kochtopf (Tütensuppen gab’s noch nicht!) loszuziehen, um mit Freundinnen am Grunewald-See zu zelten. Damals hat das noch so geheißen, Camping kam erst später auf, nachdem wir von den Amerikanern nicht nur die Namen ihrer gängigsten Zigarettensorten gelernt hatten, sondern auch ein paar offenbar wichtige Vokabeln wie
chewing gum, coke
und
cinema.
Zu diesen Dingen hatten wir Kinder ja noch einen gewissen Bezug gehabt, aber weshalb auch
camping
dabei war, weiß ich nicht.
    Meine
Kinder dagegen fanden diese Art der Freizeitgestaltung immer sehr lustig und waren begeistert, wenn sie – vom langweiligen Familienurlaub in Holland oder Italien befreit – zwei oder drei Wochen in einem Zeltlager verbringen durften. Als ich die beiden Jungs nebst Freund Andy am Ende solcher »Superferien« abholen wollte, erwischte ich Letzteren, wie er noch schnell ein neues Stück Seife an einer Mauer schartig rieb. Seine einleuchtende Erklärung: »Wenn ich nicht wenigstens die Schrift aus der Seife kriege, dann merkt meine Mutter doch gleich, dass ich sie gar nicht benutzt habe.«
    »Gibt es denn auf Herrn Sperlings Betriebshof irgendwo eine Wasserleitung?« Die gedankliche Verbindung zu Wasser und Seife lag immerhin nahe.
    »Eine?«, fragte Katja erstaunt zurück. »Was glaubst du denn, wie der seine Geräte sauber kriegt?«
    Überflüssige Frage. »Aber im Gegensatz zu Menschen müssen Kehrmaschinen nicht aufs Klo, habt ihr auch
daran
gedacht?«
    »Selbstverständlich! Diese Blechkästen kann man mieten und Verwandte dürfen natürlich in unsere Wohnung.«
    Natürlich! Ich bin an jenem Abend bemerkenswert vielen Verwandten über den Weg gelaufen, von deren Existenz ich bis dahin keine Ahnung gehabt hatte und die ich seitdem auch nie wieder gesehen habe.
    Zum gegenwärtigen Zeitpunkt war ich mir allerdings nicht sicher, dass ich an diesem Spektakel überhaupt teilnehmen würde. Die Hochzeit erforderte selbstverständlich die Anwesenheit des gesamten Clans, doch doppeltes Gepolter gleich am nächsten Abend musste nicht auch noch sein. Ich bin ja gar nicht so vergnügungssüchtig und Rolf schon überhaupt nicht! Und dass
er
einen plausiblen Grund finden würde, sich um diesen Auftrieb zu drücken, war mir ohnehin klar. Notfalls würde er einen plötzlichen, außerordentlich wichtigen und natürlich unaufschiebbaren Termin mindestens hundert Kilometer weit weg sogar schriftlich belegen können. Wozu hat man denn im Laufe der Jahre eine Unzahl von Firmenlogos entworfen? Davon wird sich doch bestimmt eines als Briefkopf verwenden und mit einem entsprechenden Text versehen lassen! Vielleicht würde ich sogar als Chauffeur mitfahren müssen, obwohl sich die Nachwirkungen von Rolfs Treppensturz kaum über mehrere Monate hinziehen ließen, aber vielleicht könnte er sich kurzfristig einen Arm verstauchen …?
    Wenn ich ehrlich sein soll, dann muss ich jetzt zugeben, dass mich der Polterabend herzlich wenig interessierte. Natürlich würde ich einige der potenziellen Gäste kennen, hatte sie früher häufig genug mit abgefüttert, war Tutor gewesen und seelischer Mülleimer, doch das alles lag Jahre zurück, die meisten waren längst verheiratete Gehaltsempfänger geworden, und einige von ihnen zahlten ihr BA föG bereits vom Kindergeld zurück.
    Bevor ich schon mal prophylaktisch unsere eventuelle Abwesenheit von diesem Polterspektakel andeuten konnte, nahm mir Katja den Wind aus den

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