Geht das denn schon wieder los?
Segeln. »Und glaubt bloß nicht, ihr könntet euch drücken! Die Eltern von Margit und Rainer haben schon fest zugesagt, Toms Vater kommt natürlich auch, bloß Oma bleibt zu Hause, aber die ist entschuldigt, sie wird nächsten Monat neunzig, doch wenn
ihr
nicht erscheint, dann stehe ich quasi als Waisenkind da, das keine Eltern mehr hat.«
»Blödsinn! Wir kommen doch zur Hochzeit!«
»Da sieht euch ja niemand!«
»???«
»Na ja, zur Hochzeit sind doch nur die engsten Verwandten da und die Trauzeugen, ihr kennt euch längst, und …«
»Das stimmt doch gar nicht!«, unterbrach ich sie, obwohl das unhöflich ist, aber manchmal geht es einfach nicht anders. »Von dem anderen Paar kennen wir lediglich die Braut, aber es wird sich wohl nicht umgehen lassen, auch dem Bräutigam zu gratulieren und den Eltern die Hand zu schütteln, aber bitte einen Tag später nicht auch noch weiteren hundert Leuten aus dem gemeinsamen Umfeld! Außerdem sind Polterabende etwas für junge Leute und nicht für Großmütter!«
Den Großvater hatte ich erst gar nicht erwähnt, er würde garantiert eine glaubhafte Ausrede finden, im äußersten Notfall würde er eben noch mal ein bisschen die Treppe runterfallen, bei der zum Keller wackelt nämlich schon lange eine Stufe … Außerdem wird auf Polterabenden häufig getanzt, und das kann Rolf sowieso nicht, hat er schon früher nicht gekonnt, nur Foxtrott, ganz egal, was die Kapelle gespielt hatte, aber gibt es da nicht so ein Ritual, bei dem der Vater mit der Braut den ersten Walzer … und die Mutter mit dem Bräutigam …? Ist ja nicht so schlimm, wenn’s in der Familie bleibt, doch was ist, wenn es zwei Bräute gibt? Muss da nicht auch getauscht werden? Oder hatte ich jetzt etwas verwechselt, und man tanzt bloß auf der Hochzeit? »Jetzt lass mal den Polterabend beiseite, und erzähl mir lieber, wie die eigentliche Hochzeit ablaufen soll!«
»Na ja, wie so etwas eben geht! Um elf Uhr ist Trauung im Standesamt, die dauert normalerweise dreißig Minuten, aber wenn’s zwei Paare sind, natürlich länger, und danach gehen wir alle gemütlich in die Neckarstuben zum Essen«, leierte Katrin herunter, als handle es sich um eine Verabredung zum Kinobesuch.
»Gehen?« Das entsprach aber so gar nicht den heutigen Gepflogenheiten, laut hupend im Konvoi zum Ort der Abfütterung zu
fahren,
doch auch dieser Programmpunkt war offenbar ausgelassen worden.
»Das Restaurant ist doch gleich um die Ecke, ihr könnt also den Wagen auf dem Schlossplatz abstellen, aber ja nicht ohne Parkschein, da wird nämlich dauernd kontrolliert!«
Wieder ein Punkt, der berücksichtigt werden musste: Ausreichend Kleingeld für den Parkautomaten mitnehmen!
»Ja, und dann haben wir uns gedacht, dass wir nach dem Essen einen kleinen Verdauungsspaziergang durch den Park machen, der liegt nämlich gleich gegenüber. Natürlich nur, wenn das Wetter mitspielt.«
Doch, das hielt ich für eine gute Idee. Nicht umsonst ist der Schwetzinger Schlosspark über die Landesgrenzen hinaus berühmt, und frische Luft hat noch niemandem geschadet, aber: »Was ist, wenn es regnen sollte?«
»Dann fahrt ihr eben gleich nach dem Essen zurück!«, sagte Katja und goss Apfelsaft in ihr Glas.
»Zurück? Wohin zurück?« Irgendwas musste ich da falsch verstanden haben.
»Es sei denn, ihr helft mit beim Aufbau für den Polterabend!«, beendete Katja die Aufzählung der uns erwartenden Vergnügungen.
»Moment mal, da hast du was verwechselt! Ich denke, dieser Polterabend findet am Tag nach der Hochzeit statt? Ich will doch nur wissen, wie der eigentliche Hochzeitstag weitergehen soll.«
»Aber das habe ich dir doch gerade verklickert! Wir heiraten, gehen essen, und bei schönem Wetter laufen wir noch ein bisschen durch den Park. Dann fahrt ihr nach Hause, wir auch, da ziehen wir uns um, und dann wird aufgebaut! Die Zelte, die Bühne für die Band, die Garagen müssen dekoriert werden, ein Glück, dass ich einen Schwager habe, der mit so was handelt, wir kriegen Stehtische gebracht und eine Zapfanlage für Bier, natürlich auch jede Menge von diesen Holztischen und -bänken, aber die müssen wir selber holen, keine Ahnung, wie, vielleicht können wir von Hannes den Lkw bekommen …«
Die Aufzählung der Aufbauarbeiten schien nicht aufzuhören, endete dann aber doch mit dem Satz: »Übrigens brauche ich eure beiden Sonnenschirme, falls es regnet …«
Ich protestierte sofort. »Es sind, wie der Name schon sagt,
Sonnen
schirme,
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