Geht das denn schon wieder los?
oder einen der anderen Leckerbissen, ganz ohne was kommt Susanne nämlich nie.
Im Gegensatz zu Dackel Mäx, der nur regelmäßig gebürstet worden war und zum Baden den nahe gelegenen See bevorzugt hatte, benötigt Charly nicht nur mehrere »Snoezelen-Kissen« zum Ruhen (das ist holländisch und bezeichnet diese großen runden Kissen mit dickem Polster rundherum, auf das der Wauwau sein müdes Haupt betten kann – Hundekörbe sind nämlich absolut out!), sondern auch einen Fachmann zum Trimmen. Geschieht das nicht regelmäßig, dann sieht Charly aus wie ein Plüschkissen mit vier Beinen. Zum Baden geht er ebenfalls in den See. Im Winter tut’s aber auch der frisch gefallene Schnee im Garten.
»Wie sieht’s denn nun aus mit euch? Kommt ihr mit zur Weinprobe?«, hakte Steffi nach. »Ich muss das wissen wegen der Zimmerreservierung.«
»Wozu brauche ich noch eine Weinprobe, wenn mir schon jetzt zum Heulen zumute ist?« Stimmte überhaupt nicht, aber irgendwie war mir nach Mitleidswalze zumute. »Ich sitze nämlich ganz allein zu Hause und gucke in den Nieselregen, während dein Vater die Sonne genießt!«
»Richtig! Die Kur!«, erinnerte sie sich. »Ich hatte allerdings gedacht, die geht erst nächste Woche los. Also sitzt Paps schon jetzt irgendwo im Schwarzwald und lässt sich durch die Mangel drehen?«
»Wenn’s
der
wenigstens wäre! Dort ist es heute auch ungemütlich – meteorologisch gesehen. Aber am Bodensee scheint die Sonne. Außerdem ist es da vier Grad wärmer als hier bei uns.«
Sie lachte laut los. »Nun gönne ihm doch wenigstens das schöne Wetter! Ich glaube nämlich nicht, dass so eine Vier-Wochen-Kur in einer Reha-Klinik das reine Vergnügen ist.«
»Wer redet denn hier von Vergnügen? Ich rede vom Wetter!«
Als Rolf unlängst der Meinung gewesen war, einen Autoreifen selber wechseln zu müssen, weil er das vor vierzig Jahren auch schon mal gemacht hatte, war er innerhalb von Minuten eines Besseren belehrt worden! Krankenwagen, Operation, und nun ein paar Wochen Reha zwecks Regeneration der lädierten Bandscheiben.
»Also wenn du sowieso Strohwitwe bist, dann kommst du erst recht mit! Abgesehen von dem Unterhaltungswert einer derartigen Veranstaltung könnt ihr wirklich mal ein bisschen Nachschub vertragen. Ich weiß ja nicht, woher Paps euren Wein bezieht, aber den Weißen von neulich hättest du besser in die Salatschüssel gekippt, statt ins Weinglas. Bei dem hat’s einem ja die Schuhe ausgezogen!«
»Er war nur ein bisschen zu warm – wenn er richtig kalt ist, kann man ihn durchaus trinken. Und überhaupt habe ich ihn seinerzeit gekauft.«
»Genauso hat er auch geschmeckt«, kam es prompt zurück. »Also was ist, kommst du mit?«
Weshalb eigentlich nicht? Eine Weinprobe kannte ich bisher nur aus den Schilderungen meiner Tochter, aber man lernt ja nie aus, und ein paar Kenntnisse auf dem von mir offenbar vernachlässigten Gebiet würden mich künftig nicht mehr ratlos vor den Weinregalen im Supermarkt stehen lassen. Und überhaupt sieht es viel edler aus, wenn auf dem Etikett etwas von
Schlosskellerei
steht und möglichst noch irgendwas mit
Graf
oder
Fürst
dahinter. Außerdem ist es preiswerter, direkt beim Erzeuger zu kaufen, denn das dürfte ja wohl der Sinn einer Weinprobe sein. Machen die im Supermarkt doch auch immer! Da steht dann eine Frau vom Typ »nette Nachbarin« irgendwo hinten bei Butter und Jogurt, hat vor sich einen halbrunden Tresen, darauf mehrere Teller mit bunten Brothäppchen, und wenn man die der Reihe nach durchprobiert hat, greift man schon automatisch zu mindestens einer der fünf verschiedenen Brotaufstrichpackungen, selbstverständlich fettreduziert, kalorienarm und schon deshalb sehr gesund. Und erst am Abend, wenn man diese rosa-grün gesprenkelte Masse in ein neutrales Schälchen umgefüllt und auf den Tisch gestellt hat, kommt die Stunde der Wahrheit: Ehemann und Sohn betrachten misstrauisch die ihnen als sehr gesund und schmackhaft angepriesene Delikatesse, schmieren sich eine Messerspitze voll auf die Brotscheibe und erklären einstimmig, dass ich das Zeug gefälligst selber essen soll. »Es erinnert an Spachtelmasse«, sagt der eine, während der andere meint, etwas Ähnliches habe Carsten in seiner Praxis – zur Behandlung von Bisswunden! (Carsten ist Tierarzt …)
»Also gut, ich komme mit!«
»Finde ich prima!« Stefanies Stimme klang sehr zufrieden. »Dann holen wir dich am Samstag gegen ein Uhr ab.« Und schon hatte sie aufgelegt.
Weitere Kostenlose Bücher