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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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runterfallen kann – Skilifte, Seilbahnen und Fahrstühle inbegriffen, auch wenn man um Letztere nicht immer herumkommt. Deshalb habe ich mir das Empire State Building auch nur von unten beguckt!
    Spannend war diesmal die Gepäckkontrolle. Ich gebe ja zu, dass es ungewöhnlich ist, einen Wüstenstaat mit zwei großen Tauch-Rucksäcken zu bereisen, und die Aufforderung, seitwärts an den Tisch zu treten und das Gepäck zu öffnen, war sicherlich berechtigt, aber die beiden Beamten machten sich mit der für diese Berufsgattung bekannten Gründlichkeit an die Arbeit, die darin gipfelte, dass schließlich alles, was man aufschrauben oder auseinander nehmen kann, in seine Einzelteile zerlegt auf dem Tisch ausgebreitet war. Nur die beiden Unterwasserlampen standen noch unberührt da.
    »Falls Sie die jetzt einschalten wollen, dann halten Sie sie aber nicht vor das Gesicht, das sind Halogenleuchten mit jeweils einhundert Watt«, warnte Hannes, doch was ein deutscher Sicherheitsbeamter ist, der lässt sich nur durch Augenschein überzeugen. Und bereut es hinterher! Aber wenigstens durften wir nun den Kontrollbereich verlassen und zehn Minuten später den Fliegenden Teppich besteigen.
    Was
ich nun eigentlich erwartet hatte, weiß ich nicht, vielleicht mehr Plüsch und Pomp (nicht umsonst habe ich seinerzeit die Märchen aus Tausendundeiner Nacht regelrecht verschlungen!), Kronleuchter an der Decke statt der üblichen Spotlights und Drehsessel mit Beinfreiheit, doch auf den ersten Blick unterschied sich der Flieger in nichts von den üblichen Passagiermaschinen. Und die Fluggäste sahen auch nicht orientalisch aus – kein Scheich in bodenlangem Gewand mit Kopftuch und der schwarzen Kordel obendrauf, keine Scheherazade in bonbonfarbenem Tüll mit Gesichtsschleier, dafür fünfundachtzig Berliner Kilo Lebendgewicht in hautengen Jeans und Top: »Hier stinkt det nach Knoblauch!«
    Erst allmählich bemerkte ich den Unterschied zwischen den
Emirates
und den mir bis dahin bekannten Fluglinien: Der Begrüßungsdrink wurde im Kristallglas gereicht statt im Plastikbecher, zum Abendessen wurden die Tische weiß gedeckt und das in eine Leinenserviette gehüllte Besteck gereicht, bevor das wirklich exzellente Menü serviert wurde, und wer zu Hause beim Essen die Bildzeitung las oder den
Kicker,
der konnte sich nebenher auf seinem taschentuchgroßen Bildschirm das ihm genehme Fernsehprogramm suchen. Der Wein zum Essen war natürlich gratis und der Cognac hinterher ebenfalls. Sehr gewöhnungsbedürftig war allerdings der Kaffee, nämlich dunkel und gallebitter. Aber seinerzeit in Israel war ich gleich nach der ersten Tasse spontan zum Tee konvertiert, und in den kommenden Tagen würde mir wohl auch nichts anderes übrig bleiben.
    »Kriegst du das Zeug wirklich runter?«
    Ohne eine Miene zu verziehen, hatte Susanne ihre Tasse geleert und sich sogar noch eine zweite geben lassen. »Rein äußerlich erinnert mich dieser Kaffee an das Gebräu in unserer Kantine. Dort sieht er allerdings noch mehr wie Rotwein aus.«
    »So dunkel?«
    »Ja, und so alt.«
    Wie immer nach einem guten Essen setzte auch hier allmählich die Müdigkeit ein. Zu faul zum Lesen, zu wach zum Schlafen dämmert man vor sich hin, bis der Käpt’n auf Englisch verkündet, dass man jetzt mit dem Landeanflug beginnen werde.
    »Wat hatter jesacht?«
    »Dass wir gleich landen werden«, dolmetschte Berlins männliche Begleitung.
    »Denn setz dir anständig hin und binde dir an!«
    Pünktlich um halb fünf waren wir gestartet, jetzt war es kurz vor halb zwölf, also jene Zeit, zu der ich meistens ins Bett gehe, aber dann noch ein bisschen lese – kein Wunder also, dass ich relativ munter war. Trotzdem wunderte ich mich, denn als wir endlich die Passkontrolle hinter uns und das Gepäck vor uns auf den Trollys hatten, standen die Zeiger der großen Wanduhr bereits auf der Drei – na klar, die Zeitverschiebung! Aber trotz der späten Stunde herrschte um uns herum ein Gewimmel und ein Krach wie zur Hauptverkehrszeit am Münchner Stachus. In kurzen Abständen landeten weitere Maschinen, aus Lautsprechern dröhnte Unverständliches, Taxis hupten, Kinder brüllten, ein straußenähnliches Vieh spazierte gemächlich zwischen den Autos hindurch in die Dunkelheit, aus einer Stretch-Limousine stiegen ein halbes Dutzend verschleierte Frauen und huschten in den Terminal, dicke Männer in weißen Gewändern und mit rabenschwarzen Bärten debattierten lautstark die politische Lage oder

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