Geht das denn schon wieder los?
vielleicht auch nur die derzeitigen Rohölpreise, mein Arabisch ist leider sehr unzulänglich, und am Straßenrand betrachteten mehrere gesattelte Kamele mit hochnäsigem Blick das, was sich vor ihnen abspielte. Und das alles bei ungefähr sechsundzwanzig Grad plus!
»Diese Viecher sehen immer so arrogant aus«, sagte Steffi, ihre Hosentaschen zum dritten Mal durchwühlend, »ich weiß genau, dass ich den Zettel eingesteckt habe …«
»Welchen Zettel?«
»Na den, wo draufsteht, wie der Taxifahrer heißt von dem Hotel, der uns holen soll.«
Dunkel war der Rede Sinn, doch ich schob Steffis Gebrabbel auf die Hitze und die späte Stunde. »Wozu brauchen wir diesen Zettel? Oder willst du jetzt jeden Taxifahrer nach seinem Namen fragen? Und wo ist überhaupt Susanne?«
»Hannes ist auch weg!«
»Ist doch klar, der lässt sie ja nicht allein hier herumrennen.«
»Aber uns lässt er einfach stehen!«
»Wir sind zu zweit! Außerdem bin ich viel zu alt, und du bringst nicht die mindesten Voraussetzungen mit, um in den Augen orientalischer Männer begehrenswert zu sein.«
»Und die wären?«
»Na, lange blonde Haare und ein Ausgangsgewicht von mindestens fünfundsiebzig Kilo.«
»Dann fällt Susanne aber auch durch das Raster!«, konterte Steffi lachend. »Also gut, warten wir eben, was anderes bleibt uns auch gar nicht übrig.« Sie hatte bereits ihren Pullover ausgezogen, jetzt krempelte sie die Ärmel ihrer Bluse hoch und öffnete die oberen zwei Knöpfe, misstrauisch beäugt von einem Einheimischen.
»Mach sofort die Knöpfe wieder zu, oder wenigstens den unteren, roll die Ärmel runter und schwitz weiter! Du hast doch gelesen, dass auch bei europäischen Frauen Arme und Beine bedeckt sein müssen! Nur das obligatorische Kopftuch bleibt uns erspart.«
»Ich hätte auch nichts Geeignetes in Schwarz!«
Wir warteten. Fünf Minuten. Zehn Minuten. Die politisierenden Männer zogen ab und nahmen die Kamele mit, die Taxis wurden weniger, die Lichter auch, und sogar der Lärm um uns herum ebbte ab; offenbar begab sich der
International Airport Dubai
allmählich zur Ruhe. Hätte ich übrigens auch sehr gern getan.
Plötzlich preschten zwei Taxis auf uns zu und stoppten erst, nachdem ich entsetzt zur Seite gesprungen war. »Sind die irre?«
Nein, es saßen keine Wahnsinnigen hinterm Steuer, wir waren lediglich mit dem Fahrstil arabischer Chauffeure konfrontiert worden, gegen die sogar italienische Taxifahrer Waisenknaben sind.
»Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat«, sagte Hannes, stieg aus dem vorderen Wagen und half mit, das Gepäck zu verladen. »Jeder weiß, dass es dieses Wüstenhotel gibt, einige wissen sogar, dass es fast fertig sein soll, aber niemand konnte uns sagen, wo es steht.«
»Na prima! Und jetzt haben sie Suchtrupps ausgeschickt? Oder weshalb sind die ganzen Taxis weg, die vorhin noch hier gestanden haben?« Ich hatte genug! Restlos! »Können wir nicht mit der nächsten Maschine weiterfliegen auf die Malediven? Notfalls schlafe ich auch auf der Liege am Strand.«
»Kommt überhaupt nicht infrage!«, protestierte Steffi sofort. »In jeder Minute, die wir hier herumstehen, gehen uns dreiundachtzig Pfennig verloren! Überlegt euch das mal! Wir haben schon mindestens fünfzig Mark für nichts bezahlt!«
Susanne hatte etwas abseits gestanden und recht lebhaft mit einem Einheimischen palavert, doch jetzt kam sie auf uns zu. »Ich glaube, der weiß, wo das Hotel zu finden ist!«
»Glaubt er es nur, oder weiß er es wirklich?«
»Das werden wir bald feststellen können«, meinte sie lakonisch und setzte sich in das hintere Taxi, »sein Englisch ist nämlich sehr gewöhnungsbedürftig. Aber komm doch schon mal rein«, forderte sie mich auf, »vielleicht werden die sich dann schneller einig.«
Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis der Ortskundige seine Wegbeschreibung heftig gestikulierend losgeworden war, und dann noch ein bisschen länger, bevor Taxifahrer Nummer eins und Taxifahrer Nummer zwei geklärt hatten, wer denn nun voran fahren würde.
»Für die morgige Schlagzeile reicht es nicht mehr, wenn wir jetzt irgendwo beraubt und dann ausgesetzt werden«, meinte Steffi fröhlich, bevor sie in das vordere Taxi kletterte, »aber stellt euch doch mal die Überschrift in
BILD
vor: Deutsche Touristen von Geiern zerfleischt! Oder so ähnlich.«
»Geht nicht«, widersprach Susanne sofort, »Geier sind Aasfresser!«
»Nun sei doch nicht so pingelig – die BILD -Zeitung isses ja auch
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