Geht das denn schon wieder los?
aufgebaut.
Hannes’ entsetzten und trotzdem irgendwie triumphierenden Blick werde ich nie vergessen. »Ich hab’s doch prophezeit!«, brüllte er heraus. »Diese Luxus-Herberge ist noch gar nicht fertig, und wenn wir irgendwo schlafen wollen, müssen wir uns die Wände dafür erst selber aufstellen!«
Und genauso sah es hier aus! Allmählich kamen mir auch Bedenken, andererseits konnte doch nicht sein, was einfach nicht sein durfte! Man kann seinen zahlenden Gästen nicht zumuten … und überhaupt gehört Dubai zu den reichsten Staaten der Welt, da werden die sich doch eine Hand voll Maurer leisten können!
Unsere beiden Chauffeure waren inzwischen ausgestiegen, der Hund bellte sich heiser, bei einer Baracke ging die Tür auf, ein Mann sah heraus und kam schließlich näher, obwohl er nur sehr unzulänglich mit einer Art Lendentuch bekleidet war, ein zweiter, der auch nicht mehr anhatte, folgte, und schließlich versammelte sich ein halbes Dutzend bärtige Männer hinter dem Zaun und bestaunte jene, die davor standen.
»We are wrong!«, übersetzte Hassan das, was ihm aus nunmehr sieben Kehlen erläutert wurde. »We go the next way!«
»So was hatte ich mir schon beinahe gedacht!«, murmelte Susanne. »Dann sollen die doch endlich umdrehen. Ich will ins Bett!«
Das wollten wir alle.
Zurück zur Autobahn ging es jetzt wesentlich schneller, und leer war sie immer noch. Fuhr denn hier außer uns überhaupt mal jemand lang? Aber kaum hatte Hassan das Gaspedal so richtig durchgetreten, da kam schon die nächste Abzweigung – etwas deutlicher gekennzeichnet, doch einem 1200-Mark-pro-Nacht-Hotel keineswegs angemessen. Und wieder holperten wir im Schritt-Tempo über eine kaum sichtbare Sandpiste.
Doch dann wurde es plötzlich hell! Richtig hell! Der schmale Sandweg öffnete sich zu einer gepflasterten Zufahrt mit Blumenbeeten rechts und links, ein großes weißes Gebäude kam in Sicht, noch mehr Lampen, noch mehr Blumenbeete, schließlich eine Freitreppe, die zu einem weit geöffneten Portal führte. Und davor stand Scheherazade. In einen hellgrünen Sari gehüllt, dezent geschminkt, die schwarzen Haare zu einem dicken Knoten geschlungen, war sie für mich die personifizierte Märchenerzählerin aus Tausendundeiner Nacht: alterslos und einfach nur schön.
Während Hannes die Taxifahrer entlohnte und zwei von irgendwoher aufgetauchte Angestellte sich um unser Gepäck kümmerten, wurden wir in den Palast gebeten. Natürlich war es kein richtiger Palast, doch für uns sah er so aus: Überall Marmorböden mit dicken Teppichen darauf, tiefe Sessel, kostbare Intarsienschränke, Bodenvasen mit und ohne Blumen, Kronleuchter an den getäfelten Decken und an den Wänden Lampen mit viel Kristall drumherum – schlichtweg überwältigend. Aber auch ganz schön kitschig!
Natürlich zeigten wir uns sehr beeindruckt, überließen die verbale Bewunderung aber Susanne, die als Einzige von uns genügend Vokabeln kannte;
wonderful
und
marvellous
reichten auf die Dauer nicht aus. Tee mussten wir auch noch trinken, serviert in winzigen Tässchen und begleitet von einer längeren Erklärung unserer Scheherazade, dass die beiden hoteleigenen Wagen, die man zum Flugplatz geschickt habe, offenbar am falschen Ausgang gewartet hatten und nach einer Stunde zurückgekehrt seien. So sorry. Inzwischen habe man sich natürlich schon Sorgen gemacht. Und weshalb waren wir denn über den Zufahrtsweg für Baufahrzeuge gekommen und nicht über die reguläre Straße? Und ob wir jetzt auch die anderen Räume sehen möchten, die Bibliothek zum Beispiel, wo nachmittags der Tee serviert werde, oder das Spielzimmer und vielleicht die Bar? Sie sei ab siebzehn Uhr geöffnet, nur freitags werde dort lediglich Alkoholfreies ausgeschenkt, was jedoch nicht die Zimmer einschließe, dort bekäme man natürlich jeden gewünschten Drink serviert. Und ob wir vielleicht noch etwas essen wollten?
Nein, das wollten wir ganz und gar nicht, wir wollten jetzt nur noch in unsere Zelte und dort in die Betten. Scheherazade sah das ein, drückte einen irgendwo verborgenen Knopf, und wenig später erschienen zwei weitere feenähnliche Frauen, eine in Orange, die andere in Dunkelblau, und zusammen mit ihnen durften wir dieses weiße Schloss erst einmal verlassen.
Draußen war es immer noch dunkel, doch die überall verteilten Lampen spendeten genug Licht, um uns wenigstens die nähere Umgebung erkennen zu lassen: Ein leicht hügeliges Gelände mit gepflasterten Wegen,
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