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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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auf den nassen Boden, aber das machte nichts, wir hatten ja genug.
    »Was für einen Status hat Greg eigentlich?«, wollte ich noch wissen, »Babysitter für Vögel ist doch kein Beruf.«
    »In Namibia war er Wildhüter, hat er erzählt, zuständig für einen dieser Nationalparks. Weshalb er dort weg ist, weiß ich nicht, hier hütet er jedenfalls die Gäste und sorgt dafür, dass sie sich nicht langweilen. Morgen zum Beispiel will er mit uns und den Kamelen zur Oase ziehen.«
    »Ich habe keine«, sagte ich sofort.
    »Kamele?«
    »Keine Langeweile!« Wenn die Programmplanung ein ähnlich unterhaltsames Vergnügen vorsah wie Hawkys Flugstunden, dann konnte ich gern darauf verzichten.
    Und dann standen wir gewaschen und geföhnt vor den geöffneten Schränken und überlegten, was wir anziehen sollten. Abendessen im Speisesaal ist was anderes als Frühstück auf der Terrasse, ist offizieller, förmlicher, und deshalb schleppt man ja auch immer einiges von jenen textilen Notwendigkeiten mit in den Urlaub, die man zu Hause auch nur selten braucht. Und wenn, dann meist nur in den Wintermonaten, denn im Sommer geht man in den Biergarten oder befeiert das Geburtstagskind auf einer Gartenparty, und dazu muss es nicht das Kleine Schwarze sein. Deshalb wundere ich mich ja auch immer über Drehbuchschreiber, die ihre Hauptdarsteller ständig irgendwohin zum Essen schicken – in die Pizzeria, zum Griechen, recht gern auch in ein Nobelrestaurant, wo der befrackte Oberkellner den Wein kredenzt, während das Liebes-, Ehe- oder sonstige Paar seinen vorgegebenen Streit beginnt. Weshalb dieses Wortgefecht so häufig coram publico ausgetragen werden muss, weiß ich nicht, bei uns spielt sich so etwas hinter geschlossenen Türen ab.
     
    Es bimmelte. Inzwischen hatten wir mitgekriegt, dass das System »Room to Room« auch hier funktionierte, wir also von einem Zelt ins andere telefonieren konnten und nicht mehr auf die mitunter doch etwas missverständliche Zeichensprache angewiesen waren.
    »Was zieht ’n ihr an?«, wollte Stefanie wissen. »Müssen wir uns richtig fein machen oder ist halb offiziell genug?« Sie seufzte. »Männer haben es besser, die ziehen eine lange Hose an und ein gebügeltes Hemd, und ich stehe seit fünf Minuten vor dem Kleiderschrank und weiß nicht, ob mit Ausschnitt oder ohne!«
    »Lieber ohne! Mit dem Ausschnitt wartest du besser, bis sich deine Blässe in den dekorativeren Bronzeton verwandelt hat. Bei dir dauert das doch bloß zwei Tage.«
    »Von Blässe kann überhaupt keine Rede mehr sein!«, kam es zurück. »Im Gegenteil! Ich sehe aus wie ein gekochter Krebs!«
    »Dann würde ich Rollkragen empfehlen …«
    »Danke!« Am anderen Ende der Leitung flog der Hörer auf die Gabel. Dabei ging es mir nicht viel besser. Zwar hatte ich mich unten am Pool weitgehend im Schatten aufgehalten, doch später in der Wüste mit nichts als Sand rundherum hatte es keinen gegeben, und Lichtschutzfaktor zwanzig ist auch bloß eine Zahl auf der Sonnencreme-Flasche!
    Was
ich schließlich angezogen hatte, weiß ich nicht mehr, jedenfalls war es etwas mit kurzen Ärmeln gewesen, und das habe ich bitter bereut. Und nicht nur ich! Der Speisesaal – sehr groß, sehr edel und ziemlich leer – war dermaßen heruntergekühlt worden, dass die Eisbombe auf dem Dessertbuffet auch nach anderthalb Stunden noch ihre dekorative Form behalten hatte. »Wollen die uns umbringen?«, entfuhr es mir, und dann zählte ich auf: »Angina, Grippe, Lungenentzündung, fürs Ohr fällt mir im Moment nichts ein, aber da gibt es bestimmt auch etwas Passendes … wenn wir in diesem Eiskeller sitzen bleiben, holen wir uns alle was weg.« Auf den Armen hatte ich bereits Gänsehaut, und die nackten Füße in den Riemchensandaletten würden in ein paar Minuten Eisklötze sein. »Ich glaube nicht, dass in der Auslandsversicherung auch Zinksärge für die Rückführung unserer sterblichen Überreste enthalten sind.«
    »Du übertreibst mal wieder maßlos«, tadelte Steffi, musste jedoch zugeben, dass ein längerer Aufenthalt in diesem Raum zwar keine tödlichen Folgen haben, aber auch nicht gerade stimmungsfördernd sein würde. »Vielleicht glaubt die Hotelleitung, wir leben zu Hause irgendwo im ewigen Eis …«
    Das glaubte die Hotelleitung allerdings nicht. Denn Scheherazade, die wir dank Gregs Information jetzt mit
Miss Nazirah
anreden konnten, wusste ganz genau, wo Germany liegt, nämlich an »the Mediterranean Sea«! – Na ja …
    Wir froren

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