Geht das denn schon wieder los?
Feinheiten dieses Sports keinen Schimmer hat und auch gar nichts darüber wissen will, fängt schon nach dem zweiten Durchgang an, Kringel in den Sand zu malen.
Greg hatte inzwischen mitbekommen, dass nur Susanne eine ebenbürtige Gesprächspartnerin war, und so musste
sie
die ganzen Erläuterungen über sich ergehen lassen, welcher der drei Falken einmal der beste Jäger werden würde und warum, aber es war ihr deutlich anzusehen, dass sie jetzt viel lieber auf der Terrasse sitzen und was Kaltes trinken würde.
Endlich war die Flugstunde der drei Vögel beendet. Ob sie was gelernt hatten, weiß ich nicht, aber mit Sicherheit hatte
ich
etwas begriffen: »breeding of hawks« ist eine stinklangweilige Sache!
Während unserer Abwesenheit waren neue Gäste angekommen. Wahrscheinlich mussten sie gerade den Besichtigungsrundgang absolvieren und danach Tee trinken, denn das Gepäck stand noch vorn in der Halle. Also langen Hals gemacht und flüchtigen Blick auf die Anhängsel geworfen: Eins stammte vom Airport Kairo, die anderen vier hingen an drei Koffern und einer Reisetasche aus Hamburg – Germans to the front!
»Um halb acht holen wir euch ab«, sagte Steffi, als wir uns an der Weggabelung trennten, »ist das genehm? Ich habe nämlich ganz ordinären Hunger!«
Den hatte ich auch. Zwar war das Frühstück mehr als nur reichhaltig gewesen, aber das war sieben Stunden her!
Draußen war es inzwischen stockdunkel geworden. Irgendwie musste mir der Wechsel entgangen sein, denn Dämmerung und Blaue Stunde gibt es in der Wüste nicht; ich vermute sogar, die Araber haben nicht mal ein Wort dafür.
Nachdem Susanne
mir
die Schlüsselgewalt für unser Domizil übertragen hatte, weil sie angeblich schon ihre eigenen ständig vergisst oder verliert, betrat ich als Erste das Zelt und blieb gleich hinter der Tür stehen. Offensichtlich war ich falsch. Doch dann entdeckte ich meinen noch immer nicht ganz ausgepackten Koffer, nur war er jetzt zugeklappt, und die vorher überall herumliegenden Sachen lagen säuberlich gestapelt auf dem Deckel. Unser morgendliches Outfit, nach dem Frühstück irgendwo abgelegt, hing jetzt auf Bügeln, die verstaubten Schuhe einschließlich der Badelatschen standen geputzt und aufgereiht neben dem Schrank, auf dem Bett häuften sich wieder die Kissen genau wie auf dem Sofa, nur standen sie dort hochkant, sonst hätten sie gar keinen Platz gehabt – es sah alles wieder aus wie im Möbelkatalog Abteilung …
und wenn Sie mal ein bisschen orientalisches Flair suchen
…
»Jetzt weiß ich, wohin damals die Heinzelmännchen verschwunden sind!« Susanne hielt prüfend ihre Sandaletten in die Höhe. »Die sind ausgewandert! Und ich habe immer geglaubt, sie sind abgehauen, weil sie mit unseren modernen Haushaltsgeräten nichts anfangen konnten! – Guck mal, hier hat sogar jemand die Messingschnallen poliert!«
Nebenan im Bad das gleiche Bild. Die von uns nur aus Neugier aufgeschraubten und ganz schnell wieder zugedrehten Fläschchen und Döschen hatte man gegen neue, fest versiegelte ausgetauscht, die Handtücher natürlich auch, und sogar der Bademantel, den ich am Morgen höchstens zehn Minuten lang getragen hatte, war durch einen frischen ersetzt worden.
»Wahrscheinlich gehört dem Scheich auch eine Waschmittelfabrik«, vermutete Susanne, und dann nach einem Rundumblick durch das blitzsaubere Bad: »Was meinst du, ob man dieses übrig gebliebene Heinzelfräulein reimportieren kann?«
»Wieso Fräulein? In dem Gedicht ist nur von Männern die Rede!«
»Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass in diesem Macho-Staat ein Mann die Waschbecken putzt! Greg hat mir erzählt, dass für die niederen Tätigkeiten Ausländer beschäftigt werden, überwiegend Inder, Pakistani und Ägypter. Erinnert dich das nicht an etwas?«
Und ob! Allerdings ist es schon lange her, seit hierzulande auf einem städtischen Müllwagen nur der Fahrer einen deutschen Pass hatte und die Straßenkehrer spanisch oder türkisch sprachen; in den Emiraten muss man sich jetzt an indische und nordafrikanische Dialekte gewöhnen. »Und zu welcher Gruppe gehört Greg?«, brüllte ich in das Geplätscher der Dusche, von der sich Susanne berieseln ließ. »Der Junge ist doch Europäer?«
»Aber bloß ein halber! Sein Vater ist Engländer und seine Mutter eine Nachfahrin deutscher Einwanderer, die seinerzeit unter Willem Zwo nach Namibia ausgewandert sind. – Kannst du mir bitte ein Handtuch rüberschmeißen!«
Prompt fiel es
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