Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
ein halbes Pfund Wüste herum.«
    »Na gut«, genehmigte Stefanie, »treffen wir uns am Pool. Der wird sich bestimmt anhand der Karte finden lassen.« In unserem Bungalow hatten wir nämlich einen in vier Sprachen abgefassten Lageplan vorgefunden – mit Windrose und vielen bunten Zeichnungen, wie denn was zu erreichen sei, und das war momentan der hügelabwärts gelegene große Pool samt Restauration. Die restlichen Illustrationen bestanden aus hingestrichelten Zelten und diesen rasierpinselartigen Gewächsen, die in natura wirklich sehr merkwürdig aussahen. Beruhigt hatte mich allerdings, dass es auch auf hiesigen Karten vier Himmelsrichtungen gab und Norden oben war. Ansonsten kommt man sich überall wie ein Analphabet vor, denn diese lang gezogenen, an ein kompliziertes Stickmuster erinnernden Schriftzüge sind für Normaleuropäer unlösbare Bilderrätsel.
    Innerhalb weniger Minuten hatte Susanne ihre Sachen im Schrank verstaut und lümmelte sich auf dem mit Seidenkissen überladenen Sofa, während um mich herum von Mückensalbe über Spielkarten bis zu Schreibutensilien und Schuhcreme noch vieles von jenen Unentbehrlichkeiten lag, die man immer nur dann braucht, wenn man sie nicht dabei hat. Und überhaupt war Susannes Koffer gerade mal halb so groß wie meiner.
    »Hast du wirklich nur so wenig Urlaub gekriegt, oder weshalb kommst du nicht mit auf die Malediven? Fünf Tage Sandkiste und vier Tage Metropole ist im Grunde genommen kein Urlaub, sondern Sightseeing pur. Heute haben wir noch Schonfrist, ab morgen ist Schluss mit Faulenzen, da wird besichtigt!«
    »Hier? Was denn?«
    »Na, was wohl? Die Wüste natürlich! Ich möchte als Erstes mal einen Sonnenaufgang erleben!«
    Susanne sah mich an, als sei ich ein lästiges Insekt. »Sonnenaufgang? Weißt du überhaupt, wann der ist?«
    »Ziemlich früh vermutlich, nach deiner Zeitrechnung also noch vor dem Aufstehen. Aber du musst ja nicht mit.«
    »Das habe ich auch gar nicht vor.« Sie strampelte sich aus dem Kissenberg. »Und was meinen angeblich zu kurzen Urlaub betrifft … die vier Wochen kriege ich im Laufe eines Jahres schon zusammen, nur habe ich mir angewöhnt, lange genug wegzubleiben, damit mein Chef mich vermisst, aber nie so lange, bis er entdeckt, dass er ganz gut auch ohne mich auskommen könnte. Noch hat er’s nicht gemerkt!«
    Ich stopfte den ganzen Kleinkram zurück in den Koffer und stand auf. »Das hat Zeit bis nachher. Und wer braucht hier schon Abwehrspray gegen Mücken? Die Viecher haben doch gar keine Überlebenschance.«
    Das allerdings war ein weiterer der bereits erwähnten Irrtümer!
     
    Der große Pool war genauso kalt wie unsere privaten Planschbecken, was meine drei Mitreisenden allerdings bestritten und für meine Weigerung, in diesem Eiswasser herumzuschwimmen und das auch noch herrlich zu finden, kein Verständnis aufbrachten. Trotz heftiger Gegenwehr landete ich natürlich doch im Becken, und sofort eilten auf mein Geschrei zwei Gärtner und aus dem kleinen Restaurant der zu unserer Betreuung dorthin abkommandierte Boy herbei, heroisch entschlossen, mich vor dem Ertrinken zu retten. Schwimmen kann ich ja, aber noch wenige Sekunden länger in diesem Wasser, und ich wäre erfroren!
    Wenigstens durfte ich jetzt wieder raus, mich in der Sonne aufwärmen und nur zwanzig Minuten später den Unterschied zwischen Gänsehaut und Sonnenbrand erfahren. Ersteres ist besser, weil schneller und nachhaltiger zu therapieren!
    Alle zehn Minuten schlich der sichtlich gelangweilte Restaurantions-Boy Ahmed um uns herum in der Hoffnung, wieder etwas bringen zu dürfen, dabei hatte er uns schon ausreichend versorgt. Natürlich soll man viel trinken und in diesem heißen Klima noch mehr als sonst, aber wer hat schon einen Schwamm anstelle eines Magens? Doch Ahmed hatte nichts zu tun, polierte immer wieder die Metallteile seiner ohnehin schon glänzenden Theke und warf gelegentlich einen Blick auf die Uhr in der Hoffnung, wir würden endlich verschwinden. Ich hätte ihm ja ganz gern den Gefallen getan, aber Hannes war auf seiner Liege eingeschlafen, Susanne ziemlich dicht davor, nur Stefanie las sich mit bemerkenswerter Intensität durch einen Tausend-Seiten-Wälzer und schaute lediglich dann auf, wenn sie nach ihrem Glas tastete und es nicht auf Anhieb fand.
    »In dieser Kulisse liest sich das großartig! Da kämpfen sich gerade zwei Menschen bei winterlichen Schneestürmen zu Fuß durch das schottische Hochland, und ich liege hier in der Sonne

Weitere Kostenlose Bücher