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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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der Schießstand lag ein paar hundert Meter weit weg, also nach dortigen Kriterien in für uns unzumutbarer Entfernung, und deshalb wurden wir in zwei Quads hingefahren. Das sind diese offenen, dick bereiften Fahrzeuge, eine Art Mischung aus Trecker und jenen überdimensionalen Rasenmähern, mit denen hierzulande die Grünflächen in Stadtparks geschoren werden. Inzwischen sind sie auch bei uns zu einem äußerst beliebten Fortbewegungsmittel aufgestiegen. Die Dinger machen einen höllischen Krach und sind ziemlich unbequem, aber hochgradig wüstentauglich. Und das bei derartigen Unternehmungen übliche Quantum an mitzuführenden Wasserflaschen passt auch noch rein.
    Mit einem kleinen Köfferchen in der Hand folgte Asmaha – selbstverständlich zu Fuß und heute zartrosa verhüllt.
    Decken wir den Mantel des Schweigens über meine Schießkünste. Ich hab ja nicht mal das Ölfass getroffen, geschweige denn den in der Mitte aufgemalten roten Kreis. Beim ersten Mal hatte Steffi auch danebengeschossen, aber schon der zweite Versuch sah recht viel versprechend aus, und der dritte Pfeil blieb sogar am äußeren Rand des Kreises stecken. Zu einem vierten Schuss kam es aber nicht mehr, denn sie hatte entgegen den Anweisungen ihren Bogen zu schief gehalten oder den Arm verkehrt angewinkelt oder irgendetwas anderes falsch gemacht, jedenfalls jaulte sie plötzlich auf, und dann war auch schon Asmaha mit dem Erste-Hilfe-Kasten da. Obwohl nicht mal Blut geflossen war, bekam Steffi einen schönen Druckverband um den Oberarm und vermutlich erst dadurch einen Fünfmarkstück großen dunkelvioletten Fleck, der nach einer Woche immer noch deutlich zu sehen war und so gar nicht mit ihren meist orangefarbenen Badeanzügen harmonierte.
    Hannes wollte nicht schießen und Susanne erst dann, nachdem Greg Anstalten machte, ihr mit offenbar unvermeidlicher Tuchfühlung die richtige Körperhaltung beizubringen. Energisch riss sie sich los, spannte die Sehne, visierte das Ziel an, und einen Wimpernschlag später steckte der Pfeil zitternd in der Mitte des roten Kreises.
    »Gibt es eigentlich etwas, das sie mal
nicht
kann?«, murmelte Steffi vor sich hin, aber Susanne hatte es trotzdem gehört. »Ja, kochen!«
    Fürs Erste war unseren sportlichen Ambitionen Genüge getan, außerdem wurde es schon wieder richtig heiß, und ein gekühlter Ananassaft in einem gut gekühlten Glas erscheint einem plötzlich wie eine Fata Morgana und ist nicht zu vergleichen mit lauwarmem Mineralwasser ohne Kohlensäure, weil ich die Flasche nicht richtig zugedreht hatte. Asmaha durfte diesmal auch mitfahren, der Beduine würde dableiben, erläuterte Greg, nachher kämen die deutschen Honeymooner zum Schießen, und bis dahin wolle er schlafen. Das schien ohnehin eine sehr beliebte Tätigkeit der arabischen Männer zu sein, jedenfalls können sie das überall und in fast allen Körperhaltungen.
    Meine Henkersmahlzeit bestand aus frischem Obst sowie einer Tasse kakaofarbener Suppe unbekannten Ursprungs, die zwar hervorragend schmeckte, aber noch abends auf der Zunge brannte und meinen Tagesbedarf an Mineralwasser um einen weiteren Liter anhob. Das wäre ja sogar wünschenswert gewesen, wenn es nicht von nun an ein ganz gravierendes Problem gegeben hätte … doch davon später.
    Und was unsere ständige Bewachung betraf, hatte Hannes eine Entdeckung gemacht, nachdem es ihm gelungen war, Greg für eine Stunde das Quad abzuschwatzen, um damit quer durch die Wüste brettern zu können. Ganz allein. Miss Nazirah war damit erst gar nicht einverstanden gewesen wegen der Gefahr, und überhaupt sei sie für das Wohl der Gäste verantwortlich … Doch erst nachdem Hannes mit Susannes Hilfe eine Erklärung aufgesetzt hatte, dass er für alle Eventualitäten die alleinige Verantwortung trage, auch für den Fall eines Raubzugs kriegerischer Beduinen und des Verdurstens infolge Flüssigkeitsmangel, erhielt er von Greg einen Schnellkurs im Umgang mit dem Quad, bekam einen Kompass ausgehändigt, ein Walkie-Talkie sowie zwei Flaschen Wasser, und dann endlich bretterte er los. Eine Zeit lang hörten wir noch das Geknatter aus der Ferne, dann wurde es ruhig. Ab und zu sahen wir Greg herumlaufen, immer mit Sprechfunk am Ohr, während wir auf der Terrasse endlich die schon vor Tagen gekauften Ansichtskarten beschrifteten.
    Das ist auch eine dieser Pflichtübungen, um die man selten herumkommt. Wehe, wenn man der Nachbarin zur Rechten eine Karte schickt, dankbar dafür, dass sie immer

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