Geht das denn schon wieder los?
erst unlängst über die angeketteten Bügel in einem norddeutschen Hotel beschwert und gerätselt hatte, wer um alles in der Welt Kleiderbügel klaut? »Wenn wenigstens
Cesar’s Palace
draufstehen würde oder
Hotel Adlon,
dann könnte ich das noch verstehen, aber so ’n einfacher Plastikbügel ist doch im heimischen Kleiderschrank nun wirklich keine Aufwertung der eigenen Garderobe!«
Und jetzt fragt sie tatsächlich, ob sie hier etwas mitnehmen …?
»Also wenn du eins oder auch mehrere dieser bunten Duftwässerchen aus dem Bad einpacken willst, hat man bestimmt nichts dagegen, aber ich dachte …«
»Dann denkst du falsch! Ich rede nicht von diesem grauslichen Zeug, sondern von den Bademänteln!«
Jetzt konnte ich sie verstehen! »Wüstenweiß« waren sie (in der deutschen Sanitärbedarf-Farbpalette meist als »Bahama-Beige« aufgelistet), federleicht und trotzdem ganz flauschig, trugen auf der linken Brusttasche den Steinbock eingeprägt und sahen sogar noch angezogen todschick aus. Wir hatten sie fast jeden Abend getragen, wenn wir noch auf unserer privaten Terrasse gesessen und den immer wieder schönen, mit Tausenden von Sternen gesprenkelten Nachthimmel bewundert haben. »Nein, Stefanie, man stiehlt keine Bademäntel!«
»Das habe ich mir schon gedacht!«, kam es kläglich zurück. »Aber ich hätte sooo gerne einen mitgenommen.«
»Lass ihn trotzdem hängen! – Bist du denn schon fertig mit Packen?«
»Beinahe, aber das Volumen der Sachen, die rein müssen, hat sich mal wieder auf rätselhafte Weise vergrößert, während sich umgekehrt das Fassungsvermögen des Koffers verringert hat, das ist doch jedes Jahr das Gleiche! Wissenschaftlich nicht zu erklären, aber im Urlaub jederzeit zu beweisen. Einen Bademantel würde ich trotzdem noch reinquetschen können.«
»Auf den Malediven brauchst du keinen, und zu Hause hast du bereits zwei! Also lass gefälligst die Finger weg!«, empfahl ich meiner Tochter, um mir wenig später von Susanne sagen zu lassen, dass sie am liebsten den Bademantel mitnehmen würde. »Diese Qualität kriegt man bei uns ja gar nicht!«
Aber auch sie konnte ich von der Unbotmäßigkeit ihres Vorhabens überzeugen, dabei hätte ich ja selber nur zu gerne …
Am Spätnachmittag sollten wir von Greg in die Metropole gefahren werden, durften unsere Bungalows jedoch bis zum letzten Moment benutzen, es waren ja noch genügend unbewohnte vorhanden. In den zahlungskräftigen Kreisen hatte sich dieses etwas andere Hotel offenbar noch nicht so richtig herumgesprochen, und jenen Druckfehler im Katalog gab es nun bestimmt nicht mehr, so dass der vorübergehende Einfall deutscher Gäste wohl eine Rarität bleiben würde. Bestsituierte Germanen urlauben nicht inmitten einer Wüste, da sieht sie ja niemand, vielmehr reisen sie zu einem ihrer eigenen Feriendomizile auf Mallorca, Sardinien oder in der Karibik, wo sie unter ihresgleichen sind – San Lucia zum Beispiel oder Mustique. Auf einer der so gar nicht elitären Nachbarinseln hatten Steffi und ich vor anderthalb Jahrzehnten mal Urlaub gemacht und von unserem Kellner erfahren, dass auf dem genau gegenüberliegenden und abends hell erleuchteten Eiland Prinzessin Margaret auch gerade ein paar Ferientage genoss, und wenn wir Glück hätten, könnten wir sie sogar sehen, denn sie käme öfter in ihrem Speedboot ganz dicht an unserem Strand vorbei. Nichts hatte mich weniger interessiert als eine ältliche und etwas übergewichtige englische Prinzessin, aber die Insel hätte ich gern besucht, die soll nämlich wunderschön (und natürlich vierundzwanzig Stunden lang rundum bewacht) sein!
Das allerdings wurden wir hier in der Wüste auch, nur hatten wir es gar nicht so richtig wahrgenommen, denn erst als Hannes … nein, so geht das nicht!
Es fing damit an, dass wir Bogenschießen ausprobierten. Bekanntlich müssen speziell deutsche Urlauber permanent beschäftigt werden, also hatte man schnell zwei leere Ölfässer mit dicken Stricken umwickelt und vor ein abseits stehendes altes Beduinenzelt gekarrt; allerdings war es eine kleinere Ausführung der uns bekannten Version gewesen und schon ziemlich verstaubt. Ein Teppich hatte auch nicht dringelegen.
Sobald wir unser Einverständnis erklärt hatten, uns in der einstmals ritterlichen Kunst des Bogenschießens zu versuchen, wurde noch schnell ein mit dieser Sportart vertrauter Beduine rekrutiert und zum Ort des künftigen Geschehens in Marsch gesetzt. Zu Fuß. Wir hatten es besser, denn
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