Geht das denn schon wieder los?
Beige eigentlich gar nicht meine Farbe!«
Recht hatte sie! Für knapp sechshundert Mark (der damalige Wechselkurs war zu jener Zeit ausgesprochen touristenfeindlich) kann man etwas mehr verlangen als einen Bademantel mit einem handgestickten Emblem auf der Tasche. »Welche Bedeutung hat eigentlich dieser hier überall vertretene Steinbock?«, wollte ich wissen und damit das Thema wechseln. »Rein zoologisch gehört der doch ins Hochgebirge und nicht in die Wüste?!«
Drei Augenpaare sahen mich verständnislos an. »Welchen Steinbock meinst du denn?«, brachte Hannes nach längerem Überlegen heraus.
»Na, welchen wohl? Auf der Bettwäsche, auf den Handtüchern, auf den Autotüren … der fällt einem hier doch ständig ins Auge. Gestern habe ich sogar einen für meine Putzfrau gekauft! Die steht auf Nippes!«
Sie kapierten es noch immer nicht! Schließlich deutete ich auf den Bademantel. »Da sitzt doch auch einer auf der Brusttasche!«
Man erspare mir die nun folgenden Kommentare! Sie waren zahlreich, wenig schmeichelhaft und zeugten von keinerlei Respekt vor dem Alter. »Na ja, wer einen schwarzen Chow-Chow für ’n Wildschwein hält und ein Elektrokabel für ’ne Blindschleiche, der …«
»Ich geb’s ja zu, aber das ist im Wald gewesen und schon ziemlich dunkel, vier Tage später habe ich ja auch endlich meine Brille bekommen!«, wehrte ich mich gegen die Aufzählung meiner gelegentlichen Irrtümer, aber Stefanie fiel doch noch etwas Passendes ein: »Und wie war das ein halbes Jahr später auf Jamaika mit der Kakerlake neben dem Bett?«
»Na ja, es ist
keine
Riesenspinne gewesen, aber dafür ein extrem großes Vieh!«
»Und ein extrem totes!«
»Das erkennt man doch nicht auf Anhieb!«
Bevor weitere peinliche Details meiner Begegnungen mit vier- und sechsbeinigen beziehungsweise auch mal beinlosen Vertretern der wirklich sehr artenreichen Tierwelt zur Sprache kommen würden, wechselte ich das Thema – und setzte mich wieder in die Nesseln. »Wenn das behörnte Wappentier dieser Wüstenherberge kein Steinbock ist, was soll’s denn sonst sein?«
Die Antwort kam gleich dreistimmig: »Eine Oryx-Antilope!«
Zugegeben, darauf hätte ich selber kommen müssen!
Greg erschien, bat höflich um die Zimmerschlüssel, weil das Gepäck verladen werden sollte, sorgte dafür, dass die meisten Koffer in seinem Wagen verstaut wurden und nur noch neben ihm Platz für eine Person blieb, während wir anderen mit Said fahren sollten, nur hatte Greg nicht erwartet, dass Hannes bei ihm einsteigen würde! Angeblich haben sie die halbstündige Fahrt nahezu schweigend verbracht.
Good bye, du merkwürdiges, dreiundachtzig Pfennig pro Minute teures Hotel mitten in der Wüste, es war schön, dich kennen gelernt und ein paar Tage lang wie die Reichen dieser Welt gelebt zu haben, aber nun bin ich froh, wieder ein ganz gewöhnlicher Mensch zu sein, dessen einzige Frage in den nächsten Tagen sein würde: Wo um alles in der Welt gibt es eine Toilette …?
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Kapitel 12
D er Unterschied war gewaltig! Unseren circa siebzig Quadratmeter großen Rundbungalow mit überdachter Terrasse hatten wir tauschen müssen gegen ein bestenfalls zwanzig Quadratmeter großes Zimmer mit einem angeklebten Vogelkäfig, gerade geräumig genug, um Susanne zum Rauchen und unsere Schuhe zum Lüften rauszustellen. Und das alles im sechzehnten Stock eines jener riesigen Hotelklötze, die in fast allen Metropolen unseres Erdballs einen Bruder haben. Sie stehen immer mitten im Zentrum, sind bis ins Kleinste durchorganisiert und zeichnen sich selten durch architektonische Schönheit aus. Allerdings haben sie auch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Weil sie häufig die anderen Häuser überragen, findet man sie auch in fremder Umgebung auf Anhieb wieder.
Das von Dubai steht – umgeben von allerdings noch höheren Bauwerken – an einem Creek, also einem Seitenarm des Meeres in der Nähe vom Dhau-Hafen, hat mindestens sechs Eingänge, was Verabredungen in der Art von Ich-warte-neben-der-Tür-auf-dich nahezu unmöglich macht, und folgerichtig ähnelt die Lobby in ihren Ausmaßen einer mittelstädtischen Bahnhofshalle; auch hier findet man sich ohne präzise Angaben erst nach längerem Suchen wieder, das hatten wir bereits am ersten Abend feststellen müssen.
Unsere Wüstentaxis hatten uns genau zur Rushhour vor dem Haupteingang abgesetzt, was den Abschied beschleunigte, denn hinter uns stauten sich bereits die nächsten Wagen. Also
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