Geht das denn schon wieder los?
Tarnkappen?«
Nein, diese Frage hatte sie wohl nicht verstanden, sie schüttelte nur den Kopf und plapperte munter weiter, doch nun hatte ich wirklich genug. Mit einem gemurmelten »Ich muss mich mal wieder um meine Sippe kümmern! Wir sehen uns ja nachher auf der Rückfahrt«, ließ ich Ilona einfach stehen, verschwand hinter dem letzten Zelt und wäre beinahe über einen männlichen Gast gestolpert, der das angeblich irgendwo weiter hinten im Dunkel der Wüste installierte Dixi-Klo wohl nicht gefunden oder gar nicht erst gesucht hatte.
Es war merklich ruhiger geworden. Und leerer, denn die Küchenbrigade hatte bereits ihr Zelt geräumt und war abgekarrt worden, nur noch die drei Geländewagen mit dem Steinbock-Emblem auf den Türen standen unbemannt in der dunklen Wüste.
Greg flirtete mit Susanne, Hannes turtelte mit Stefanie, die drei deutschen Pärchen waren mit sich selber beschäftigt, die Engländer unterhielten sich mit einem der zwei Fahrer über die jährliche Niederschlagsmenge in den Golfstaaten, Ilona war noch nicht da, also wäre für mich nur noch der Fahrer des dritten Wagens als Gesprächspartner geblieben, doch als der endlich auftauchte, war es jener Mann, über den ich vor ein paar Minuten beinahe gestolpert wäre. Jetzt im Licht sah er ein bisschen aus wie der Sarotti-Mohr, aber der trägt ja keine Bermudas.
Höhepunkt des Abends war zweifellos der Stopp vor jener kleinen Oase, die wir bereits hoch zu Dromedar besucht hatten. Erst erloschen die Scheinwerfer, dann schoben sich die Wagen ganz langsam und leise näher, die Motoren wurden ausgeschaltet, und plötzlich sahen wir sie im Mondlicht stehen: Ungefähr ein Dutzend Oryx-Antilopen hatten sich am Wasserloch gesammelt, tranken, rieben zärtlich ihre Hälse aneinander, stupsten die drei Kleinen zurück in den Kreis der Herde … es war ein so wunderschönes friedliches Bild, wie ich es außer in Kenia noch nie in der freien Natur gesehen hatte. Kaum ein Wort fiel, und wenn, dann wurde nur geflüstert – es hatte uns alle gepackt.
Wie lange wir dort gehalten haben, weiß ich nicht, aber als Greg den Motor wieder anließ, hoben die Tiere ihre Köpfe und waren in Sekundenschnelle hinter einem Hügel verschwunden.
Später erzählte er uns, dass diese Wasserstelle gar keine natürliche Oase sei, sondern eine künstlich angelegte Tränke für ebendiese Antilopen, von denen es hier in der Gegend noch eine ganze Menge gebe.
»Susanne, frag ihn doch endlich mal, weshalb bei den ganzen Palmen auf dem Hotelgelände die Blätter zusammengebunden sind.«
Darüber hatten wir uns schon mehrmals den Kopf zerbrochen, denn Palmen sollten nun mal diese riesigen dunkelgrünen Wedel haben und nicht aussehen wie riesige Zahnstocher. Natürlich hätte ich Greg auch selber fragen können, und vermutlich hätte er mich sogar verstanden, nur bin ich mir absolut sicher, dass ich
ihn
nicht verstanden hätte; oder wissen Sie auf Anhieb, was »einkeimblättrig« oder »Wurzelballen« auf Englisch heißt? Das wusste nicht mal Susanne, doch sie konnte wenigstens Gregs Umschreibungen und natürlich seine ausführlichen Erläuterungen übersetzen, die in kurz gefasster Version Folgendes besagten: Auf dem Hotelgelände gäbe es zwar eine unterirdische Quelle, sonst hätte man erst gar kein Hotel gebaut (das hat eine gewisse Logik), die Palmen wurden natürlich Stück für Stück angepflanzt (auch das hatten wir vorausgesetzt), doch wenn sie schon jetzt ihre Blätter entfalten würden, dann ginge die ganze Kraft in den Blattwuchs und nicht in die Stämme, die erst einmal richtig wurzeln müssten. Wir hätten doch sicher den umgestürzten Baum am Pool gesehen, der habe dem Sandsturm noch nicht standhalten können. Aber wenn wir in zwei Jahren wiederkämen, dann könnten wir bereits jede einzelne Palme wie einen Sonnenschirm nutzen.
»Mal abgesehen von den Kosten – würdest du noch einmal hier Urlaub machen?«, wollte ich von Susanne wissen, nachdem wir frisch geduscht und rechtschaffen müde in unseren wahrhaft königlichen Betten lagen.
»Nein!«, kam es sofort zurück.
»Und weshalb nicht?«
»Ich habe doch schon mal richtig große Palmen gesehen!«
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Kapitel 11
L etzter Tag – sehr sportiv!
Anruf von Stefanie – zehn Minuten vor acht. Morgens! »Stimmt es wirklich, dass man aus einem Hotel nichts mitnehmen darf, auch wenn einem etwas ganz besonders gut gefällt?«
Ist diesem Kind die viele Sonne nicht bekommen? Sie war es doch gewesen, die sich
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