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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ganz arme Victoria Beckham, aber Normalverdienern erscheinen vierhundertfünfundneunzig Dollar für ein taschenbuch-großes Lederbeutelchen denn doch etwas überzogen. Allerdings hatte – natürlich ganz dezent –
Louis Vuitton
dringestanden. Von
Hermès
hätte mir auch was gefallen, war jedoch nur unbedeutend preiswerter gewesen – na ja, und die Boutiquen von Chanel, Versace, Gaultier und Co. hatten seinerzeit sowieso nichts Tragbares im Angebot!
    Dafür war der Bummel über den Gewürzmarkt ein Genuss für Augen und Nase, und die roten Safranfäden sollten angeblich äußerst preiswert gewesen sein. Nur – was macht man eigentlich damit? Stefanie hat gesagt, damit kriegt man den meist etwas blässlichen Vanillepudding richtig goldgelb, aber das stimmt überhaupt nicht! Ich hab’s probiert und dann doch wieder auf Eigelb zurückgegriffen.
    Blieb also noch der Gold-Souk, ein auf höchstens achtzehn Grad heruntergekühlter, ungefähr dreihundert Meter langer und zwanzig Meter breiter Bahnhof, doch dort, wo rechts und links eigentlich Schienen hätten liegen müssen, gab es Geschäfte, eins neben dem anderen, und in allen wurde Gold verkauft – je nach Liquidität der Kunden auch schon mal pfundweise! Wichtigstes Requisit auf dem Ladentisch war neben dem Scanner für Kreditkarten nämlich die Goldwaage.
    »Das sieht ja aus wie bei Käte Wohlfahrt auf’m Weihnachtsmarkt!«, war alles, was Steffi beim Anblick dieser überladenen Schaufenster einfiel, und insgeheim musste ich ihr Recht geben. Vor lauter Gold sah man nämlich erst gar nichts, und nur allmählich unterschied man Einzelheiten, zunächst die von einem Ende des Schaufensters zum anderen reichenden, übereinander angebrachten Stangen, oft ein halbes Dutzend oder mehr, und an jeder dieser Stangen hingen dicht nebeneinander goldene Armreifen, aufgefädelt wie Perlen an einer Schnur. Oben drüber baumelten von der Decke herab dicke Goldketten, häufig mit sehr viel Zierrat, während unter diesem ganzen Geschmeide auch noch eine Auswahl an Ringen aufgebaut war, selbstverständlich goldene und überwiegend männlich geprägt, weil sehr breit und sehr schwer, besonders die Siegelringe. Die für Frauen bestimmten Pretiosen waren kleiner und mit Edelsteinen bestückt – die ganz Kostbaren ruhten einzeln in Samtetuis.
    Natürlich bekam man auch goldene Manschettenknöpfe, Feuerzeuge, Zigarettenetuis und was der Mann von Geld sonst noch so braucht, doch das fand sich irgendwo ganz hinten im Laden, zusammen mit Broschen und ähnlichen, nicht so häufig verlangten Teilen.
    Bei uns zu Hause bleibt man vor den Auslagen eines Juweliergeschäfts zwei Augenblicke lang stehen, betrachtet die meist sparsam dekorierten Kostbarkeiten und malt sich vielleicht aus, wie der Ring mit dem kleinen Smaragd obendrauf wohl an der eigenen Hand aussehen würde. Ist natürlich utopisch, eine neue Waschmaschine ist viel wichtiger, die alte pfeift beim letzten Schleudergang schon so komisch, und das Waschpulver spült sie auch nicht mehr richtig ein.
    Auf derartige Gedanken kommt man hier gar nicht! Erste Überlegung: Wer um alles in der Welt soll diese unendlichen Mengen Gold eigentlich kaufen? Und gleich die zweite: Wieso finden hier nicht tagsüber mindestens zwei und nachts ein halbes Dutzend Raubüberfälle statt?
    Letzteres lässt sich sofort erklären: Der Souk wird rund um die Uhr innen und außen von bewaffneten Sicherheitsleuten bewacht.
    Die andere Frage ist schwerer zu beantworten, jedenfalls dann, wenn man selber kaum Schmuck trägt und sowieso nur Weißgold mag – eine Variante, die in Dubai offenbar wenig geschätzt wird. Bereits nach kurzer Prüfung der ersten drei Schaufenster war mir klar, dass ich keinen Ersatz für meinen kürzlich verlorenen schmalen Armreif finden würde. Die hier angebotenen bestanden zu achtundneunzig Prozent aus Rotgold und fingen bei einer Breite von anderthalb Zentimeter erst an!
    Ach ja, das Wichtigste: Preise gibt es nicht, die werden jeweils nach Gewicht des Schmuckstücks ausgehandelt und richten sich nach der vermutlichen Zahlungs
fähig-
und nicht zuletzt nach der Zahlungs
willigkeit
des jeweiligen Kunden. Wer etwas unter zehn Gramm kauft, muss einen Aufpreis zahlen! Soll aber noch nie vorgekommen sein.
    »Können wir uns nicht mal irgendwo hinsetzen und was trinken!«, verlangte Stefanie, die sich trotz Susannes Zureden nicht zum Ankauf einer mindestens fünf Zentimeter breiten ziselierten Kette hatte durchringen können. »Ich

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