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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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davoneilen – dorthin, wohin wir doch auch so dringend wollten!
    Nun setzten sich jene Fahrgäste jedoch nicht nur aus den (vermutlichen) Mitgliedern eines rheinischen Kegelklubs zusammen, denn es gab unter anderem auch ein sehr sympathisches Ehepaar mittleren Alters und zwei allein reisende, etwas betuliche Schwestern, die vor einem halben Jahr ein stattliches Sümmchen im Lotto gewonnen hatten und nun endlich »in den Orient« hatten fahren wollen, weil das schon immer ihr Traum gewesen war. Weshalb sie ausgerechnet in Dubai gelandet waren, wo sie sich eigentlich alles ganz anders vorgestellt hatten, hatte offenbar an ihrer Großnichte gelegen, denn die hatte unbedingt hierher gewollt, und die hatten sie doch mitnehmen
müssen,
weil sie Englisch spricht. »Wir haben das damals ja noch nicht in der Schule gelernt«, bedauerte Renate, anscheinend die Ältere und Beherztere der beiden, »und so ganz ohne jemanden, der sich verständigen kann, wollten wir nun doch nicht reisen, stimmt’s, Lilli?«
    Lilli nickte und vertiefte sich wieder in die englische Speisekarte mit dem Stickmuster auf der gegenüberliegenden Seite. »Was heißt denn mutton? Ist das was mit Fleisch?«
    »Hammel!«, entfuhr es mir sofort, denn dieser nach Talg schmeckende, in einer undefinierbaren Soße schwimmende Fleischklotz hatte mir seinerzeit das ohnehin nicht gerade positive Image der englischen Küche bestätigt. Ein bisschen kann ich nämlich mitreden, nicht umsonst hatte ich für ein paar Jahre eine englische Schwiegertochter!
    »Und wo ist Ihre Großnichte jetzt?«, nahm ich das unterbrochene Gespräch mit Renate wieder auf.
    »Ach, sie will heute einkaufen, und das wäre für uns bestimmt viel zu langweilig geworden, hat Simone gesagt und uns diesen Ausflug empfohlen, weil daran nur Deutsche teilnehmen und wir einen deutschsprachigen Führer haben würden. Aber der ist ein Orientale und spricht nur ganz schlecht Deutsch.«
    »Wie lange wollen Sie denn in Dubai bleiben?«
    »Noch fünf Tage, so lange ist nämlich das Hotel schon bezahlt.« Das klang alles andere als begeistert. »Aber danach fliegen wir noch für zwei Wochen nach Thailand ans Meer, da können wir uns ja wieder erholen.«
    Abgesehen davon, dass ich gar keine echten Tanten hatte, sondern nur wenig geliebte »Nenn«-Tanten, hat mich nie eine von ihnen zu irgendetwas eingeladen, nicht mal zum Zirkus Sarasani, als der gerade in Berlin gastierte. Die Karten dafür hatte meine Großmutter bezahlt und am übernächsten Tag auch den Eintritt ins Schloss Sanssouci, wo Tante Lore dann auch prompt der Geldbeutel aus der Kostümjacke geklaut worden war – jedenfalls hatte ich das damals für ausgleichende Gerechtigkeit gehalten. Aber gesetzt den Fall,
ich
hätte jemals die Einladung zu solch einer Märchenreise bekommen, dann hätte
ich
meine jetzt wohlhabenden Tanten nicht eine Minute lang allein gelassen! Vielmehr hätte ich sie zum Shoppen zwangsverpflichtet und auch neu eingekleidet! Besonders Lilli sah in ihrem braun-weiß getupften Kleid mit Spitzenkragen und den soliden Schnürschuhen ein bisschen sehr altbacken aus.
    Die Entscheidung, was wir eventuell essen wollten, hatte man uns bereits abgenommen. Es war vorab bestellt worden und hatte wohl auch schon längere Zeit auf uns gewartet, denn es wurde sofort serviert und war lauwarm. Egal, wir hatten Hunger, wenn auch mein Appetit schlagartig nachließ, als schräg gegenüber der männliche Part des sympathischen mittelalterlichen Ehepaars leise mit den Calamares-Ringen auf seinem Teller zu reden begann. »Schau mir in die Augen, kleine Salmonelle, ich esse
deine
Augen mit und ohne Pelle.«
    Sofort legte ich das Besteck hin, doch der Herr lächelte zu mir herüber und sagte beruhigend: »Essen Sie ruhig weiter, ich gehe davon aus, dass
das
hier irgendwann doch mal richtig gekocht hat.«
    »Und wenn nicht?«
    »Das hiesige Krankenhaus soll ganz modern sein.«
    Mag ja zutreffen, aber man muss doch nicht alle Errungenschaften des Ölbooms in Anspruch nehmen wollen! Mir fiel dann auch rechtzeitig genug ein, dass ich eigentlich schon satt war und Tintenfisch ohnehin nicht besonders mag. Das rabenschwarze Gebräu, Kaffee genannt, aber auch nicht. Außerdem stand Hussein schon an der Tür, äugte zu uns herüber und winkte verstohlen. »Ich gehe mal Hände waschen«, informierte ich die neben mir sitzende Stefanie und stand auf.
    »Warte, ich komme mit.«
    Wir folgten unserem Chauffeur durch einen Gang und durch eine Tür in einen

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