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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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doch tatsächlich vergessen, dass ich ihn vorhin in die Tasche gesteckt habe!«
    Nur einen Augenblick lang signalisierte Husseins Blick Mordgelüste, doch dann nickte er verstehend. »Okay, I call it quits!«, sagte er grinsend, was so viel bedeutet wie »ich hab kapiert! Jetzt steht’s pari!«
    Von diesem Moment an verstanden sich die beiden Männer prächtig. Und dass Hussein von seiner Kurzsichtigkeit ganz plötzlich geheilt war, sei nur nebenbei erwähnt.
    Weiter ging es zum nächsten Ziel, dem Kamelmarkt. Wir zockelten hinter dem Bus her, stoppten weisungsgemäß vor dem Gefängnis, einem sehr robusten Bau ohne Erfolgschancen für potenzielle Ausbrecher, stiegen aus und ließen uns die Elemente der osmanischen Architektur erklären. Woraus sie bestehen, weiß ich aber nicht mehr.
    Da war der Kamelmarkt schon beeindruckender, auch wenn die Kamele ausnahmslos Dromedare waren, die geduldig in der glühenden Sonne standen, uns herablassend musterten und sich dann gelangweilt abwandten. Als Käufer kamen wir offensichtlich nicht in Betracht.
    Ob wir eins haben wollten, erkundigte sich Hussein, er könne äußerst preiswert ein Tier besorgen, auch mehrere, ein Freund von einem seiner Freunde sei nämlich mit der Schwester vom Onkel eines Kamelzüchters verheiratet (oder so ähnlich), da hätte er Beziehungen, und Kamele seien doch viel genügsamer als Esel. Die halte man in Deutschland nämlich als Haustiere, das habe er mal in einem Film gesehen.
    »Und wie kriege ich das Kamel ins Flugzeug?«, wollte Hannes wissen.
    Bevor Hussein eine passende Antwort eingefallen war, ließ uns ein lautes Hupen zusammenfahren. Der Bus mit den Kölnern bahnte sich langsam aber nachdrücklich einen Weg durch die kreuz und quer geparkten Pritschenwagen, auf deren Ladeflächen Dromedare standen oder lagen und sich das Getümmel von oben beguckten. Ein Tier lag sogar, vor dem heißen Metall mit einer gepolsterten Decke geschützt, wiederkäuend auf dem Dach einer Limousine.
    »Gibt den armen Viechern denn niemand mal was zu trinken?«, empörte sich Stefanie.
    »Kamele können leben eine ganze Woche ohne Wasser«, bestätigte Hussein prompt die auch mir bekannte Tatsache (Karl-May-Lektüre bildet!).
    »Ich
nicht!«, unterbrach ihn Steffi. »Oder habe ich vielleicht Ähnlichkeit mit einem Kamel?«
    »Auf den ersten Blick nicht«, befand Susanne, »und deshalb solltest du schleunigst aus der prallen Sonne raus!«
    Damit waren wir alle einverstanden, und das nicht nur wegen der Hitze, denn was man bei zwei oder drei Kamelen noch nicht so richtig merkt, wird bei der zwanzigfachen Menge offensichtlich: Viele Kamele auf einem Haufen riechen gar nicht gut!
    Hannes blinzelte in die Sonne, ermittelte nach deren Stand die vermutliche Uhrzeit und beschloss, dass es Zeit zum Mittagessen sei. »Der Bus ist ja auch schon lange weg.«
    »Ja, zum Tiermarkt!«, sagte Susanne.
    »Da sind wir doch schon …«, sagte Hannes.
    »Wir sind aber bei den Kamelen!«, sagte Susanne.
    »Ich denke, das sind Dromedare …«, sagte Hannes.
    »Es
sind
auch Dromedare«, sagte Susanne.
    »Sind Dromedare
keine
Tiere?«, fragte Hannes.
    »Natürlich sind Dromedare Tiere!«, sagte Susanne.
    »Dann ist das hier also doch ein Tiermarkt?«, fragte Hannes.
    »Was sollte es wohl sonst sein?«, fragte Susanne.
    »Und warum müssen wir dann dorthin fahren, wo wir schon sind?«
    Bevor dieser inhaltsschwere Dialog weitergeführt wurde, dessen Feinheiten Hussein ohnehin verborgen blieben, mischte er sich ein, denn was das Wort Tiermarkt bedeutet, wusste er. »Auf dem anderen Markt gibt es Kühe und Ziegen zu kaufen. Und Futter. Ist nicht sehr interessant. Oder wollen Sie kaufen eine Kuh? Geht aber auch nicht ins Flugzeug!«
    Also verzichteten wir auf die Besichtigung dieser vierten Touristenattraktion, denn Ziegen und Kühe kannten wir schon; die hatte es nämlich auch bei dem Bauern gegeben, bei dem wir früher immer unsere frische Milch geholt haben. Jetzt hat er keine Kühe mehr, sondern einen Reiterhof, der ist lukrativer.
    Hussein wurde also gebeten, uns unter Umgehung des zweiten Tiermarkts direkt zu jenem Restaurant zu bringen, in dem es ein gemeinsames Mittagessen geben sollte und – das Wichtigste! – eine Toilette! Unser Pech war nur, dass die Busbelegschaft an der Besichtigung auch in Deutschland hinreichend bekannter Haustiere kein Interesse gezeigt hatte und kurz vor uns angekommen war; wir sahen die letzten drei Gäste noch aussteigen und schnellen Schrittes

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