Geht das denn schon wieder los?
ein ausschließlich weiblicher Sichtschutz gebildet wurde, Blick in die Gegenrichtung und alle paar Minuten Austausch eines menschlichen Bausteins. Dann war auch dieser Punkt abgehakt, wir sammelten unseren Abfall zusammen und zogen, bepackt mit demselben, wieder aufwärts zum Parkplatz – bereit zu neuen Taten.
Die nächste Station war ein Museum – irgendwo am Rand der Wüste und somit am Touristenpfad in die Landschaft gesetzt – in das wir gar nicht rein wollten, aber mussten, damit Jussuf vom Direktor dieses Etablissements eine Unterschrift bekam, und die kriegte er nur, wenn er seine Gäste durch die immerhin angenehm temperierten Räume jagte.
»Da steht ja so ziemlich das gleiche Zeug rum wie in dem Gemäuer von gestern«, sagte Steffi, um wenig später festzustellen: »Das sind dieselben Sachen, die haben sie hier bloß anders aufgebaut.«
Natürlich war das Unsinn, aber ein europäischer Laie erkennt eben nicht die feinen Unterschiede zwischen den alten Öllämpchen von früher und den nachgemachten von heute – beide ähneln in der Form jenen Porzellangefäßen, die Bestandteil des heimischen Essservices und für die zum Spargel gereichte Soße immer viel zu groß sind.
Das ohnehin nur geringe Interesse an den Überbleibseln vergangener Jahrhunderte endete denn auch prompt am Cola-Automaten, der etwas artfremd in einer Ecke stand und sofort umlagert wurde. Wenig später war er leer, womit wir wohl unsere finanzielle Pflicht erfüllt hatten, denn Jussuf bekam sein Autogramm, und wir durften weiterfahren – hinein in die Wüste!
Sand ist
doch
nicht gleich Sand! Der hier war nämlich orange, wurde später fast rot und türmte sich an manchen Stellen bis zu fünfundzwanzig Meter hohen Dünen auf. Andere waren nicht ganz so hoch, aber wenn man von unten raufguckt beziehungsweise hinten im Auto sitzt und sieht, wie vorne der Chauffeur mit den Augen Maß nimmt, das Gaspedal durchdrückt und dann wie ein Irrer Kurs auf die Düne nimmt – also dann wird einem doch ein bisschen anders. Ziemlich schnell ist man oben, das hat man gar nicht richtig mitgekriegt, doch dann hält dieser verrückte Kerl da vorne am Steuer erst mal an, lässt uns alle runtergucken – von oben sieht’s verdammt steil aus! – und plötzlich brettert er los, dass die Sandfontänen bloß so hochstieben. Ganz schnell ist man wieder unten, hat erstaunlicherweise überlebt, das Auto steht auch noch auf seinen vier Rädern, und schon wird die nächste Düne angepeilt.
Muss
ich das wirklich weiter mitmachen? Und wenn ja, warum denn bloß?
Nach der dritten Düne kam ich mir vor wie auf einer Achterbahn, zumal Herr und Frau Müller jedes Mal losquiekten, sobald es wieder runterging, und nach der vierten hatte ich endgültig genug. Nicht so Hussein. Jetzt käme noch die größte und schönste Düne, und danach sei sowieso Schluss, die dahinter liegenden seien viel zu klein und deshalb reizlos.
Also gut, ein letztes Mal. Wieder aufwärts mit Juhu, wieder peilte Hussein den genauen Winkel an, den er für die Abfahrt einschlagen wollte, und dann – saßen wir fest! Immer tiefer mahlten sich die Räder in den Sand, und schließlich ging gar nichts mehr. Alles aussteigen und – schippen! Da holte dieser impertinent grinsende Wüstenkundige doch tatsächlich zwei Klappspaten hervor und drückte sie den beiden Männern in die Hand. »Wir« – die Betonung lag auf
wir
– »müssen frei schaufeln den Wagen. Fangt schon mal an!«
Herr Müller schaufelte, Hannes guckte zu und stellte nach wenigen Minuten fest, dass diese Buddelei eine ziemlich sinnlose Sache sei, denn der unten weggeschippte Sand rutsche ja von oben immer wieder nach. Herr Müller sah das ein. »Aber wir müssen doch etwas tun! Wie sollen wir sonst hier wegkommen?«
»Das lassen Sie mal Husseins Sorge sein!« Sprach’s, setzte sich in den Schatten des Wagens und zog seine Zigaretten heraus. »Ich gehe jede Wette ein, dass die ganze Sache ein abgekartetes Spiel ist; schließlich sollen wir ja auch was geboten kriegen für unser Geld!«
Der zweite Wagen war inzwischen auch herangekommen, am Fuß der Düne stehen geblieben, und nun konnten wir amüsiert zusehen, wie seine Insassen auf allen vieren den Berg heraufkrochen. Dünen besteigen will nämlich gelernt sein! Drei Schritte vor und zwei zurück … diese Erfahrung hatten wir schon während unserer Sonnenaufganggucken-Tour gemacht.
»Ich habe mir ja gleich gedacht, dass das nicht gut gehen kann!«, sagte
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