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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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an ihnen vorbei, bekamen je eine Styroporschachtel ausgehändigt und eine neue Wasserflasche, dann setzte sich Hussein an die Spitze der Kavalkade, Jussuf bildete den Schluss, und im Gänsemarsch ging’s los – noch ein bisschen weiter abwärts auf einem vorher gar nicht bemerkten schmalen Trampelpfad. Plötzlich ertönte hinter mir eine Stimme: »Die Karawane zieht weiter, der Sultan hätt Durst, der Sultan hätt Durst …«
    Es war Udo aus Wiesbaden, der mehr laut als melodisch den Ohrwurm der letztjährigen Karnevalssaison intonierte, und so zogen wir, gebetsmühlenartig immer die gleichen zwei Zeilen wiederholend, durch die Ausläufer des Hajar-Gebirges, bis nach ein paar hundert Metern die steinernen Wände aufhörten und wir auf einer Ebene standen mit einem Flüsschen in der Mitte und einem richtigen See weiter hinten. Und nun wussten wir auch, wo die Insassen der oben geparkten Autos geblieben waren – nämlich hier am Ufer dieses doch recht kärglichen Rinnsals. Kinder planschten im Wasser, das ihnen bestenfalls bis zu den Waden reichte, es gab die dazu gehörenden Eltern, eine strickende Oma, einen schlafenden Hund, viele herumliegende Plastikflaschen und Pärchen, die vergeblich nach einem Sichtschutz suchten. Kein Baum war zu sehen, kein Strauch, nichts Grünes, und folglich gab es auch nichts, das uns vor der Sonne schützte.
    »Eine richtig anheimelnde Gegend«, befand Udo, zog Schuhe samt Sportsocken aus und hielt die Füße ins Wasser. »Eiskalt!«
    Dann holte er irgendwo etliche Meter Bindfaden heraus (endlich wurde mir klar, weshalb diese Trekkinghosen genannten unförmigen Säcke überall Taschen haben!), wickelte das eine Ende um seine Wasserflasche, legte sie in den Fluss und klemmte das andere Ende der Strippe unter einen Stein.
    »Waren Sie mal bei den Pfadfindern?«
    Er sah mich an und schüttelte den Kopf. »Nein, bloß Pionier beim Bund!«
    Man lernt also bei der Bundeswehr außer gehorchen und dem akkuraten Falten eines Oberhemdes auf DIN -A4-Größe doch noch einiges mehr, was die jungen Männer für das spätere Leben tauglich macht.
    Und dann saßen wir alle nebeneinander aufgereiht am Ufer dieses Flüsschens – »Bach« wäre eigentlich die zutreffendere Bezeichnung gewesen – kauten leicht aufgeweichte Sandwiches mit nicht genau definierbarem Belag, gabelten Salatblättchen, und als ich sie gegessen hatte, sah ich erst das kleine Döschen mit dem Dressing. Nun wusste ich wenigstens, weshalb das Grünzeug so fad gewesen war! Als Dessert gab’s Joghurt, von dem Susanne erklärte, der in unserem Wüstenhotel sei um Klassen besser gewesen.
    »Dort hat’s ja auch dreiundachtzig Pfennig pro Minute gekostet!« Wie oft wir diesen dämlichen Satz während der letzten Tage gedankenlos wiedergekäut haben, weiß ich nicht, aber in Gegenwart von Unbeteiligten klingt er natürlich reichlich mysteriös, und dann muss man mit einigen kurzen Sätzen erklären, was Sache ist. Oder war, denn bei diesem frugalen Mahl hier und ganz besonders nach meinem kargen Hotelfrühstück kamen mir unwillkürlich die Buffets vom
Al Maha
vor Augen.
    Natürlich war Udo neugierig geworden, und nachdem wir ihm und seiner Frau die Geschichte von dem Druckfehler erzählt hatten, fing er schallend an zu lachen! »Siehst du, Herma, und du redest immer bloß von der Safari, die das Hotel damals vergessen hat abzubuchen! Dabei ist die nur halb so teuer gewesen!«
    Jetzt spitzte Steffi die Ohren. »Safari? Wo haben Sie denn eine gemacht?«
    »Eine?«
Mit ironischem Lächeln sah er seine Frau an. »Ist das die dritte gewesen oder schon die vierte?« Dann fügte er erklärend hinzu: »Sie müssen nämlich wissen, dass meine Frau bis heute nicht den Kurpark von Wiesbaden kennt, aber garantiert jede Lodge im Ngoro-Ngoro-Krater!«
    Auf das ach so erfrischende, weil eiskalte Bad in jenem als Schwimmbad bezeichneten See verzichtete ich dankend, nachdem ich erstens die Hand hineingehalten und die Wassertemperatur auf maximal zwölf Grad – immerhin
über
null! – geschätzt und zweitens zugesehen hatte, wie vier starke Männerarme Mühe hatten, ein höchstens 45 Kilo wiegendes junges Mädchen aus dem Wasser zu ziehen; ohne Hilfe hatte man in diesem Kratersee mit seinen steil abfallenden Wänden keine Chance!
    Also keine Abkühlung, stattdessen die dritte Flasche Wasser gekippt, was natürlich jene inzwischen normale Frage aufwarf, wo man denn nun könnte, wenn man … und so weiter. Ich glaube, es ist hier gewesen, wo

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