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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Müller.
    »Ja!«, sagte Hussein, holte den Skorpion wieder hervor und setzte ihn auf seine flache Hand. »Hat nie gelebt.«
    »Der ist ja aus Plastik!«, empörte sich Herbert und fand die Sache gar nicht so lustig wie die meisten von uns. »Es gibt nämlich genug Menschen, die gegen so etwas allergisch sind!«
    Während wir auf Skorpionjagd waren, hatte Jussuf den zweiten Landrover halb die Düne hochgefahren, ein Abschleppseil heraufgebracht, das er an unserem Wagen befestigte, und wenige Minuten später standen beide Autos tatsächlich wieder nebeneinander auf ebenem Boden.
    Nun soll nur noch jemand behaupten, so eine Wüstentour sei nicht aufregend!
    Irgendwie hatten wir jetzt aber genug von Wüsten, würden ohnehin noch tagelang an sie erinnert werden, denn egal, was man berührte, alles knirschte, überall rieselte Sand heraus, nicht mal der Inhalt unserer Wasserflaschen war von diesem staubfeinen Zeug verschont geblieben. »Ein Königreich für …«
    »Was sollen wir jetzt wohl mit einem Pferd?«, fiel mir Stefanie ins Wort.
    »… einen Wasserhahn!«, ergänzte ich meinen Satz.
    »Den gab’s zu Shakespeares Zeiten noch nicht!«
    »Zu Shakespeares Zeiten ist dieser Satz auch noch kein Zitat gewesen, das man in der Schule auswendig lernen muss.«
    »Heute auch nicht mehr!«
    »Und woher kennst du …?«
    »… von dir!«
    Das gab mir denn doch zu denken. »Wann habe ich wo in deiner Gegenwart Shakespeare zitiert?«
    »Als ich mit Saschas Fußball die Bodenvase zertrümmert hatte und du mich gegen ein Meerschweinchen tauschen wolltest, weil man die in einen Käfig setzen kann. Oder an deinem Geburtstag beim Kaffeetrinken, da hatte ich doch vorher vergessen, den kleinen Frosch aus meiner Tasche zu nehmen, und als der dann plötzlich auf dem Tisch saß …«
    »Ja, ich weiß, da wollte ich dich gegen einen Storch tauschen, aber dein Vater hatte gemeint, fünf Kinder seien nun wirklich genug!«
    Zwar konnte ich mich nicht erinnern, meine Tochter schon im zarten Kindesalter mit Dramen der Weltliteratur konfrontiert zu haben, schließe aber nicht aus, dass ich bei späteren Androhungen möglicher Tauschversuche auch mal den Urheber dieses Gedankens erwähnt habe.
    Sogar Herr Müller, der gewissenhaft jede Etappe unserer Wüstentour auf seinem hektografierten Besichtigungsprogramm abhakte, legte auf die letzte Station eigentlich keinen Wert mehr, obwohl dort in einem großen Restaurant ein kalt-warmes Buffet auf uns wartete und Waschräume mit richtigen Toiletten. Und – unumgänglich – eine Tankstelle. Tatsächlich? Mitten in der Wüste?
    Die hörte aber sehr schnell auf, wir befanden uns wieder auf einer ganz normalen Straße mit ganz normalen Verkehrsschildern und ganz normalen Autofahrern, die diese Schilder – auch das ist normal – weitgehend ignorierten. Was jedoch einwandfrei funktionierte, waren die Hupen.
    Die versprochene kalt-warme Futterkrippe stand in einem Ausflugsrestaurant, vor dem bereits zwei Reisebusse parkten sowie mehrere mit Blumen geschmückte Autos – davor und drum herum viele Einheimische im Festtagsstaat, und mitten drin eine in Unmengen von weißen Rüschen gehüllte junge Frau mit Blüten im Haar und einem halben Dutzend Kindern neben sich – ich gehe allerdings davon aus, dass es nicht ihre eigenen waren, denn arabische Familien treten immer sehr zahlreich auf, ganz besonders bei größeren Festen.
    Weshalb diese Hochzeit ausgerechnet in einem Touristenlokal gefeiert wurde inmitten so vieler durcheinander schnatternder fremdländischer Gäste, bleibt auch eines jener Rätsel, mit denen wir nun schon seit Tagen konfrontiert wurden. Oder war es vielleicht wegen des Körbchens, das plötzlich herumgereicht wurde und in das wir, wie uns Hussein informierte, ein kleines Bakschisch legen sollten. Für das Brautpaar natürlich, aber uns würde das ebenfalls Glück bringen – je höher der Betrag, desto größer das Glück – heißt es zumindest. Ist ein netter Aberglaube, denn sonst wäre mir auf der Rückfahrt bestimmt nicht die Sonnenbrille zerbrochen. Ich hatte mich zwar versehentlich draufgesetzt, aber bei drei Dollar Bakschisch und dem daraus resultierenden Glücksanteil hätte das einfach nicht passieren dürfen!
    Richtig schwer gefallen ist uns der Abschied von Hussein. Wir würden ihn morgen bestimmt vermissen, unseren immer gut gelaunten, schlagfertigen Cicerone, aber noch ein weiterer Tag im Taxi quer durch die hiesige Geografie wäre einfach zu viel

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