Geht das denn schon wieder los?
geworden.
Dass Susanne abends nicht mit ihm ausgehen wollte, akzeptierte er mit Trauermiene, dabei hätte ihn eine Zusage bestimmt irritiert, aber ihre Adresse dürfe er doch haben, nicht wahr? Er habe sie mehrmals fotografiert, das habe sie gar nicht gemerkt, und die Fotos würde sie doch bestimmt sehen wollen.
Zusammen mit einem respektablen Bakschisch und Susannes Visitenkarte (diesmal war’s eine vom Informations-Center des Mannheimer Großmarkts, bei dem sie angeblich beschäftigt war) fegte er laut hupend die Hoteleinfahrt hinab und hätte seinen Wagen beinahe noch um das Verkehrsschild gewickelt, laut dem er in die entgegengesetzte Richtung hätte fahren müssen. Ein entgegenkommender Kollege hatte noch rechtzeitig gehupt.
Ach ja, noch etwas: Das Abendessen haben wir entsprechend Hannes’ gestriger Prophezeiung natürlich wieder bei McDonald’s eingenommen – das Touristenbuffet hatte seinen kulinarischen Ansprüchen nicht genügt: Es waren ja keine Buletten drauf gewesen!
Die Toilette war inzwischen repariert worden – zumindest insofern, als sie nicht mehr unter Wasser stand. Aber was es mit diesem an der Wand hängenden schwarzen Schlauch auf sich hat, weiß ich bis heute nicht!
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Kapitel 15
I ch weiß doch auch nicht, weshalb es Katja plötzlich zum Standesamt zieht«, wehrte Stefanie meine Fragen ab, mit denen ich sie gleich vor dem Fahrstuhl überfallen hatte. Erst gestern Abend im Bett war mir richtig klar geworden, was sie beim Frühstück so ganz nebenbei erzählt hatte. Heiraten! Auf einmal! Hatte Katja doch immer als total überflüssig abgelehnt!
»… hat mir nur gesagt,
dass
sie will, aber nicht
warum.
– Wieso fährt das Ding rauf? Ich habe doch auf
ground floor
gedrückt?!«
»Vielleicht, weil noch weiter oben auch jemand steht, der runterwill! – Und du hast nicht nachgehakt? Katja hat doch …«
»… noch nie ein Telefongespräch unter zehn Minuten beendet! Weißt du eigentlich, was es kostet, wenn mich meine Schwester aus Deutschland auf’m Handy anruft? Ab Grenze zahle nämlich
ich
das Gespräch! Und wenn sie erst mal anfängt zu quasseln, findet sie doch kein Ende. Überhaupt steht noch gar kein Termin fest, weil sie sich erst mal mit Margit und Rainer absprechen müssen.«
Der Fahrstuhl hielt, drei Japaner stiegen zu, deuteten eine Art Verbeugung an, sagten etwas, das entfernt nach »morning« klang, und dann war die Tür zu und die kleine Kabine voll. Zum Luftholen reichte es noch, längere Unterhaltungen könnten allerdings zu Atemnot führen, denn der Lift war schon ein älteres Modell und hatte noch neunzehn Stockwerke vor sich. Die Japaner redeten trotzdem. Wenn sich bei uns zu Hause am Vogelhaus die Spatzen streiten, klingt das so ähnlich.
Endlich waren wir unten, konnten raus aus dem Käfig und kämpften uns durch das Gewimmel in der Hotellobby zum Speisesaal durch. Susanne hatte noch unter der Dusche gestanden, als ich unser Zimmer verlassen hatte, und Hannes wollte vom Balkon aus Panoramaaufnahmen machen, weil das Licht gerade so günstig war. Die Skyline in der Mittagssonne und bei Nacht hatte er schon.
»Was haben Margit und dieser Rainer mit Katjas Hochzeit zu tun?« Zwar war mir bewusst, dass ich Steffi ganz gewaltig auf die Nerven ging, aber es ist ja auch ungewöhnlich, wenn man im Urlaub weit weg von zu Hause ganz nebenbei erfährt, dass die jüngste Tochter heiraten will. Wobei die Ankündigung als solche gar keine Überraschung war, immerhin warteten wir seit fünf Jahren darauf, aber nun hätte sie sich auch noch ein paar Wochen länger Zeit lassen können.
»Die wollen eine Doppelhochzeit machen, dann wird’s angeblich billiger!« Stefanie inspizierte das Frühstücksbuffet, obwohl es auch nicht anders aussah als sonst, griff zu einer Schale und löffelte Müsli hinein.
»Kein Ei? Bist du wieder auf Vogelfutter umgestiegen?«
»Die Eier gestern müssen von vorgestern gewesen sein, sie waren nämlich kalt. Also gehe ich davon aus, dass die heutigen von gestern sind.« Sie goss Milch über ihre Haferflocken und zog ab. Ich blieb stehen, starrte geistesabwesend auf die Marmeladendöschen und grübelte, weshalb Margit einen Rainer heiraten wollte, obwohl sie doch mit einem Jürgen verbandelt war. Hatte ich da irgendwas verpasst?
Zugegeben, es war schon im letzten Jahrzehnt gewesen, als Stefanie ihren Hannes unbedingt bei Sonnenuntergang an einem karibischen Strand hatte ehelichen wollen wegen dem Meer und der Romantik, aber dann war
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