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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Wo und wie verbringen wir unseren letzten Tag in Dubai?
    Wir wollten nichts Altes mehr besichtigen und erst recht nichts Modernes, wir wollten nicht noch mal zur Kamelrennbahn, auch wenn wir sie nur von weitem gesehen hatten, und dort sechsjährigen Jungs zugucken, wie sie die Viecher trainieren – soll ein sehr begehrter Job sein bei den arabischen Kindern. Das inzwischen weltweit berühmte Luxushotel auf der künstlich aufgeschütteten Insel hatten wir im Vorbeifahren schon bewundert, dabei war es noch gar nicht ganz fertig gewesen, und eine IKEA -Niederlassung, ebenfalls noch relativ neu und deshalb als Fußnote im offiziellen Besichtigungsprogramm enthalten, hatten wir zu Hause selber.
    Zu berücksichtigen war allerdings, dass man als Höhepunkt des heutigen Tages eine
»Dhau-Fahrt wie im Mittelalter«
anberaumt hatte – einschließlich Abendessen und Vergnügungsprogramm, dessen Zusammenstellung allerdings im Dunkeln geblieben war. »Ist immer mit Bauchtänzerin!«, hatte Hussein gestern noch zugesichert.
    Nun bin ich zwar nicht seefest, aber so ein bisschen den Creek rauf und runter konnte auch nicht schlimmer sein als eine Dampferfahrt über den Wannsee. Mich beunruhigte auch mehr, dass die meisten Dhaus mindestens ein halbes Jahrhundert alt waren und seit mindestens einem Vierteljahrhundert einen neuen Anstrich und vielleicht auch mal ein neues Segel benötigt hätten. Wie sie unterhalb des Wassers aussahen, wollte ich erst gar nicht wissen.
    »Auf so einen Kahn kriegt ihr mich nicht!«, hatte ich meinen Lieben gleich am ersten Tag verkündet und auf eine Dhau gezeigt, die ein komplettes Schlafzimmer ans gegenüberliegende Ufer schipperte und sehr tief im Wasser lag. »Die geht doch gleich unter! Haben die wenigstens ein Rettungsboot an Bord?«
    »Das ist keine Dhau, sondern ein Lastkahn!«, hatte mich mein Schwiegersohn belehrt, der ja sowieso immer alles besser weiß und – leider! – mal wieder Recht gehabt hatte. Dhaus sind nämlich Schiffe mit zwei oder drei Masten und trapezförmigen Segeln, während der Möbeltransporter nur einen Mast hatte mit gar nichts dran; offenbar trieb ihn die Strömung in die gewünschte Richtung.
    Genau genommen sieht eine große Dhau gar nicht viel anders aus als jene Schiffe, mit denen sich die Seehelden vergangener Jahrhunderte auf den Meeren gegenseitig beharkt haben (1805: Schlacht bei Trafalgar, haben wir ja alle mal in der Schule gelernt). Das Flaggschiff von Admiral Nelson würde hier gar nicht besonders auffallen. Und falls doch, dann nur wegen seiner vermutlichen Größe und der Kanonen. Dhaus haben keine.
    Also alles klar! Den heutigen Abend würden wir auf dem Wasser verbringen und nicht in McDonald’s Frittentempel, doch bis dahin hatten wir noch gut zehn Stunden Zeit und sehr unterschiedliche Vorstellungen von dem, was wir jetzt tun oder auch nicht tun wollten. Letzteres betraf Susanne.
    »Ich ziehe einen Badeanzug an und lege mich an den Pool. Vielleicht kriege ich mein Buch heute doch noch aus!«
    »Du spinnst!«, protestierte Steffi. »Das kannst du doch auch zu Hause!«
    »In der Sonne liegen? Bei momentan acht Grad minus?!«
    »Nee, lesen!«
    »Stimmt! Ungefähr dreißig Seiten Forschungsergebnisse und Laborberichte, Analysen, Formeln und die Hieroglyphen meines Chefs!«
    Dem ließ sich schwer etwas entgegensetzen. Wir heuchelten angemessenes Bedauern, wünschten einen geruhsamen Tag und sicherten den Ankauf von zwei Stangen Zigaretten zu, die Susanne ganz unten im Koffer zwischen der benutzten Wäsche zu verstecken gedachte. »Da klebt doch überall Sonnenöl dran und Sand, freiwillig durchwühlt das kein Zollbeamter!«
    Muss ich mir merken!
    Susanne entschwand also Richtung Fahrstuhl, während wir drei anderen Ausgang Nummer vier ansteuerten; das ist der mit direktem Zugang zur Uferpromenade.
    »Ich will noch mal ins Einkaufszentrum«, hatte Stefanie gestern Abend erklärt, »man kann doch nicht in Dubai gewesen sein und nichts gekauft haben außer ein paar Fäden Safran und fünf Ansichtskarten! Andere Leute geben hier ein halbes Vermögen aus!«
    »Die haben zu Hause auch noch ein ganzes liegen!«, war mir herausgerutscht, aber natürlich hatte sie Recht gehabt. Unser Aufenthalt in diesem reichen Land war nämlich in das alljährliche Shopping-Festival gefallen, also in jene kurze Zeit, während der angeblich alle Preise um fast die Hälfte reduziert sind. Die Überlegung, was dieses kniekurze Versace-Kleidchen mit gar nichts dran außer dem

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