Geht das denn schon wieder los?
ist!
Den nächsten Ausflug unternahmen Steffi und Hannes allein, er ging nämlich auf die Robinson-Insel, ein kleines Eiland zwar noch in Sichtweite, aber doch zu weit weg, um Einzelheiten zu erkennen. Dort gab es eine Bambushütte und daneben einen Schuppen, in dem alles das verstaut war, was Robinson sich seinerzeit erst selber hatte zusammenbauen oder -nähen müssen, also Liegen, Kissen, Sonnenschirme und was zwei auf einer Insel ausgesetzte Mitteleuropäer zum Überleben sonst noch so brauchen – jedenfalls für die nächsten zehn bis elf Stunden. Die potenziellen Insulaner wurden nämlich gleich nach dem Frühstück mit dem Dhoni hingeschippert und dort ausgeladen – einschließlich der Kühltaschen mit ausreichend Getränken und Verpflegung, Erste-Hilfe-Köfferchen war auch dabei und natürlich das Walkie-Talkie für den Notfall. Bei G A K (Größte Anzunehmende Katastrophe) konnte man auch noch die rote Flagge aufziehen, der Mast stand direkt am Strand, und die extra große Fahne würde sofort gesehen werden, das hatte man nämlich ausprobiert.
Ansonsten soll es ziemlich langweilig auf der Insel gewesen sein, es sei denn, man war frisch verliebt, Flitterwöchner oder das Gegenteil und ging ein bisschen fremd … viel Abwechslung gab es jedenfalls nicht, dazu war das Eiland zu klein. Aber man konnte, und das dürfte wohl der größte Reiz dieses ganzen Unternehmens gewesen sein, den lieben langen Tag nackend herumlaufen, weshalb die überwiegend moslemischen Fischer die Insel immer weiträumig umfuhren. Wurde jedenfalls behauptet!
Bevor das Rückhol-Dhoni ablegte, wurden die Insulaner per Walkie-Talkie informiert, auf dass sie dem einheimischen Bootsführer wieder bekleidet entgegentreten konnten.
Es war übrigens kein Gerücht, dass der Inselshop angeblich immer eine größere Menge speziellen Sonnenbrand-Balsam vorrätig hat und für besonders schlimme Fälle sogar verschreibungspflichtige Medikamente.
Erst nach langem Hin und Her hatte ich mich bereit erklärt, zusammen mit Steffi auf die nicht allzu entfernt liegende »Hauptstadt«-Insel zu fahren; meine Tochter hatte es auf einen der knöchellangen gebatikten Röcke abgesehen, die es im hiesigen Shop nicht gab, die jedoch angeblich auf irgendeiner der vielen Inseln hergestellt wurden. »So was Ähnliches kriegt man in Heidelberg ja auch, zwar längst nicht in diesen leuchtenden Farben, doch dafür zum dreifachen Preis.«
Kurze Information: Die Malediven bestehen aus ungefähr tausendzweihundert Inseln und Inselchen, von denen nur etwa zweihundert bewohnt sind. Aufgegliedert ist das gesamte Inselreich in neunzehn Atolle, was – in Relation zu Deutschland gesetzt – in etwa unseren Bundesländern entsprechen würde, denn jedes Atoll hat seine Hauptinsel, also ähnlich unseren Landeshauptstädten. Dort gibt es einige der für das jeweilige Atoll zuständigen Behörden, einen Arzt, das Krankenhaus, die große Moschee, ein paar größere Geschäfte und vielleicht sogar mal eine Art Teestube. Eine Schule gibt es übrigens auf
jeder
bewohnten Insel, woran es mangelt, sind Lehrer.
»Ich weiß nicht, wie Hannes das macht, aber der schläft schon wieder. Irgendwann muss doch sein Nachholbedarf mal gestillt sein«, meinte Stefanie, als wir – züchtig in dreiviertellangen Hosen und Blusen mit halbem Arm – ins Dhoni stiegen. Man weiß ja nie, wie streng die Bräuche woanders sind, auf unserer Touri-Insel ging es in puncto Bekleidung sehr leger zu; »oben ohne« am Strand ist allerdings zum Leidwesen aller Sonnenanbeterinnen mit Hang zur nahtlosen Bräunung generell verboten.
An Bord befanden sich außer uns noch ein paar einheimische Boys und ein älteres englisches Ehepaar, das jeden Abend mit einem anderen älteren englischen Ehepaar Bridge spielte. Wir nickten uns zu, und damit war der Höflichkeit Genüge getan, denn offiziell waren wir ja nicht miteinander bekannt gemacht worden; das musste man aber sein, damit man sich danach – falls überhaupt! – auch mal über andere Themen unterhalten konnte als über das Wetter oder die Ruderregatta zwischen Oxford und Cambridge. (Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Sascha zumindest vorübergehend eine englische Schwiegertochter zu verdanken hatte?)
Den Ausflug hätten wir uns allerdings ersparen können! Die Insel bot nichts, was wir nicht schon woanders gesehen hatten. Das begann bei dem Kokosnuss-Verkäufer, dem wir pflichtgemäß je eine Nuss abkauften, nur um ihren lauwarmen
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