Geht das denn schon wieder los?
davon, mal einen richtigen Oldtimer zu besitzen und für den Rest des Lebens daran herumschrauben zu können!
»Kriegst du Resy noch in deinen Koffer! Meiner ist krachend voll!«
Jedes Mal das gleiche Spiel! Stefanie geht niemals ohne ihr halbmeterlanges gelbes Nilpferd mit den grünen Handflächen dito Fußsohlen und den elf kurzen grünen Haaren – von ihr reichlich kühn als »Stehwelle« bezeichnet – auf Reisen; sogar beim Besuch im Elternhaus mit voraussichtlicher Übernachtung in demselben ist Resy dabei und erst recht im Urlaub. Der Name ist übrigens entstanden aus der Assoziation mit den gelb-grünen Abfallsäcken des RE cycling SY stem.
»Dann steck das Vieh in deinen Tauchrucksack!«
»Hab ich schon versucht, aber der ist noch voller!« Sie drückte mir das zumindest recht flexible Stofftier in die Hand.
»Aber knüll sie nicht wieder so zusammen!« (Nur zur Erinnerung: Meine Tochter ist im November dreiunddreißig Jahre alt geworden!) »Und noch was: Die Koffer sollen ab sieben Uhr vor der Tür stehen.«
»Weiß ich bereits, ich kann nämlich auch lesen!« Das Ritual am Tag vor der Abreise ähnelt sich doch überall: Am schwarzen Brett, das in den seltensten Fällen tatsächlich schwarz ist, kann man die Präliminarien zum bevorstehenden Rückflug ablesen; also von wann bis wann man seine noch offenen Rechnungen begleichen kann, ab achtzehn Uhr geht alles nur noch gegen Bares, Kreditkarten werden nicht mehr akzeptiert (das ist auch mit ein Grund, weshalb am nächsten Morgen selten jemand mal verkatert ins Flugzeug steigt); die Koffer werden morgens noch vor dem Frühstück abgeholt, und nicht vergessen, den Schlüssel an der Rezeption abzugeben. Als ob man dieses unförmige Ding mit der daran baumelnden Zimmernummer in der Hosentasche behalten würde.
Otto hatte ihn allerdings mitgenommen zum Tauchen und dann prompt irgendwo bei Boje elf in circa zweiundzwanzig Meter Tiefe verloren; es hätte aber »vielleicht auch weiter vorne am Riff« sein können, »da wo die Muräne so plötzlich rausgekommen ist.«
Otto kam aus Neuruppin, war Junggeselle, Ende vierzig und hatte im vergangenen Jahr an Spaniens Küste tauchen gelernt; allerdings nicht besonders gut – präzise ausgedrückt: eigentlich gar nicht, was er auch oft genug zu hören bekam – aber wenn er am Spätnachmittag in seinem rosa Jogginganzug im Fitnessstudio erschien, räumten alle männlichen Taucher das Feld – beim Anblick von Ottos Muskeln bekamen sie Minderwertigkeitskomplexe.
Um diese neuerdings in jedem Urlaubsgebiet installierten »Gyms« schlage ich sowieso einen Bogen – Übung macht den Muskelkater, und einen Stepper habe ich zu Hause, vom Keller bis in den ersten Stock sind’s jedes Mal vierundzwanzig Stufen, zur Mansarde rauf noch mal zwölf.
Steffi hatte sich sogar im Einhandsegeln versucht, aber auch nicht sonderlich erfolgreich. Nachdem sie es zum dritten Mal geschafft hatte, bei einer Halse (so heißt das nämlich seemännisch, wenn man umdrehen will) ins Wasser zu fallen, schwamm sie ans Ufer zurück, das Bötchen hinter sich herziehend. »Segeln ist gar nicht so schwer, man muss bloß mehr richtig machen als falsch.«
Das alles war nun vorbei; morgen um dieselbe Zeit würden wir wieder in Deutschland sein, würden frieren, denn da war immer noch Winter mit Schnee und Temperaturen unter null. Vorhin das Thermometer neben der Rezeption hatte siebenundzwanzig Grad gezeigt. Über null!
Ein letztes Mal diesen himmlischen Cocktail mit der Ananasscheibe am Rand, zum letzten Mal schwanken zwischen Krabben als Vorspeise oder doch lieber Carpaccio, zum letzten Mal das noch am zuverlässigsten erscheinende Fahrrad aus den anderen heraussuchen, und zum letzten Mal ein paar Minuten auf der Terrasse sitzen bleiben und in den Himmel mit seinen unendlich vielen Sternen gucken … allerdings auch zum letzten Mal von einem dieser hinterhältigen Moskitos gestochen werden, nachher im Zimmer passen die Geckos auf! Ich weiß ja, dass alle paar Tage – Öko hin oder her – zu frühmorgendlicher Stunde auch hier die Boys mit viel Chemie dem Ungeziefer zu Leibe rücken, aber die Moskitos scheint das nicht zu stören; sie ziehen sich für ein paar Stunden zurück, und dann kommen sie in doppelter Anzahl wieder.
Nun hatte ich wenigstens
einen
Grund gefunden, weshalb die gegenwärtigen klimatischen Verhältnisse in Deutschland den hiesigen vorzuziehen waren: Zu Hause gab es um diese Jahreszeit keine Mücken!
Seit
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