Geht's noch?
ganz auf John zu konzentrieren, weil es sonst keine nächste Saison für ihn geben würde. Er brauche, hatten sie gesagt, ein bisschen Abstand von der Presse, den Fans und, ja, sogar von seiner Familie. Diese Bemerkung hatte wehgetan.
Vielleicht weil sie verstehen konnte, weshalb er weggehen musste. Was nicht heißen sollte, dass sie ihm nicht tüchtig die Leviten lesen würde, wenn sie ihn das nächste Mal in die Arme schließen konnte. Er hatte sie schutzlos in Harrisons Klauen zurückgelassen.
»Tja, endlich habe ich eine große Neuigkeit für Sie«, erklärte Buckley stolz. »Direkt nach dem folgenden Spot unserer Werbepartner.«
»Alles okay?«, fragte Harrison und legte einen Arm um ihre Schulter. Er konnte nachempfinden, welche Gefühle sie angesichts von Johns Auszeit bewegten.
Ihr wäre es lieber, er könnte dies nicht. Ihr wäre es lieber, er gäbe sich nicht so freundlich. Würde ihr das Anlehnen nicht so einfach machen.
Cassandra nickte und biss sich auf die Innenseite ihrer Wange.
Nach einer kurzen Unterbrechung, in welcher weder Harrison noch Cassandra ein Wort sprachen, kehrte Buckley zurück. »Viele haben Ausschau gehalten nach unserem Freund John Roper, dem höchstbezahlten Feigling der Renegades, und People Magazine hat endlich den Treffer gelandet.«
Cassandras Aufregung stieg. Sie beugte sich näher heran. Wo nur steckte ihr Sohn?
»In der aktuellen Ausgabe von dieser Woche veröffentlichen sie ein Handyfoto, das auf der Website der Popdiva Hannah Gregory erschien und das aufgenommen wurde im Restaurant eines Resorts in Greenlawn,
New York, einer luxuriösen Lodge, die Damian Fuller gehört.«
Eine körnige, aber durchaus wiedererkennbare Aufnahme von John und der Sängerin, die ihre Lippen auf seine Wange drückt, erschien auf dem Bildschirm. Buckley fuhr fort. »John Roper ist also nicht fortgefahren, um an der Heilung seiner Schulter und an der Vorbereitung für die neue Saison zu arbeiten, er amüsiert sich vielmehr auf Kosten der Renegades mit einer heißen Popdiva. Da fragt man sich doch, was wohl aus Amy Stone, der Nichte seines Agenten geworden ist. Unser guter Roper treibt’s wirklich bunt.« Buckley räusperte sich. »Und schon glühen hier die Telefonleitungen, wie ich an meinem Bildschirm sehe«, fuhr er lachend fort. »Hey, nicht den Überbringer der Nachrichten meucheln. Ich sag euch nur, wie’s ist, Leute. Als Nächstes werde ich Anrufe entgegennehmen. Hier wird Tacheles geredet!«
Cassandra drückte den Off-Knopf an ihrer Fernbedienung. »Wirklich ein mieser Kerl, dass er so gemein zu John ist«, sagte sie und stand auf. »Aber zum Glück war er so hartnäckig und hat ihn gefunden.«
»Wohin gehst du?«, fragte Harrison und sprang auf, um sich ihr in den Weg zu stellen.
Cassandra verdrehte ihre Augen. Männer konnten so dämlich sein. »Ich werde meinen Sohn besuchen!« Sie eilte an ihm vorbei. Da sie jetzt wusste, wo John sich aufhielt, würde sie ihn auch finden.
Seit dem Tag, als Sabrinas und Bens Vater – Gott sei
Dank – abgehauen war, hatte John die Verantwortung im Haus übernommen. Und sie war seitdem daran gewöhnt, stets auf ihn bauen zu können. Er war ihr großer Halt. Und ausgerechnet jetzt, wo sie an Harrison gebunden war und seinen Verführungskünsten erneut zu erliegen drohte, brauchte sie ihren Sohn mit seinem klaren Verstand. Schließlich hatte sie sich in Krisenzeiten immer darauf verlassen, und dies war ihre ganz persönliche Krise.
Dennoch überraschte es sie nicht, als Harrison sich an ihrem Arm unterhakte und sagte: »Ich komme mit. Ich ruf meinen Fahrer an, und er wird in zwanzig Minuten unten auf uns warten.« Er zog sein Handy aus der Jackentasche. »Reicht dir die Zeit, um zu packen?«
Widerstrebend blieb sie stehen. »Warum? Warum willst du mich begleiten?« Erst musste sie seine Gründe kennen.
Er schüttelte seinen Kopf. »Ich finde es schade, dass du nachfragen musst. Weil ich dich liebe, du Dummchen. Und weil du gerne deinen Sohn treffen würdest. Wo soll ich also anders hin?«
Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals. Angst rang mit der auch bei ihr selbst anwachsenden Zuneigung.
»Also, ich wollte wissen, ob dir die Zeit zum Packen genügt.« Ihr fiel auf, dass er sie nicht zu einer Reaktion auf seine Worte drängte.
»Ja, ja, das genügt«, sagte sie und war ihm dankbar. Angesichts ihres Verhaltens hatte sie das nicht verdient,
so viel war ihr klar. Sie musste endlich zur Vernunft kommen, sonst würde sie ihn noch in
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