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Geht's noch?

Geht's noch?

Titel: Geht's noch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Phillips
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wie eine zweite Haut, während eine weite tiefblaue Bluse mit Bauschärmel, die an der Taille von einem Gürtel gehalten wurde, locker um ihren Oberkörper schwang. Nur die Andeutung eines seidenen Tanktops ließ sich unter der Bluse ausmachen. Erneut trug sie ihrer Büroarbeit angemessene Kleidung und sah darin zugleich so verdammt sexy aus, dass ihm die Anwesenheit von seiner Mutter im Raum nebenan völlig egal war.
    »Was führt dich zu mir?«, fragte er.
    »Tja, zuerst einmal hat der Portier mich gebeten, dir das hier zu geben«, sagte sie und reichte ihm einen großen Umschlag, an dessen gekrakelter Aufschrift er sofort seinen hartnäckigsten Fan als Absender identifizierte. Wohlgemerkt keineswegs ein Fan, der ihn verehrte.
    Seit dem Ende der Finalrunde im Oktober hatte Roper Briefe und Päckchen von einem Fan erhalten,
der sich selbst »Saisonkartenkäufer« nannte und der mit diesem Namen ohne viel Umschweife darauf hinweisen wollte, welch hohe Summe er alljährlich für Tickets ausgab und dass er für dieses Geld eine höhere Gegenleistung erwartete, als Roper sie geboten hatte.
    »Danke für die Postzustellung«, sagte er und bemühte sich, kein großes Aufhebens um den Brief und um die Tatsache zu machen, dass ihn jemand beständig an sein Versagen zu erinnern suchte. Er nahm Amy den Umschlag aus der Hand und warf ihn zur Seite.
    »Gern geschehen. Also, ich bin hier, weil ich einen Plan habe.« Amys Augen leuchteten vor Begeisterung. »Ich hab gestern Abend noch lange an Möglichkeiten gearbeitet, dein Leben neu zu organisieren und dir mehr Freiraum zu verschaffen. Ich glaube wirklich, es wird dir gefallen.«
    »Wer ist denn da gekommen?«, rief seine Mutter und mit jedem Wort, das sie sprach, kam ihre Stimme näher.
    »Deine Schwester?«, flüsterte Amy.
    Er schüttelte seinen Kopf. »Schlimmer.«
    In diesem Moment erschien Cassandra Lee mit all ihrem theatralischen Flair bei ihnen. »John, mach mich doch bitte bekannt mit deiner …«
    »Mom, das ist Amy Stone. Amy, das ist meine Mutter, Cassandra Lee«, sagte er und schnitt ihr das Wort ab, bevor sie irgendwelche Mutmaßungen über Amy anstellen konnte. Er würde sich ganz bestimmt nicht von seiner Mutter aushorchen lassen.

    Amys Augen weiteten sich. Sie hatte offenkundig nicht damit gerechnet, dem Filmstar hier leibhaftig zu begegnen. Man musste jedoch zugestehen, dass Amy sich bemerkenswert rasch fing und mit ausgestreckter Hand nach vorne trat. »Ich bin ein großer Fan von Ihnen«, gestand sie. »Es ist schön, Sie kennenzulernen. John hat mir schon so viel von Ihnen erzählt!«
    »Natürlich nur Gutes, richtig?«, sagte seine Mutter und drückte Amy flüchtig die Hand.
    »Wie sollte er nicht?«, fragte Amy in äußerst professioneller Manier geschickt zurück. »Ich wusste gar nicht, dass Sie nach New York kommen.«
    »Das liegt daran, dass auch John nichts davon wusste. Ich liebe einfach Überraschungen, und ich habe meine Kinder vermisst.« Ihr Blick wich dem von Amy gerade weit genug aus, um Roper erkennen zu lassen, dass sie log.
    Nur eine Spur weit. Denn Cassandra Lee war eine versierte Schauspielerin, und nur ihr Sohn bemerkte den kleinen Patzer.
    »Wie Sie bestimmt wissen, bereitet Johns Schwester ihre Hochzeit vor, und sie benötigt meine Hilfe«, fuhr seine Mutter fort.
    Zu seinem Leidwesen spielte es keine Rolle, aus welchem Grund seine Mutter hier war. Es zählte, dass sie bei ihm eingelaufen war und zu bleiben beabsichtigte. Was wiederum bedeutete, dass es mit dem zugegebenermaßen kleinen Rest an Ruhe und Frieden, der ihm verblieben war, nun auch ein Ende hatte.

    Es blieb ihm nur ein Grund zur Hoffnung, und der war eben in genau dem richtigen Moment eingetroffen. Er fragte sich, ob Amy ihn wirklich vor seiner Familie retten konnte oder ob sie selbst das nur glaubte. Die Antwort darauf würde er wohl bald herausfinden.
    Amy begegnete Johns Blick über den Kopf seiner Mutter hinweg. Er zwinkerte ihr zu, aber in seinen Augen erkannte sie die flehentliche Bitte um Hilfe. Wie sie zugeben musste, war die Konstellation, von ihm gebraucht zu werden, durchaus verlockend, auch wenn es bereits ihrem Job entsprach, ihm seine Mutter vom Hals zu halten.
    Eigentlich hatte sie mit ihm über seinen Bruder sprechen wollen, aber sie wusste auf Unerwartetes zu reagieren. Selbst mit einer berühmten Schauspielerin konnte unmöglich schwerer zurechtzukommen sein als mit dem ständig nackt herumlaufenden Alten in Florida, der ihr dauernd Ärger gemacht

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