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Geht's noch?

Geht's noch?

Titel: Geht's noch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Phillips
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hatte, ein großzügiges Trinkgeld. Gewöhnlich fühlte sie sich nach dem Shoppen innerlich ausgeglichen, aber heute trat dieser Effekt nicht ein. Sie war, so schnell sie nur konnte, aus L.A. geflohen und fragte sich, wie lange sie den Grund hierfür vor ihrem Sohn verheimlichen konnte.
    Mehr als jedes ihrer anderen Kinder durchschaute John stets ihre Schauspielerinnenfassade. Sie brachte es einfach nicht fertig, ihm zu sagen, dass sie nicht nur vor der Rolle floh, die er sie anzunehmen drängte, sondern auch vor dem Mann, den sie einst liebte. Sie lebte jetzt schon so lange allein, die Anziehungskraft, die dieser Mann noch immer auf sie ausübte, ängstigte sie.
    Die dramatischen Konflikte, die ihre Leinwandrollen so geprägt hatten, waren plötzlich Teil ihres Lebens, und sie wusste nicht, mit ihnen umzugehen. Stattdessen floh sie lieber nach New York, um ihren Kindern zu helfen.
    Und die Kinder brauchten sie. Sabrina mit ihrer Hochzeit, Ben und seine Unfähigkeit, seinen Weg zu
finden, und John mit seinen Karriereproblemen. Die Tatsache, dass sie sich zugleich hier in New York, einer riesigen Stadt, verstecken konnte, war da nur ein angenehmer Nebeneffekt.

    Nachdem Amy gegangen war, hob Roper den Umschlag auf, den sie mit nach oben gebracht hatte. Wie er sich schon gedacht hatte, war der Absender wieder der ominöse Saisonkartenkäufer . Diesmal ging er noch über die Kritik an Ropers Leistung in der vergangenen Saison hinaus. Dank der jüngsten Flut von Meldungen über ihn hatte sein Fan noch einen weiteren Anlass zum Meckern. In seinem am Computer erstellten Schreiben hieß es: »Statt Ihr Geld mit Frauen und Amüsement zu verprassen, würde ich mich an Ihrer Stelle lieber stärker anstrengen, aus der tiefen Krise herauszufinden, in der Sie stecken. Sonst werden Sie nämlich am Ende Ihrer Karriere nicht in der Hall der Fame landen, sondern in der Hall of Shame.«
    Roper schnaubte und warf den Brief in den Müll. Der Typ war nicht einmal sonderlich originell. Nichts als eine große Nervensäge.
    Die nächsten beiden Tage verbrachte Roper damit, sein tägliches Trainingsprogramm zu absolvieren, um anschließend entweder zwischen seiner Mutter und seiner Schwester zu vermitteln oder mit seiner Mutter durch Manhattan zu ziehen, wobei sie sich beständig weigerte, über ihr Leben in L.A., die ihr von Harrison
angebotene Rolle oder die Jobangebote für Ben zu reden.
    Sie verwarf die Vorstellung, Bens Zukunft könnte in der Arbeit als Coach liegen, ebenso entschieden wie den Wunsch von Harrison Smith, die Rolle in der Fernsehserie anzunehmen. Sie hielt es Ben gegenüber nicht für fair, das nach all den fehlgeschlagenen Unternehmungen schon vorhandene Minderwertigkeitsgefühl noch weiter zu verstärken. Roper wusste, dass es keinen Zweck hatte, mit einer Frau zu streiten, die es meisterlich verstand, ihr unbequemen Gesprächen auszuweichen.
    Stattdessen versuchte er, seinen Bruder zu erreichen und ein Treffen zu vereinbaren. Er dachte, ein verständnisvoll geführtes Gespräch unter Brüdern könnte Ben einerseits helfen zu verstehen, warum Roper zu weiteren finanziellen Investitionen nicht mehr bereit war, und ihm andererseits zur Förderung seines Selbstwertgefühls vor Augen führen, wie viel Positives er doch mit Jugendarbeit bewirken konnte. Es war ja nicht so, dass Ben kein Baseballtalent besaß. Das hatte er. Es reichte halt nur nicht für die Major League. Kindern, die in Bens Fußstapfen treten wollten, konnte er jedoch zweifellos wichtige Hilfestellungen geben.
    Roper hatte geglaubt, dass Ben die Chance zumindest dazu nutzen würde, ihm sein Projekt mit dem Fitnesscenter noch einmal schmackhaft zu machen, aber Roper konnte seinen Bruder nicht erreichen. Da Ben neben seinem Handy, das Ropers Nummer beim
Anrufen anzeigte, keinen Festnetzanschluss besaß, und Ben sich auf Ropers Nachrichten hin nicht meldete, ging Ben ihm offenbar vorsätzlich aus dem Weg – was Roper zu der Annahme veranlasste, dass seine Mutter Ben einen Wink gegeben hatte, weshalb Roper ihn treffen wollte. Mit irgendeinem potenziellen Vorgesetzten jedoch hatte Ben keine Lust, sich zusammenzusetzen und über einen Coachingjob zu reden.
    So war Roper am Ende frustrierter als zuvor und hatte keine Neuigkeiten für Amy, die ihr helfen würden, sein Familienleben in Ordnung zu bringen.

    Amy verbrachte die nächsten beiden Tage damit, sich mit der New Yorker Presselandschaft vertraut zu machen und sich die Namen der Journalisten ebenso wie die

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