Geht's noch?
»Das stimmt. Meine Familie und das warme Wetter vermisse ich schon, aber dieser Wechsel war dennoch längst überfällig.«
»Wie bist du denn überhaupt dazu gekommen, in dieser Seniorenanlage zu wohnen und zu arbeiten?«, nutzte er die sich bietende Gelegenheit, mehr über sie zu erfahren.
Sie stellte ihren Kaffeebecher auf den Tisch, und er tat es ihr nach.
»Tja, wie kam es dazu? Meine erste Wahl war es nicht. Auf dem College hab ich einen Abschluss in Sozialarbeit gemacht. Danach bekam ich einen Job im öffentlichen Dienst. Die Arbeit war hart und emotional sehr aufreibend, aber ich konnte wirklich etwas bewegen.«
»Und was kam dazwischen?«
»Meine Mutter kam dazwischen. Wie schon erwähnt,
war mein Chef äußerst konservativ, auf Korrektheit bedacht und betonte stets, wie sehr das eigene Verhalten die Wahrnehmung der Behörde und die Fähigkeit, seinen Job zu erledigen, bestimmte.«
»Was dir eigentlich keine Probleme bereiten sollte. Du bist doch die Korrektheit in Person.« Nur ihre Mutter war es offensichtlich nicht.
Amy winkelte die Beine an und klemmte sie unter sich, wobei der Saum ihres Kleid hochrutschte und immer mehr Oberschenkel sehen ließ.
Sein Mund wurde trocken. Seine Finger juckte es, mit der Hand unter ihr kurzes Kleid zu fahren und ihre nackte Haut zärtlich zu streicheln.
»Korrektheit betrifft halt nicht immer nur eine Person«, sagte sie, offensichtlich ohne zu bemerken, woran er dachte.
Amy war genau so, wie sie sich gab. Sie war ungekünstelt, und er fühlte sich von ihrer Art instinktiv angezogen. So stark angezogen, dass seine Fantasie bereits auf Hochtouren arbeitete. So überlegte er, was sie wohl unter ihrem Kleid tragen mochte, und atmete langsam und tief durch.
»Meine Mutter und meine Tante haben die Angewohnheit, für Dinge wie Erregung öffentlichen Ärgernisses oder unsittliche Entblößung verhaftet zu werden. «
Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Tut mir leid. Ich weiß, ich sollte nicht lachen, aber es ist so komisch.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht für den Mann, der mich angestellt hatte. Nicht für seinen Chef, der erwartete, dass seine Behörde ein Ausbund an Korrektheit und tadellosem Benehmen ist.«
»Sprich weiter.« Er drückte ihre Hand, um sie zu ermutigen, auch den Rest der Geschichte zu erzählen. »Ich verspreche auch, dass ich nicht lachen werde.«
»Versprich lieber nichts, was du nicht halten kannst.« Zu seiner Überraschung lächelte sie. »Mom hatte einen Teilzeitjob in einem Perückenladen in der Stadt angenommen. Kein gewöhnliches Perückengeschäft, sondern eins, das sich auf Haarteile für Krebspatienten spezialisiert hatte, und so verfiel sie auf die Idee, die alljährliche Halloween-Parade für eine Werbemaßnahme zu nutzen.« Amy verstummte, nahm ihren Becher hoch und ließ ihn gespannt warten, während sie einen Schluck ihres schrecklichen Kaffees trank.
Damit sie sich noch einmal danach erkundigte, ob es ihm schmeckte, nahm auch er einen Schluck aus seinem Becher.
»Mom zog also im Kostüm der Lady Godiva los, nur bekleidet mit einer langhaarigen Perücke und einem Schild mit dem Namen des Geschäfts, das sie sich um den Hals hängte.«
Fast hätte er vor Schreck wieder seinen Kaffee ausgespuckt. »Oh Gott.«
Ihre eigenen Mundwinkel zuckten amüsiert über das Bild. »Die Polizei rief mich an, damit ich sie abholte.
Ich zahlte also die Kaution, und sie hatte ihre erhoffte Berichterstattung in der Presse, einschließlich eines Fotos von ihr mit Schild, das auf der Titelseite zeigte, wie ich auf dem Weg vom Gefängnis nach Hause neben ihr gehe.«
»Lass mich raten. Deinem Chef mangelt es an Sinn für Humor, richtig?«
Sie nickte. »Ich war sofort unten durch. Mitgefangen, mitgehangen. In diesem Moment fasste ich den Entschluss, dass jemand meine Mutter im Auge behalten und vor weiteren Dummheiten bewahren musste. Aus diesem Grund bin ich wieder nach Hause gezogen. Onkel Spencer hatte gerade gemeinsam mit ein paar Immobilienpartnern das Grundstück gekauft, auf dem er eine Seniorenanlage errichten ließ. Da bin ich direkt eingestiegen und hab einen der Leitungsposten übernommen.«
Er schüttelte den Kopf. »Du hast wirklich eine interessante Verwandtschaft.«
»Na, aus deinem Mund will diese Feststellung schon etwas heißen«, sagte sie lachend.
»Da ist was dran.« Er blickte auf ihre Hände herunter. Er hielt ihre noch immer fest, und sie hatte sich nicht dagegen gewehrt. »Vermutlich hasst du es deswegen
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