Gehwegschäden
den Kindern suchen.
… Hallohallo? Eins, zwei … Es ist genug für alle da! Der Staat springt, wenn der Kapitalismus krankt! Konzerne und Banken kriegen Milliardenkredite, und was kriegen wir? Genau. Entlassungen. Sinkende Löhne, steigende Mieten und teure Gesundheitsversorgung, sagt der junge Mann, man hört, dass ihm zum Kotzen sein muss wegen der Hitze oder der Party der letzten Nacht. Der Clown guckt über die Köpfe der Kinder in die Ferne und tut so, als würde er sie jetzt dort suchen.
Krrzzt.
Der Kaiser ist nackt. Kampf dem Reichtum des Planeten, sagt nun wieder die erschreckende Frauenstimme, Ausbeutungundabzocke, das wird sich auch nach der aktuellen Krise nicht ändern, und wie heißt es doch so schön – ??? – hoch die sozialistische Internationale! Der Kapitalismus ist in der Krise?
Der Clown wischt sich Schweiß von der Stirn.
Gut so! Der Kapitalismus ist angezählt? Mann, von Arbeit muss man leben können.
Ohne Arbeit auch, brüllt einer.
Thomas Frantz blättert in den Zeitungen, die er gekauft hat.
Darin ist von einem Generalstreik die Rede, der das gesamte öffentliche Leben umfassen werde. Man soll einen Naziaufmarsch verhindern. Man soll Residenzpflicht und Abschiebeanlagen abschaffen und sich einmal fragen, warum die einen Kapital haben und die anderen nicht, weshalb erst nämlich Letztere ein Interesse daran hätten, ihre Arbeitskraft für die Profite der Besitzenden zu verkaufen. Man soll einen neuen Club am Stadtpark Friedrichshain besuchen, Posta’s Romantikbude, Chill-Mix, Baccara-Lounge, Pokertisch für bis zu zwölf Personen, bei Voranmeldung eine Runde Kahlúa aufs Haus. Man soll sich möglichst viele Kotröhrchen in der Apotheke besorgen und einen Monat lang befüllte Kotröhrchen per Post an private und gemeinnützige Pflegedienstanbieter, Wohlfahrtsverbände, Zeitarbeitsfirmen und Entscheidungsträger senden (geben wir den Scheiß, den wir täglich wegmachen, an die zurück, die durch Lohndumping unsere Tage zu Scheißtagen machen); die Adressen sind beigefügt. In der Zeitung Die Internationale findet sich eine kleine Streikchronologie.
4. Februar: In Kathmandu, Nepal, fordern die Beschäftigten der medizinischen Universität und des dazugehörigen Spitals 20 Prozent mehr Lohn. 7. Februar, Großbritannien: Rund 1000 ArbeiterInnen haben die britische Lindsey Oil Refinery bestreikt. Sie forderten die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze und einen Arbeitsvertrag. 13. Februar: In Berlin hat vor dem Kino Babylon Mitte eine Kundgebung gegen die Arbeitsbedingungen und für einen höheren Mindestlohn für die Angestellten im Kino stattgefunden. 24. Februar: Im Kosovo hat die Gewerkschaft der Angestellten im Gesundheitssektor einen Streik angekündigt. 2. März: In einer Getränkefabrik namens Nashub im Iran hat die Belegschaft, nachdem sie seit fünf Monaten keinen Lohn erhalten hatte, ihre Arbeit niedergelegt. 4. März: Im schottischen Dundee hat die Belegschaft der Verpackungsfabrik Prisme, nachdem sie überraschend erfahren hatte, dass die Fabrik binnen einiger Tage geschlossen wird, beschlossen, die Fabrik zu besetzen. 5. März: Guadeloupe. Auf der Insel in den Antillen hat ein sechswöchiger Generalstreik stattgefunden, ca. 4000 ArbeiterInnen verschiedenster Fabriken, der Stromversorgung, Hafenarbeiter etc. legten während dieser Zeit ihre Arbeit nieder. 13. März: In Bordeaux haben die ArbeiterInnen einer Sony-Fabrik den Manager von Sony Frankreich über Nacht auf dem Betriebsgelände festgehalten. Deutschland. Die Angestellten des IT-Dienstleistungsunternehmens EDS haben erneut gestreikt. Am 1. April haben in der ganzen Schweiz die Hausärzte gestreikt.
Frantz schüttelt den Kopf. Sinnloser Baumtod. Er legt die Zeitung weg. Da springt ihn ein Flugblatt an. 120 Jahre internationale Geschichte des 1. Mai als Kampftag gegen Ausbeutung und Unterdrückung. 120 Jahre Klassenkampf, es sieht nicht gut aus für die herrschenden Klassen, www.klassenkampfblock.blogsport.de. Frantz sieht hinauf in den Himmel und schließt die Augen, um die Sonne zu genießen. Als er die Augen öffnet, sieht er bunte Schirme am Himmel. Weiße Sommerhüte, Palmen im Wind, Champagnerkühler wie Fürst-Pückler-Eis.
Eine Milliarde Menschen hungern, nervt die Frauenstimme am Mikrofon, nicht zuletzt als Opfer des jahrzehntelangen IWF- und Weltbank-Krisenmanagements. Wo die Krise marschiert, marschieren Aufrüstung und Krieg!
Der Dachgarten gehört zum alten Bankhaus Löbbecke. Es ist ein schöner Bau am Ende
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