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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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noch immer nicht kaltgestellt haben, die dämlichen Arschlöcher.“
    Sieh mal einer an. Ich habe einen Ruf und weiß nichts davon. Interessant.
    Der Adlatus wünschte noch einen schönen Tag und alles Gute der Missis, aber da wurde der Schreier sauer. „Mensch, du weißt wohl nicht, dass jeder Arsch uns hören kann? Halt´s Maul und rufe nicht an, ehe ich es dir gestatte. Also Ende.“ Schrie herum wie ein Master Sergeant. Gleiche Wortwahl.
    Ich hatte natürlich nicht die geringste Ahnung von Abhör-Etikette. Legte man als Abhörender zuerst auf, oder wartete man, bis alle anderen aufgelegt hatten? Dass sie nach dem Trennen nicht mehr feststellen konnten, ob noch jemand in der Leitung war, dachte ich mir schon, aber ob sie ein Klicken hören würden, wenn ich zuerst den Hörer auflegte? Musste mal Rick fragen.
    Interessant. Was Computer nicht alles können. Mithören. Ich würde mir das aufgenommene Gespräch in aller Ruhe anhören, aber nicht hier und nicht jetzt. Erst mal wollte ich ins Santa Maria Valley, zu meinem bekannten Beobachtungsposten, und sehen, was es Neues gibt. Der Radioscheißer ist im Anmarsch, Moreno! Wenn der wüsste, dass ich weiß, wo er sein Sparschweinchen versteckt! Rumpelstilzchen.
    Also fuhr ich die Stunde, kam vom Highway 166 aus östlicher Richtung über den Tepusquet-Gipfel und stellte den Jeep wieder hinter meinem Gebüsch ab.
     
    Natürlich interessierte mich nach dem abgehörten Gespräch ganz besonders, was mein Bargeld im Garten macht. Daher ging ich die paar Meter bis zu den dichten Sträuchern, von denen aus man einen bombigen Überblick über das Morenogelände, den Wohncontainer und den Kräutergarten hatte, wo die vielen toten Präsidenten ruhten. Im Volksmund so genannt, weil tote Präsidenten als Dollarscheinverzierung weiterleben.
    Ich schaute auf den Garten, auf die paar Obstbäume, die zwischen Einfahrt und Wohnkasten standen, auf den Anhänger selber, der aufgebockt auf die Ewigkeit wartete, und auf die Fenster, die mit grauen Wolldecken dicht verhängt waren. Was sie kürzlich nicht waren. Warum würde jemand hässliche Wolldecken vor seine Fenster hängen und damit die herrliche Sommersonne aussperren? Die war doch der einzige Grund, warum man sich hier oben in der Wildnis so ein Ding hinstellt, in den eigenen Garten, damit man sich schön splitternackt einen runterhobeln kann, wenn es einem danach ist.
    Wenn man natürlich nicht gerade Methamphetamin kocht.
    Das am besten im Dunklen gedeiht. Ohne Sonne, möglichst kühl, möglichst dunkel. Damit es nicht in die Luft fliegt.
    Au Scheiße! Mein schönes Geld! Liegt da in unmittelbarer Nähe einer Drogenküche, tag und nacht bewacht von Menschen, die Pistolen tragen wie unsereiner Unterhosen. Na ja, Socken.
     
    Ich zog die Rübe ein und wartete auf ein Geräusch, eine Bewegung. Lange wartete ich. Und vergeblich. Nichts passierte, nichts scharrte, hustete, furzte oder fluchte. Nichts bewegte sich, machte Türen auf oder zu, nichts spülte, kam oder fuhr weg. Ein Eichhörnchen turnte vor der Rückwand des Kastens herum, flitzte hin und her, sammelte irgendetwas, schaute es an, drehte es in seinen Pfötchen, warf es weg und flitzte zum nächsten Irgendwas. Ein beamtetes Eichhörnchen, das sich viel zu früh um die Altersversorgung kümmert?
    Ein Habicht kreiste – Vorsicht, Eichhorn! – in der Ferne krächzte ein Rabe. Autos hörte man gelegentlich, weit weg, Gas gebend. Neben mir knackte ein Zweig. Ich hüpfte glatt aus meiner Hose.
     
    Ich Idiot hatte meinen Backpack runtergleiten lassen. Ich hatte meinen eigenen Herzstillstand verursacht. Ich fluchte leise, wartete, bis sich mein Blutdruck von Panik auf Marathonlauf normalisierte und meine Hände nicht mehr so zitterten, und beschloss, die Nacht hier zu verbringen. Jedenfalls einige Stunden Dunkelheit. Denn dann würden sich die Typen im Wohnkasten wohl durch Licht bemerkbar machen. Der Mensch kann auf Dauer nicht ohne Licht sein. Also warten.
    Die aus dem Wohnanhänger in Santa Paula geklauten Notizen steckten noch im Backpack, auch die aus dem Hemd. Ich nahm sie heraus und staunte über die Ausbeute – der anale Vollidiot, der die Zettel vollgeschrieben hatte, lieferte mir genaue Mengenangaben, hatte Rezepturen aufgeschrieben und Telefonnummern von Menschen, die mit dem Drogenbusiness wohl alle was zu tun hatten, denn er machte sich neben Namen und Nummern Notizen über Lieferspezialität und Preise.
    Er hatte über Jahre hinweg eine richtige Geschichte seiner

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