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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Vormittag rief ich wieder an. Rick hatte mir eine Telefonnummer gegeben, unter der ich ihn tagsüber direkt erreichen konnte. Er war bei der Arbeit, hing vermutlich irgendwo an einem Telefonleitungsmasten, und beantwortete sein Prüftelefon.
    „Kannst du mich am selben Ort treffen? Genau wie letztes Mal, ohne die Ausflüge? Ich lasse dich wieder abholen. Diesmal nicht vom gleichen Typ, der seinen Weg zum Auto nicht findet.“
    Er verstand. „Klar – gleicher Wochentag?“
    „Genau. Bis dann.“
    Keine zwanzig Sekunden. Auch wenn jemand mitgehört hat, blieb keine Zeit, das Gespräch zurückzuverfolgen.
     
    Also hakte ich das ab, duschte erst mal ausgiebig und ging dann hinunter zum späten Frühstück.
    „Dass du auch schon wach bist.“ Sie hatte wohl ihren Sarkastischen. Ich nickte in die Runde, staunte unauffällig über die verdammt hübschen Frauen, die leicht bekleidet am Tisch saßen, und schimpfte mich einen undankbaren Sack wegen des für Misty unfairen Vergleichs. Sarkasmus oder nicht, sie bekam von mir einen Gattenschmatz, was die working girls erfreute. „Shit, Misty, du hast immer Glück! Warum kann ich nicht so einen finden?“
    „Weil ich ihn schon habe. Und das ist gut so. Ihr seid alle zu jung für ihn. Der braucht so was wie mich.“ Recht hatte sie. Ich wäre mit jeder der vier Untermieterinnen innerhalb einer Woche verratzt. Bis dahin allerdings....
    Eier gab´s, und Speck. Corn Flakes, die ich auf den Tod nicht leiden kann, Pfannkuchen und echten Ahornsyrup. Melone und Kirschen. Mein lieber Mann.
    „Mensch, Misty, wie soll ich da meine mädchenhafte Figur behalten?“ fragte ich angesichts der Fülle. Sie grinste und bog den kleinen Finger der rechten Hand bananenförmig nach unten. Die Damen lachten schallend los, und ich hätte eigentlich eingeschnappt sein sollen. Hat sie´s doch gemerkt! Aber sie sah so lustig aus, wie sie den Finger traurig herunterhängen ließ, dass ich spontan losprustete. Und mit beiden Zeigefingern meine Mundwinkel bis an die Ohren hochzog. Was wiederum für unbändige Heiterkeit sorgte.
     
    Wir freuten uns so laut und anhaltend, dass keiner von uns die Türglocke hörte. Erst, als jemand mit aller Kraft gegen die massive Holztür schlug, sprang Karl auf und trabte mit Gewittermiene zur Küche hinaus. Misty und Winston schauten sich an, der Rasta stand auf und eilte am Lieferanteneingang vorbei die Hintertreppe hoch. An der Haustür wurde es laut. Ich dachte schon, die hätten mich endlich gefunden. Aber die drei Uniformierten, die in die Küche kamen, hatten etwas völlig anderes im Sinn als mich.
    „Miss Irving? Ich bin Sergeant Conaway von der hiesigen Polizei. Wir haben eine Beschwerde über Ihren Betrieb bekommen, und ich muss sie dazu vernehmen. Wollen sie hier Ihre Aussage machen, oder wäre es Ihnen auf dem Revier lieber?“ Er schaute recht dienstlich drein. Ich wollte aufstehen, aber der Cop, der mir am nächsten stand, drückte mit Stahlgriff meine Schulter in den Stuhl.
    „Vielleicht müssen wir Sie alle vernehmen“, sprach Herr Conaway, „also bleiben Sie mal schön sitzen.“
    Misty hatte das wohl schon öfter erlebt. „Mister Conaway – wie schön, Sie wieder mal bei mir zu sehen“, freute sie sich mit falschem Lächeln und süßer Stimme. „Und Sie haben Ihre kleinen Freunde alle wieder mitgebracht – wie hübsch“, schlug sie die Hände überrascht vor der Brust zusammen. „Wenn ihr einen Kaffee wollt, boys, dann nehmt euch einen. Mein Anwalt ist in ein paar Minuten hier – wie üblich. Bis dahin könnt ihr ja frühstücken.“ Der steife Conaway winkte für sich und seine Kollegen ab. „Sie wissen, dass wir nichts annehmen dürfen. Wenn sie jetzt aussagen wollen, dann fangen wir an. Sonst fahren wir alle in die Stadt.“
    Misty schaute auf die Armbanduhr und meinte, sie müsse aber erst mal aufs Klo. „Der Schreck, wissen Sie? Ich bin gleich wieder zurück. Komme du mit, Schatz, und stehe Wache, damit mich niemand auf dem Klo überrascht“, sprach sie und gab mir ihre Hand. Ich griff zu, stand auf und ging mit Misty hinaus. Die Cops sagten keinen Ton.
     
    Wir machten die Toilettentür hinter uns zu und setzten uns, Misty auf den Deckel, ich auf den Badewannenrand. Gelegentlich spülte sie, während wir uns gegenseitig kichernd begrapschten. Zehn Minuten vergingen, ab und zu tauchte draußen ein Bulle auf und nörgelte, dass wir uns beeilen sollen, und dann kam Mistys Anwalt. Als sie Sammy Sheerstein brüllen hörte, spülte

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