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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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sie ein letztes Mal, rückte ihre Bluse zurecht und schloss die Tür auf. Der Bulle, der wieder vor der Tür stand, schaute mir entsetzt auf den Hosenladen, aus dem ein Hemdzipfel hing. Ich entschuldigte mich und zippte alles wieder zu.
    Anwalt Sheerstein war rot im Gesicht, ruderte mit den Armen und regte sich mächtig über die Schikane auf.
    „Sie haben wohl nichts besseres zu tun als meine Mandantin zu belästigen? Die Frau führt einen einwandfreien Betrieb, achtet darauf, dass alles problemlos abläuft und Ruhe und Frieden in der Nachbarschaft herrschen, und Sie kramen immer irgendeinen Nörgler aus, der sich produzieren muss. Wollen Sie nicht endlich einsehen, dass es so nicht weitergeht?“ Er erwartete vom Sergeanten keine Antwort, sondern pöbelte sofort weiter. „Wir verklagen demnächst die Stadt, weil sich Frau Irving im eigenen Haus vor Ihnen fürchtet. Sie Nazimensch, Sie Uniformierter!“
    Herr Sheerstein war in seinem Element. Er stand auf den Zehenspitzen, was ihn etwa in Brusthöhe des blau uniformierten Sergeanten brachte, und belferte nach schräg oben. Herr Conaway dagegen schaute auf seine Armbanduhr, als wolle er zusehen, wie so eine Ziffernblattumrundung von Nahem aussieht. Er hatte offenbar Herrn Sheerstein schön öfter in der heutigen Rolle erlebt.
    „Also überlegen Sie sich, ob Sie wegen solcher Nichtigkeiten wirklich vor den Richter geschleppt werden wollen. Und nun gehen Sie. Ohne Haftbefehl gibt´s keine Aussage zur Sache, weil es keine Sache gibt. Guten Morgen, die Herren.“ Sammy stand aufgerichtet in der Küche und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf die Haustür.
     
    Die Bullen murmelten einen Gruß und verpissten sich. Der Obercop schaute mich allerdings an, als ob er sich merken wollte, wie ich aussehe. Was mir nicht gefiel. Ich drehte mich zur Misty um und sagte irgendwas, nur um ihn nicht mehr anschauen zu müssen. Sie zog mich am Ärmel in die Küche und machte die Tür hinter uns zu.
    „So, jetzt hast du auch gesehen, was die mit mir machen. Jedes Mal, wenn ich länger als einen Tag hier bin, kommen die her und behaupten, sie müssten mich mitnehmen. Reine Schikane. Aber mir gefiel nicht, wie Conaway dich angeguckt hat. Sieh dich vor. Der nimmt dich auseinander, wenn er dich mal allein erwischt.“
    Was ja nicht das Schlimmste war. Richtig schlimm war, dass ich ja tot war. Meine Papiere gehörten einem, der angeblich mitsamt seinem Auto in der eigenen Garage in die Luft geflogen war.
    „Au, Scheiße. Das habe ich gar nicht richtig geschnallt. Natürlich bist du tot. Und kannst dir deshalb gar nicht leisten, vom Bullen angehalten zu werden.“
    Die Küchentür wurde aufgemacht und der kleine, dicke Anwalt spazierte herein. „Der verfluchte Greifer lässt nicht locker. Wir sollten wirklich klagen, Misty.“ Mich schaute er an und reichte mir die Hand. Ich schüttelte sie und murmelte meinen Namen, den er natürlich nicht verstand. „Jon Gutman“ röhrte ich also.
    „Gutman, Gutman, Gutman“, merkte er sich meinen Nachnamen. „Kennen wir uns? Mir ist, als hätte ich erst vor Kurzem Ihren Namen gehört.“ Nee, nee, schüttelte ich den Kopf, und Misty würde ihm vielleicht was dazu sagen können. Ich sei nur ein alter Freund des Hauses. Was ihm nicht gefiel, aber was soll man machen? Er nickte und schaute mich prüfend an. Dann setzte er sich und trank erst mal Kaffee.
    Wir unterhielten uns eine Weile, bis Sammy auf die Armbanduhr schaute, aufsprang, „Ach, Scheiße”, rief und weg war. „Macht er immer so“, sagte Misty. „Damit rechtfertigt er sein Stundenhonorar.“
     
    Sie deutete mit dem Kopf hinter sich, und Karl ging zum Haustelefon und wählte. Kurz darauf kam Winston wieder in die Küche. Die beiden schauten sich schon wieder vielsagend an als er sich setzte und weiterfrühstückte. Hier war irgendetwas furchtbar faul, aber ich wollte nicht fragen. Man kann sich auch unbeliebt machen.
     

19 Schon wieder tot
     
     
    „Was hast du heute vor, Schatz?“ wollte sie von mir wissen. Ich sagte ihr, dass ich in die Stadtbibliothek fahren wollte, weil ich dort vielleicht einfacher finden konnte, was mich mit meinen Nachforschungen weiterbringen würde. Ich musste mich nämlich über Handelsrecht und Betriebswirtschaft kundig machen, zwei Diszipline, die mir bisher kaum mehr als vage Begriffe waren. Und ehe ich lange im Internet suchte, las ich lieber eine Einführung ins Fach. Ging schneller und war für Anfänger vermutlich leichter verdaulich.
    „Gut.

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