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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Monk.
     
    Wir tranken Aperitif. Der Anwalt konnte von dem Kräuterzeug gar nicht genug kriegen. Ich verabscheue Kräuterliköre und nach Wald schmeckende Schnäpse, aber ich zog todesverachtend mit. Egal. Hauptsache, er hilft mir. Denn ich brauchte dringend Hilfe.
     
    Also erzählte ich schon wieder. So langsam wird die Story solide. Ich vergesse nichts mehr, muss nicht dauernd wieder zurück und igendwas erklären oder einfügen, sondern kann inzwischen ganz locker darüber plaudern, was mir wann passierte und welche Folgen das hatte. Noch ein paarmal und ich kann es aufschreiben, ging mir durch den Kopf.
    Anwalt Sheerstein nickte nur, als ich ihm von der seltsamen Telefonnummer und dem Restaurant im Santa Maria Valley erzählte. „Methamphetamin“, murmelte er, und als ich fragend die Augenbraue hochzog, sagte er, dass er mal einen vertrat, der irgendwas mit Moreno zu tun hatte. Allerdings war es kein Drogenprozess, aber sein Mandant hatte ihm recht freimütig erzählt, dass er von Beruf Methamphetaminkoch sei. Ich staunte. Kleine Welt.
     
    Der Schuppen war recht laut, was ich in diesem Fall gut fand. Verstand schon sein Gewerbe, der Sammy. Und wenn er irgendwas an meiner Erzählung überlegen musste, hielt er eine Hand warnend hoch und guckte erst mal eine Zeit lang die neben uns Stöhnende an.
    Leider war die Hübsche auf Hamburger geeicht, was sich als gewaltiger Speckgürtel bemerkbar machte. Mit einem Säbelhieb hätte man aus ihr zwei Normalgewichtige hauen können. Irgendetwas wackelte an ihr immer, entweder durch eine ihrer vielen unanständigen Bewegungen frisch in Schwingung versetzt oder physikalischen Gesetzen folgend nachschwingend. Was ja seinen Reiz haben kann, aber die richtige Stimmung kam bei mir nicht auf, weil sie dazu noch unablässig Kaugummi kaute und gelegentlich Bläschen damit blies. Kleine rosa Bläschen, die ihr wie aufgeblasene und abgebundene Pariserchen vom Mund hingen. Ziemlich betrüblich, so rein von der Erotik her.
     
    Als ich zu Dickies Himmelfahrt kam, ging die Hand wieder hoch. Der Advokat bat mich, den Abschnitt noch mal zu erzählen, beim Telefonat mit Dickie angefangen. Also noch mal.
    „Die Cops haben sofort von Ihrer angeblichen Beteiligung am Drogenhandel gesprochen? Mal ehrlich jetzt: Was ist da dran? Seit wann haben Sie nicht mehr gedealt?“
    „1993. Mein letztes Jahr im College in Santa Barbara. Damals machte ich eine Reggaesendung am Collegesender und habe ab und zu noch mal ein Pfündchen oder so verkauft. Aber seither nichts mehr. Nichtmal einen einzelnen Doobie. Nix.“
    „Und wie kommen die dazu, so was zu behaupten?“
    „Weiß ich nicht.“ Und weil er mich zweifelnd anschaute, schob ich noch ein „ehrlich!“ nach.
    „Ihr Freund Dickie – der hatte also einen bei sich zu Hause, vermutlich übernacht zu Hause, den Sie nicht kannten?“
    „Stimmt. Und ich habe ihm abgeraten, das Auto auch nur zu starten. Hab ihm sogar ausdrücklich gesagt, ich will es nicht. Aber der war so aufgedreht, dass der das gar nicht ernst genommen hat.“
    „Und dann ist er doch hin, hat den Schuppen aufgemacht, hat sich ins Auto gesetzt und es vermutlich angelassen?“
    „Muss wohl so sein. Er hatte ja die Schlüssel. Und er kannte meine Bude - Dickie ging seit Jahren bei mir ein und aus. Wir haben oft die Nacht durchgearbeitet, wenn die Sendung nicht auf Anhieb klappte. Ich vertraute ihm ja auch vollkommen.“
    Es war mir noch immer ein Rätsel. Ich verstand das Ganze nicht, aber ich bemühte mich, nicht darüber nachzudenken. Mir wurde jedes Mal schummrig, wenn ich grübelte, also vermied ich das so gut es ging.
     
    „Na gut.“ Er lehnte sich mit seinem Campari zurück und schaute die Kaugummiqueen an. Die wackelte mit ihrem dicken Hintern für Sammy, und der freute sich mächtig. „Schauen Sie sich das mal an! Da ist was dran, was?“ Er strahlte sie an und lud sie mit einer Handbewegung ein, doch an den Tisch zu kommen und uns ein wenig Gesellschaft zu leisten, wenn sie fertiggetanzt hatte. Sie blickte ihn aus himmelblauen Glupschaugen betont liebevoll an, kaute, nickte, stöhnte und wackelte. Dann richtete sie ihren blauen Blick wieder auf einen Punkt, der einige Kilometer außerhalb der Bretterwände dieses Schönheitspalastes zu liegen schien.
    „Und die drei Drogencops – die ich übrigens kenne, da sind Sie in etwas sehr Böses hineingeraten, Gutman, das muss ich sagen – die drei haben Sie nicht noch mal gesprochen, nehme ich an. Weil Sie ja tot

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