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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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sind.“
    „Ja und nein. Den einen habe ich vor ein paar Tagen im Auto in Barstow gesehen, und, viel schlimmer, der mich auch. Ist mir nach, aber ich habe ihn abgehängt.“
    „Ach, du Scheiße“, murmelte er. Was ich überraschend gut verstand, trotz Jazz. „Das ist ja eine Katastrophe. Also meinen die Cops bei Ihnen im Dorf, dass Sie tot sind. Aber die drei Bullen wissen, dass Sie´s nicht sind. Wenn wir Ihnen also zu neuen Papieren verhelfen, und die Cops stecken alle unter einer Decke, dann sind wir beide dran.“ Er wiegte den schweren Kopf mit dem schütteren Haarkranz.
     
    Die Blonde mit dem Hintern stieg von ihrem Bühnchen herab, zog züchtig ihr winziges Stoffdreieck über den Mohikanerschnitt, zu dem sie ihr Schamhaar frisiert hatte, und setzte sich tittenschwingend und schweißtropfend an unseren kleinen Tisch. Sammy strahlte und nahm sie gleich in den Arm, was sie mit einem gequietschten: „Aber Sammy!“ honorierte. Dann steckte sie sich erst mal eine Zigarette an, während sich der teure Rechtsbeistand klammheimlich unten hinten an ihr zu schaffen machte. Sie kaute, rauchte, soff und quietschte, gelegentlich gleichzeitig.
    Mir wurde vom Rauch schlecht und vom pubertären Gegrapsche langweilig, zumal sie jetzt bei Sammy dezent durch den Hosenstoff Hand anlegte. Ich meinte, ich würde erst mal frische Luft schnappen und in zehn Minuten wieder hier sein. Die Blonde zog einen ach-wie-schade-Flunsch, Sammy verkniff schon das Gesicht. Das würde keine Minute mehr dauern.
     
    Ich stand draußen auf dem Parkplatz, in der lauen Neonnacht Laughlins, und war mir nicht sicher, ob ich hier nicht einen Riesenfehler mache. Was, wenn der Anwalt krumm war? Wenn er nicht weiterwusste? Wenn er gar die Bullen anrief? Soll alles schon da gewesen sein. Zumal wir ja noch überhaupt nicht über Honorar gesprochen hatten. Wenn der mehr wollte als ich noch hatte? Was dann?
    Also ging ich wieder rein und hatte mir vorgenommen, erst mal zu klären, wie er sich das vorstellte. Vorher sage ich keinen Ton mehr.
    Am Tisch war Ruhe. Sammy saß in Gedanken versunken, das Tittenwunder hatte sich verzogen, jemand hatte abgeräumt und ihm einen frischen Drink gemacht. Für mich stand ein Bier da. Ich setzte die Flasche an und trank sie aus. Tat gut.
    „Sammy, wir müssen über Geld sprechen. Ich weiß nichtmal, ob ich mir Ihre Arbeit leisten kann“, aber er winkte schon ab. „Ist doch alles schon erledigt. Nur keine Bange“, murmelte er und wollte wieder einnicken. Aber so nicht. Nicht mit mir. „Wieso erledigt? Zahlt etwa Misty schon wieder?“
    „Ist alles in der Pauschale enthalten. Misty zahlt mir monatlich einen Festbetrag, und dafür stehe ich ihr jederzeit zur Verfügung. Weil ich nicht genau wusste, was mit Ihnen ist, habe ich sie angerufen. Und natürlich will sie, dass ich Ihnen beistehe. Also keine Sorge. Wenn ich von Ihnen Bezahlung wollte, hätte ich vor unserem Gespräch das Bare schon auf der Bank gehabt. Können Sie sich drauf verlassen.“ Und dann sackte er geistig doch wieder weg.
     
    Ich schaute mir die ausgehungerte Neue an, die krampfhaft versuchte, sich die an der Zimmerdecke festgeschraubte Chromstange hineinzustecken. Was sie nie schaffen würde. Sie schabte immer nur hoch und runter an dem glatten Ding. Nichtmal verbiegen ließ es sich. Sie ging in die Knie, hielt sich mit ausgestrecktem Arm an der Haltestange fest, ließ den Kopf nach hinten hängen, schüttelte die langen, roten Haare in ihrer unerwiderten Leidenschaft und tat mir leid. Die fror bestimmt.
     
    Noch ein Bier, etwas Mister Charles Brown mit „Black Nite“ auf dem Klavier und Sammy tauchte wieder aus dem Exil auf. Frisch und munter.
    „Alles klar“, meinte er, und vertröstete mich auf später. Wir tranken noch eine Runde, was sich als einigermaßen schwierig erwies, denn die Bude war inzwischen voll und die paar Bedienungen mussten ordentlich ran. Aber dann war´s doch so weit, wir tranken aus und gingen.
    Die Nachtluft war verdammt frisch. Ich fröstelte in meinen Sommerklamotten, dem kurzärmeligen Hemd und den Jeans. Der Anwalt freute sich über seine Korpulenz:„Mir ist selten zu kalt. Das ist das Schöne am Fett. Man fällt weich und die Knochen klappern bei Kälte nicht gleich.“ Kann sein.
    Wir standen vor seinem Auto. Er schaute sich auf dem Parkplatz um, aber zu sehen war niemand. „Wir müssen jetzt Ihren Abgang vorbereiten. Denn nun sterben Sie endgültig“, beschloss Anwalt Sheerstein. Ich kriegte den Schrecken

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