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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Privatsphäre, und das musst du respektieren.“ Logisch. No problem. Wir aßen die Kekse und tranken unseren Kaffee. Dann folgte ich ihm in die Küche, wir stellten unser Geschirr in die Spülmaschine und begannen unseren Rundgang.
     
    Hübsch hatten sie es sich eingerichtet. Keine Frage. Der zweite, vom Kirchenbau umgebene Innenhof war für Besucher gesperrt, und mir war klar, warum. Hier war alles grün, eine wunderbare Ruhe herrschte, vom Kreuzgang gingen Türen zu den Klausen der Mönche ab und ein Tor in der Mitte der Längsseite führte direkt in die Wirtschaftsräume. Küche, Bäder, Wasch- und Abstellräume waren nebeneinander angebracht, ein riesiger, lichtdurchfluteter Raum war mit Webstühlen und Strickmaschinen vollgestellt, die Außenwand des Zimmers daneben war völlig verglast, sein Benutzer hatte Leinwände und Staffeleien an die Wände gelehnt.
    Vom Wirtschaftskorridor führte eine Tür zum Viehstall. Obwohl die Mission derzeit keine Tiere hielt, war noch alles dafür eingerichtet. Ich staunte. Man sah es dem alten Bau mit seiner abblätternden Fassadenmalerei nicht an, aber die Mission war eher Dorf als Kirche.
     
    Ich brachte meine Sachen in mein Zimmerchen. Ein eisernes Bettgestell mit dünner Matratze, ein Holztisch an der Wand mit zwei Stühlen zu beiden Seiten, ein alter, dunkelbraun gebeizter Kleiderschrank und hinter einem Vorhang ein Waschbecken. Das war´s. Bequem genug für ein paar Tage. Ich dankte Ignacio und räumte meinen prall gefüllten Rucksack aus. Ein Pappkarton voller Zeug war noch im Auto. Den würde ich nachher holen.
    Meinen Laptop steckte ich sicherheitshalber unters Bett. Wissen die Götter. In deren Gebrauchsanleitung heißt es doch „führe mich nicht in Versuchung“, und ich wollte nicht führen. Der andere Mist kam auf Bett und Tisch, über Kleiderstange und in Schubladen. Bumm, fertig. Daheim.
     
    Die Herren Mönche waren nicht von der gesprächigen Sorte. Im Speisesaal wurde erst still gebetet, dann schweigend gegessen. Ein dünnes Gemüsesüppchen gab´s zu Abend, ein selbst gebackenes Weißbrot lag auf dem Tisch, und ich stand mit knurrendem Magen auf. Ignacio zwinkerte mir zu, und ich folgte ihm in seine Behausung. Er holte Wurst, Schinken und Brot aus einem kleinen Kühlschrank, der in seinem Kleiderschrank ein verborgenes Dasein führte, und wir hauten ordentlich rein.
    „Kann ich auch nicht, Süppchen und trockenes Brot zum Abendtisch“, meinte der ehemalige Cop. Ich stimmte ihm zu. Lieber nichts frühstücken, aber dafür abends rein damit. Alte Trinkerweisheit. Das kannte er, was mich kurz erstaunte. Aber auch Mönche sind menschlich, also warum nicht saufende Mönche?
     
    Er trank schon ewig nicht mehr, stellte sich heraus. „Hab in wenigen Jahren mehr gesoffen als die meisten Menschen ihr Leben lang. Also brauche ich nicht mehr.“ Gelegentlich ein Bier, ab und zu ein Glas Wein. Das ja. Aber nicht das zwanghafte Schlucken, das wir Alkies alle so gut kennen.
    Fand ich klasse. Das wollte ich auch mal sagen können. Vorerst ging das leider nicht - ich hatte einen Mordsdurst. Bestimmt vom Schinken.
    Ignacio brachte ein Bier aus dem Keller und bot an, schnell in den Laden zu laufen, um noch ein paar Flaschen zu holen. Aber das war mir doch peinlich, also lehnte ich ab.
     
    Wir hatten auf Sammys Rat gehört und uns entschieden, mich vorerst völlig zu isolieren. Ich würde nicht ins Dorf gehen, würde mich nichtmal auf dem Gelände zeigen, würde kein Risiko des Entdecktwerdens eingehen. Also musste Ignacio für mich handeln.
    Er brachte meinen Cadillac im Stall unter, stellte ihn in den dunklen hinteren Teil des Gebäudes und deckte ihn mit einer Stoffplane ab. Dann zeigte er mir die Telefonzentrale des Hauses, ein uraltes Stück Technik, das kinderleicht zu knacken war. Von hier aus würde ich auf keinen Fall telefonieren. Mein Mobiltelefon war ja auf Mistys Namen eingetragen, mein Internetanschluss ebenfalls. Da konnte ich mich frei bewegen, solange ich nicht irgendwelche Leute anrief, die behackt sein konnten. Und das hatte ich nicht vor.
     
    „Ich zeige dir noch einen Teil der Mission, der nicht allgemein bekannt ist“, schlug Ignacio am nächsten Morgen vor. Er führte mich in sein geräumiges Zimmer. Der Mönch öffnete die Tür des alten Schrankes, winkte mir, näherzukommen, und drückte auf einen der Wandhaken im Inneren. Die Rückwand des Schrankes glitt zur Seite, und ein dunkler Gang wurde sichtbar.
    „Der Indianergang“, lächelte

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