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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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mir ein Änigma. Warum benahmen sie sich wie ein Rollkommando? Was führten sie im Schilde? Dass sie mich für besonders gefährlich hielten, musste ich nach den Horrorwochen seit meiner unseligen Auffindung des menschlichen Seehundes am Strand von Pismo anerkennen, aber ich kam mir vor wie ein kleiner Junge, der sich in die Ecke stellen muss. Der weiß auch nicht warum.
     
    Mein Nachtsicht-Fernglas kam wie gerufen. Eigentlich hatte ich das Ding aus einer Laune heraus gekauft. Aber nun würde es sich bezahlt machen. Ich konnte von hier oben aus das gut zwei Meilen entfernte Restaurant sehen. Wegen der verflixten Smogschicht von den Ölfeldern her nicht sonderlich klar, aber deutlich genug, um Autos auf dem Parkplatz erkennen und Bewegung auf dem Hof verfolgen zu können.
    Ich schätzte, dass das bei Dunkelheit noch einfacher würde, da das Gerät als Restlichtverstärker arbeitete. Mondlicht reichte schon aus, die Beleuchtung vom Küchenfenster würde Vorgänge auf dem gesamten Hof sichtbar machen.
    Also hatte ich mein Plätzchen gefunden.
     
    Natürlich rief ich Rick am Arbeitsplatz an. Der freute sich. „Mensch, ich hab schon gedacht, dir sei was passiert.“
    „Nur Gutes,“ versprach ich ihm, womit er natürlich nichts anfangen konnte. „Was macht deine Suche?“
    „Klasse. Einwandfreie Ergebnisse, viel Arbeit kommt da auf uns zu, aber ich meine, es lohnt sich.“ Mit Hintergedanken, mein Lieber, das Lohnen. Gut so.
    „Wo wollen wir uns treffen? Und wann?“ wollte ich wissen.
    „Kannst du heute?“ Klar kann ich.
    „Weißt du noch, wo wir mal vor vielen Jahren standen, Fahnen in der Hand und ein Lied auf den Lippen? Vorsänger war damals dieser Folkrocker, der bei Santa Barbara auf dem Hügel wohnt.“
    Natürlich erinnerte ich mich. Vor zwanzig Jahren, am Tor des Diablo Canyon Atomkraftwerkes. Jackson Browne spielte Gitarre, wir hielten Amifahnen mit dem Sternenfeld nach unten und sangen Protestsongs, eine Kombination, die unter den Bullen Feuer machte. Bis die zuschlugen und wir hundert Friedensfritzen in alle Richtungen spritzten.
    „Gute Idee, mein Lieber. Da ist doch ein Café in der Nähe, gleich zweihundert Meter Luftlinie. Ich treffe dich auf der Terrasse. Um halb vier?“
    Fand er gut. Also.
     
    Mein Bart kratzte. Der war erst vier Tage alt, und ich kam mir vor wie einer dieser Europäer, die bei uns unrasiert herumlaufen. Das ist bei denen schick. Schick war´s hier vor vierzig Jahren schon mal, als Dylan, der mit Songs über arme Leute Millionen verdiente und sich deshalb vermutlich schämte, plötzlich unrasiert auf der Bühne stand. Mir fehlten nur noch Westernstiefel und Cowboyhut. Dann wäre der Eurotourist komplett.
    Rick saß schon da, als ich die Stufen zum Pelican Café hochging. Er trank Bier, bei der Hitze höchst vernünftig. Ich holte mir gleich am Tresen eines und ging raus auf die Veranda.
    „Junge, gut dass du da bist. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht.“ Er glotzte mich an und druckste herum.
    „Was ist?“
    „Nix“, meinte er hastig. Aber irgendwas hatte er. „Nun sag schon.“
    „Ach, nur so“, murmelte er verschämt. „Du siehst aus wie einer von diesen europäischen Touristen, die hier mit Dreitagebart und Cowboyhut herumrennen.“
    „Mein neuestes Incognito“, erzählte ich ihm. Er fand das clever.
    „Unsere Verabredung in Vegas“, nahm ich den Faden wieder auf, „wurde leider durch mein vorzeitiges Ableben verhindert.“ Er lachte – natürlich hatte Rick auch die Fernsehnachrichten gesehen, und er wusste, dass die Meldung eine böse Ente war. Wir hatten immerhin telefoniert, als ich angeblich schon im Hooverdamm Strom erzeugte. „War etwas happig zwischendurch, aber jetzt bin ich wieder ganz in Ordnung. Was hast du erfahren?“
    Er erzählte. Und hörte nicht mehr auf. Da fielen Zahlen, dass es mir ganz schummrig wurde. Viel zu große Zahlen.
    „Mensch, wie sollen wir solche Beträge nur bewegen? Ich sehe da ein echtes Problem.“
    Nein, sah er nicht. Er war zuversichtlich. Erzählte mir was von irgendwelchen Programmen und Servern, die umgangen oder eingespannt werden müssten, von böhmischen Dörfern, was ihm nach einer Weile anhand meines stillen Staunens auch auffiel. „Mann, das hat meine Alte schon zur Weißglut gebracht. Tut mir leid, aber ich fange immer an zu fachsimpeln, wenn´s um Computer und World Wide Web geht.“
    „Na, deswegen bist du ja dabei. Kennst dich aus. Also mache deine Sache im Cyberraum und ich werde hier auf dem

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