Geier (German Edition)
was nicht mehr im Original vorhanden war, konnte auf digitalen Kartenlesern und Mikrofilm angesehen werden.
Ich machte mir Notizen, druckte vieles aus und war nach wenigen Stunden besser informiert als hätte ich Tage am unschönen Ort verbracht, desinteressierte Einwohner befragt und zahnlosen alten Männern mit ölschwarzen, schwieligen Händen zugehört.
South Mountain Field war eines der ersten Ölfelder in der Umgebung Santa Paulas, und es blieb eines der ergiebigsten bis vor etwa dreißig Jahren. Damals mehrten sich die Anzeichen für eine Austrocknung der Bohrungen; vermehrt Schlamm im geförderten Öl, ansteigende Sulfitwerte und gelegentliche, unerklärliche Stockungen im Ölfluss. Und da der fördernde Ölmulti viele Finger in vielen Löchern auf der ganzen Welt hatte, verzichtete er gern auf das immer aufwändigere Pumpen in Santa Paula.
Die meisten Bohrungen wurden gekappt, teures Fördergerät abgebaut und Ausgeleiertes einfach stehen gelassen. Produktive Löcher förderten einfach weiter.
Damals war der Begriff Ökologie nur wenigen Spezialisten und Linguisten bekannt. Umweltschutz bedeutete Aufrüstung, um die Umwelt gegen Russen und sonstige schmutzige Kommunisten zu schützen.
Die Detailkarte des Abschnittes 13A zeigte diverse verschlossene Bohrungen, die den Hügel N144/35/13/A spiralförmig durchstießen. Kurz vor der Hügelkuppe war ein bewegliches Werkstattgebäude eingezeichnet, dem ein ebenfalls mobiles Teilelager angeschlossen war. Darüber stand eine Tank Farm, eine Reihe gewaltiger Stahltanks, in denen das geförderte Rohöl bis zum Abtransport gelagert wurde. Die Tanks waren schon lange entfernt worden, die sie umringenden Erdwälle waren noch eingezeichnet. Und die Gebäude standen noch. Die Karte bezeichnete sie als „verlassen“, mit einem Grundbuchhinweis.
Ich nahm meine Notizen und ging zur Grundbuchabteilung hinüber. Unter Santa Paula fand ich zwei Großgrundbesitzer; die Ölfirma, die schon seit der Jahrhundertwende aufkaufte, was sie konnte, und den Rest pachtete. Und ein in Kansas ansässiger Lebensmittelverarbeiter, dessen Agribusiness-Zweig in Santa Paula aktiv war. Avocado- und Zitrusplantagen betrieben sie, und ihre neue Weinbaugründung hatte der Ölfirma einige Tausend Acres abgekauft. Aufgegebenes Ölland, für den Pflug ungeeignet, aber Wein gedieh dort prächtig.
Ihr Besitz umschloss Hügel N144/35/13/A, aber beinhaltete ihn nicht. Der gehörte einem Weingroßhandel namens Tepusquet Cellars, und der gehörte zur Santa Maria´s Inns, Incorporated. Die wiederum war im Alleinbesitz unseres Masturbaten Moreno. Und seiner Gattin, natürlich, aber ich hatte schon kürzlich den Eindruck gewonnen, dass die nur aus Haftungs- und vielleicht Steuergründen mit dabei ist.
Wenn ich schon da bin, kann ich wenigstens noch schnell meine nähere Heimat begucken. Wann geht man schon zum Amt, um in Grundbüchern zu schnüffeln? Wann lässt man sich zu Hause die geologischen Karten zeigen, um zu sehen, wo das nächste Bohrloch ist? Also.
Ihm gehörte mehr Santa Maria Valley als ich für möglich gehalten hatte. Die Santa Maria Fine Wines And Dining war wohl die Holding, denn der gehörte viel Land, das wiederum an Betreiberfirmen verpachtet war. Sunrise Cellars, beispielsweise, pachtete 440 Acres östlich des Stage Coach Inn (die zu SMFWAD gehörte) und ließ sie von der Blue Thumb Winery bebauen. Die war ein Tochterunternehmen der Consolidated Food And Drink, deren alleiniger Anteilseigner – na, wer schon war? Genau. Landsea Transports verpachtete einige Quadratkilometer Weinberge an verschiedene Kleinbetriebe – alle gehörten nach meiner mitgebrachten Liste den Morenos.
Es war alles da. Sah denn das keiner?
Der Kneipier und seine Angetraute hatten Land, dass kaum zu glauben war, mit welchen Gewinnspannen so eine Fresskneipe kalkulieren muss. Ich war mal gespannt, was Rick herausfand. Denn wir waren dem Kerl nicht nur auf den Fersen, wir hatten schon fest zugebissen. Er wusste es nur noch nicht.
Ich verbrachte noch einige Stunden in der Bibliothek – wobei auch das Grundbuch der Barstower Gegend Erstaunliches über meine Freundin Misty lieferte, die erheblich wohlhabender war, als sie zugab – und machte mich um kurz nach zwei Uhr auf die Socken. Auf das Downtown-Kleeblatt, zehn Minuten auf dem Hollywood Freeway in die Filmstadt, und über den Berg nach Sherman Oaks. Um drei hatte ich das Auto abgestellt und stand an der Ecke der Van Nuys und Ventura Boulevards.
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