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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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einige Organisationen, Unis und Privatleute stellen ihre Anonymizer jedem zur Verfügung, der sie findet. Das funktioniert so ähnlich wie eine Abzweigung im Straßenverkehr. Du fährst von A nach D und musst dabei B und C durchfahren. Wenn B und C jeweils einen Anonymizer oder einen Mixer haben, kann in D niemand sagen, woher du kommst. Aus C, klar, aber nicht die Stationen vorher.“
    „Und das darf man?“
    „Das kann man. Einige Länder wollen das Verfahren zwar verbieten, aber Polizeistaaten laufen ja gegen das Internet voll auf. Wie man weiß. Zum Glück. Verbieten kannst du, aber nicht verhindern. Ich kann heute jede Nachricht senden, die ich will, und bleibe dabei garantiert unerkannt. Selbst das FBI, das sich schon lange auf Webkriminalität spezialisiert, schafft nicht, mich zu finden, wenn ich es richtig anstelle. Und die haben ja einige der besten Hacker auf ihrer Gehaltsliste.
    Wenn wir also plündern wollen, dann können wir das ohne Weiteres. Schwierig wird´s nur bei der Empfangsbank. Der muss entweder egal sein, wo das Geld herkommt, oder es muss aus einwandfreier Quelle kommen. Oder wir müssen ein ähnliches Geldanonymizer-System schaffen, was fast unmöglich ist. Denn darauf achten die Finanzämter und das Schatzamt, dass anonymer Geldverkehr ein Traum der Geldwäscher bleibt.“ Klar. Kann man sich denken.
    „Das heißt, wenn wir auch die Kohle klauen können, behalten können wir sie nicht?“
    „Doch, können wir. Aber wir müssen schnell sein. Schneller abheben, als die merken, dass was faul ist. Denn sobald nur einigermaßen begründeter Verdacht aufkommt, dass geplündert wird, stornieren die. Und die Empfangsbank stoppt jede Direktbuchung und jede Auszahlung. Die machen das Konto erst mal dicht. Also müssen wir uns einen genauen Zeitplan machen und uns daran halten. Denn auch der bestechlichste Banker kann nichts machen, wenn die Sirene erst heult. Dann ist´s vorbei.“
    „Müssen wir uns anstrengen.“
    „Müssen wir. Und ganz planmäßig vorgehen. Mir wird schon was einfallen.“
    Hoffen wir´s. So viel Geld, und nicht drankommen? Geht nicht.
    Er wollte mir noch genau erklären, wie das alles ablaufen könnte, kam vom Hundertsten ins Tausendste, aber irgendwo in mir drin wurde wieder ein Schalter umgelegt, und ich dachte nur noch an Julie.
     
    Verblüffend, wie Bratwurst, Bier und Spätzle die Libido beflügeln.
     
     
     
     
     

     
     
     

26 Schokoladenkekse und Slot Canyons
     
     
    Rick verabschiedete sich, als die Fernsehnachrichten in der deutschen Kneipe über den Bildschirm brausten. Channel Five begann die Sonntagabendsendung wieder mal mit einer Autojagd durch South Central.
    Seit Jugendbanden ihren Mitgliedsaspiranten zur Auflage machten, als Aufnahme-Gesellenstück etwas Spektakuläres zu liefern – einen von Überwachungskameras gefilmten Raub, ein Drive-By-Shooting in Polizeireviernähe, einen Überfall auf einen Geldtransporter – entschieden sich immer mehr Jünglinge dafür, abends gegen drei viertel zehn ein Auto zu klauen, möglichst komplett mit Insassen, einen der Fernsehsender anzurufen und loszusausen. Damit war garantiert, dass bei Sendungsbeginn um 22 Uhr die Jagd in schönstem Gange war. Und halb Kalifornien dabei zugucken konnte.
    Die Verfolgten wurden immer eingeholt – meist gegen halb elf, sodass dem Sender noch eine halbe Stunde Zeit blieb, das weniger Interessante aus aller Welt im Eilschritt abzuhaken. Und weil gelangweilte südkalifornische Jugendrichter der Übung inzwischen nur wenige Punkte gaben, kassierte der Gangsternachwuchs allenfalls drei Jahre. Anschließend waren die Primetime-Ganoven gemachte Leute, brauchten sich nicht mehr zu beweisen, und bekamen von der Bande zur Belohnung ihre eigene Straßenecke zugewiesen, von wo aus sie ihren Drogeneinzelhandel lenkten und reich wurden.
     
    Wir schauten uns noch die ersten fünf Minuten Livesendung aus dem Hubschrauber an und verabschiedeten uns auf dem Parkplatz. Rick fuhr wieder nach Pismo, ich wäre trotz der späten Stunde am liebsten nach Barstow gefahren. Ich rief also in der Tanzakademie an und erwischte eine der Elevinnen, die an der Abendkasse saß. Die wusste gleich, wer dran ist – manchmal ist so eine Radiostimme doch zu etwas gut – und bat mich, dranzubleiben, während sie den Zweiganschluss im Haus anwählte.
     
    „Mein Kleiner. Wo bist du? Du fehlst mir.“
    „Du mir auch. Ich wollte noch hochkommen, aber ich weiß nicht so recht – um die Zeit? Ist immerhin ganz

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