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Geisel der Leidenschaft

Titel: Geisel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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warf die Tür zu und verriegelte sie.
    Verzweifelt und erschöpft sank sie ins Kissen zurück und starrte ins abendliche Dunkel. Nach einer Weile erhob sie sich und wanderte umher. Das Bett war inzwischen an die frühere Stelle zurückgeschoben worden. Auf dem Tisch stand immer noch das Tablett. Durstig trank sie den Wein, dann entdeckte sie das Messer, das man bereitgelegt hatte, damit sie das Brot, den Käse und den Fisch aufschneiden konnte. Sie griff danach und betrachtete enttäuscht die stumpfe Klinge, die den Feinden bestenfalls ein paar Kratzer zufügen würde.
    Aber die Schneide war schmal und lang. Von neuem
    Mut erfüllt, rannte Eleanor zur Tür, schob das Messer durch den Spalt und drückte es nach unten, bis es den hölzernen Riegel berührte. Atemlos kniete sie nieder und drückte die Klinge mehrmals gegen den Riegel, der sich nicht bewegen ließ. Irgendwie musste sie es schaffen. Möglichst schnell...
    Der Schweiß brach ihr aus allen Poren, während sie den Messergriff mit beiden Händen umklammerte und immer wieder ihr Glück versuchte. Ihre Handgelenke schmerzten, und sie glaubte, ihre Finger würden brechen. Doch sie gab sich nicht geschlagen.
    Endlich ließ sich der massive Riegel seitwärts schieben. Ganz langsam. Entkräftet hielt sie inne und lauschte. Im Erdgeschoss schien man nichts zu bemerken. Eleanor holte tief Atem, ignorierte ihre schmerzenden Finger und presste die Schneide gegen den Riegel, bis er aus der Halterung glitt. Das Messer in der Hand, stieß sie mit der Schulter die Tür auf, die nur leise knarrte. Während sie zur Treppe schlich, konnte sie kaum an ihr Glück glauben. Nie wieder würde sie sich gefangen nehmen lassen.
    Aus dem Erdgeschoss drangen Stimmen herauf.
    »Sir, Ihr seid mir einiges schuldig!«, erklärte Anne-Marie. »Mit aller Kraft trat sie auf meinen Fuß. Diesen Bluterguss solltet Ihr Euch anschauen.«
    Helene lachte laut auf. »Hättet Ihr bloß ihr Gesicht gesehen, als sie dachte, Anne-Marie und ich wären scharf auf sie! Natürlich beteuerten wir, Frauen würden uns nicht reizen ...«
    »Es sei denn, sie würden uns gut bezahlen«, ergänzte Anne-Marie.
    »Jedenfalls glaubte die Lady, dass ihr schreckliche Gefahren drohten.«
    »Beinahe hätte sie uns ernsthaft verletzt«, seufzte Anne-Marie. »Diese Frau kämpft wie eine Tigerin.«
    »In der Tat, sie ist ein wildes kleines Biest«, stimmte der schmächtige Franzose zu.
    Eleanor huschte zu den Stufen und spähte nach unten, durch die Wohnzimmertür, die sperrangelweit offen stand. Würde sie die Haustür unbemerkt erreichen, wenn sie auf leisen Sohlen hinablief und die Halle durchquerte?
    Nun nahm Jacques an der Tafel Platz. Er trug keine Handschuhe und er hatte die Maske abgenommen. Da er ihr den Rücken zuwandte, konnte sie sein Gesicht nicht sehen. Einer seiner gestiefelten Füße lag auf dem Tisch, seine linke Hand spielte lässig mit einem Schneidebrett.
    »Als sie aus dem Fenster stieg, hätte sie sich fast umgebracht«, meinte der kleine Franzose.
    »Allerdings«, bestätigte ein Mann, dessen Stimme sie zum ersten Mal in diesem Haus hörte. Als er sich Jacques gegenüber an den Tisch setzte, hätte sie beinahe aufgeschrien. Bestürzt presste sie eine Hand auf den Mund. Eric, der große Norweger - unverkennbar.
    »Wenn sie sich umbringt, habt Ihr nichts davon«, gab der kleine Franzose zu bedenken. »Wie ich gestehen muss, plagt mich mein Gewissen. Noch nie bin ich einer jungen Frau begegnet, die so tapfer um ihre Freiheit kämpft.«
    »Die wird sie nicht erlangen«, antwortete der vermeintlich stumme Jacques. »Da sie zu unbedachten Ausflügen ins eisige Meer und riskanten Kletterpartien neigt, verdient sie eine Lektion und muss lernen, in welche Gefahren sich eine todesmutige Lady begeben könnte. Hasst sie die Schotten so sehr, dass sie uns nicht zutraut, wir würden sie in Sicherheit bringen? Nun, dann soll sie herausfinden, was ihr die Welt sonst noch zu bieten hat.«
    Inzwischen hatte sich Eleanor der Tür genähert. Aber als sie Jacques' Stimme hörte, erstarrte sie mitten in der Bewegung. Noch nie in ihrem Leben war sie so wütend gewesen.
    Brendan!
    O Gott, das hätte sie wissen müssen! Kein Wunder, dass sich alle über sie lustig machten! Mit voller Absicht hatte Brendan ihr Angst und Schrecken eingejagt, den Eindruck erweckt, er würde sie Räubern und Mördern ausliefern.
    Am liebsten würde sie ihn mit bloßen Händen erdrosseln. Dazu wäre sie in ihrem Zorn vielleicht sogar fähig. Aber

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