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Geisel der Leidenschaft

Titel: Geisel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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sie gebracht hatte - in einen abgelegenen Gasthof, von Gaunern und Prostituierten bewohnt. Ihre sichtliche Verblüffung beschwor wieder einmal lautes Gelächter herauf. Aber ihr Schweigen musste ein gewisses Mitleid geweckt haben, zumindest in Helenes Brust. »Wir werden Euch nichts zuleide tun«, versprach sie. Diesmal schwang kein Spott in ihrer leisen Stimme mit. »In dieser nassen Kleidung hättet Ihr Euch den Tod geholt. Warum seid Ihr mitten im Winter durch das eisige Meer geschwommen? Noch dazu, nachdem ...«
    »Helene!«, mahnte Anne-Marie.
    Neben der Wanne stand ein Schemel, auf den Helene das Fläschchen stellte. »Wenn Ihr wollt, wascht Euer Haar selbst. Jetzt lassen wir Euch allein. Aber wir warten vor der Tür. Habt Ihr verstanden?«
    »O ja.«
    Ohne ein weiteres Wort verließen die beiden den Raum und schlossen die Tür. Allmählich erwärmte das Wasser Eleanors steife Glieder. Den Kopf an den Wannenrand gelehnt, betete sie um eine Erleuchtung. Sie begriff nicht, was mit ihr geschah. Warum lachten diese Diebe und Huren über das Geld, das sie ihnen anbot, und ignorierten ihre Drohungen?
    Was hatten sie mit ihr vor? Sie dachte an den Maskierten, der bis jetzt kein einziges Wort gesprochen hatte. Offenbar war er der Anführer dieser elenden Bande. Litt er tatsächlich an Lepra?
    Abrupt setzte sie sich auf und erinnerte sich an seine Hände. Ohne Handschuhe. Und er hatte sie angefasst. Wie sie sich jetzt entsann, hatte sie seine Hände während ihrer erfolglosen Gegenwehr betrachtet. Gesunde Hände, mit unversehrter Haut. Nein, er litt nicht an Lepra. Also verbarg er sein Gesicht aus anderen Gründen. War es von grässlichen Narben entstellt? Oder verhüllte der Schuft seine Züge, weil man nach ihm fahndete?
    Als die Tür aufschwang, zog Eleanor wieder ihre Knie an. »Seid Ihr fertig, Lady? Ah, Ihr habt Euer Haar noch nicht gewaschen. Lasst Euch helfen.«
    »Nein.«
    »Wie Ihr wollt.«
    Nun trat auch Anne-Marie ein und flüsterte Helene etwas zu. Die ersten Worte verstand Eleanor nicht, doch dann hörte sie: »... ihretwegen verhandeln ...«
    Helene wandte sich wieder zu ihr. »Da drüben auf dem Stuhl findet Ihr ein Handtuch, Kleidung und Schuhe. Nicht so kostbar, wie Ihr's gewohnt seid, aber besser als diese nassen Fetzen.«
    Bevor Anne-Marie hinter Helene den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal zu Eleanor um. »Wascht Euer Haar gut, Lady. Er liebt den Duft sauberen Haars und parfümierte Haut.«
    Wütend umfasste Eleanor den Wannenrand. »Was er liebt, kümmert mich nicht.«
    »Darauf solltet Ihr aber achten. Wenn nicht ... Nun, dann werden wir sehen, was zu tun ist. Versteht Ihr das, Engländerin?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte Anne-Marie hinaus. Sehnlichst wünschte Eleanor, sie könnte die alberne Person verprügeln. Wenigstens schöpfte sie schwache Hoffnung, nachdem sie das Wort >verhandeln< gehört hatte. Und so sank sie ins Wasser zurück, wusch ihr Haar und seifte ihren Körper ein.
    Plötzlich erschien ihr das Wasser so eiskalt wie ihre Zukunft. Sie stieg aus der Wanne und trocknete sich ab. Dann schlüpfte sie in ein ungebleichtes Leinenhemd und ein hellblaues Wollkleid. In den trockenen Sachen fühlte sie sich etwas wohler, obwohl sie vermutlich der abscheulichen Anne-Marie gehörten.
    Wenige Minuten später trat die Brünette wieder ein. »Kehrt in Euer Zimmer zurück. Sofort. Ihr habt Besuch.«
    »Wer ist es?« Krampfhaft schluckte Eleanor. Hoffentlich nicht der Mann, der frisch gewaschenes Haar liebte ...
    »Kommt!«, befahl Anne-Marie und legte den Kopf schief, als Eleanor sich nicht von der Stelle rührte. »Soll ich Hilfe holen?«
    »Nicht nötig.« Von Anne-Marie gefolgt, verließ Eleanor das Zimmer und ging den Flur entlang. Sehnsüchtig schaute sie zur Treppe. Doch sie wollte keine weitere Begegnung mit dem französischen Banditen riskieren, der sie hierher gebracht hatte. Außerdem wollte sie herausfinden, was die angekündigte >Verhandlung< zu bedeuten hatte.
    Sobald sie die Schwelle ihres Zimmers überquert hatte, fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Sie lief zum Fenster, öffnete die Läden und spähte wieder hinaus. Nirgends Bäume oder Sträucher, die ihr Schutz bieten würden. Und der Boden lag ziemlich tief unten. Wie weit würde sie kommen, wenn sie hinaussprang und sich womöglich ein Bein brach?
    Die Tür wurde geöffnet. Hastig drehte sie sich um -und hielt den Atem an. Brendan kam herein, einen Tartan über den Schultern - ein Schotte in Frankreich.

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