Geisel der Leidenschaft
Wohnzimmer wartete ein hoch gewachsener Priester, der eine dunkle Kutte mit einer Kapuze trug. »Sir Brendan of Graham?«
»Ja.«
»Möge Gott Euch schützen, Sir. Unser großer Herrscher, Philipp von Frankreich und Navarra, hat mich beauftragt, mit Euch zu sprechen. Von Eurer Tapferkeit und edlen Gesinnung tief beeindruckt, lässt er Euch ausrichten, er würde wünschen, Ihr wärt ein Franzose.«
»Welch ein wundervolles Kompliment ...«
»In der Tat. Übrigens, er betrachtet die Ehe als heiliges Sakrament.«
»So wie ich, Vater.«
»Einen Vertrag, der vor Gott geschlossen wurde, darf der Mensch nicht brechen.«
»Das würde ich niemals wagen.«
»Mit dieser Antwort hat der König gerechnet.«
In Eleanors Schlafzimmer wartete Bridie, schwatzte fröhlich und schien zu wünschen, ihre Herrin würde gewisse Fragen stellen.
Diesen Gefallen hätte Eleanor ihr gern getan. Aber sie fühlte sich zu erschöpft. Bridie half ihr beim Auskleiden und streifte ein weißseidenes, reich besticktes Nachthemd über ihren Kopf, das Eleanor nicht kannte.
»Was ist das?«
»Ein Geschenk von Königin Jeanne.«
»Für meine Hochzeit?«
»Nein, nein! Wartet nur, bis Ihr das Hemd seht, das sie Euch für die Hochzeit geschickt hat! Dieses hier ist nur eins von vielen anderen Geschenken.«
»Morgen muss ich der Königin danken. Wie freundlich von ihr ...«
»Sehr freundlich - und reine Verschwendung ...«
»Wie meinst du das, Bridie?«
»O Lady Eleanor, mir bricht das Herz um Euretwillen! Jetzt kenne ich die Freuden der Liebe. Ich habe Euch doch von Lars erzählt ... Welch ein wunderbarer Mann!« Dunkle Röte stieg in Bridies Wangen. Hastig bekreuzigte sie sich. »Gott verzeih mir, ich habe ihm alles gegeben und bin überglücklich. Und ich bedauere Euch zutiefst, Mylady. Ihr seid so jung und schön und Comte Alain ist ...«
»Ein alter Mann?«
»Seid mir nicht böse ...«
»Er wird mich heiraten und mir beistehen. Dafür bin ich ihm dankbar.«
»Natürlich. Hätte ich bloß nicht so freimütig gesprochen ...«
»Das nehme ich dir nicht übel, Bridie.«
»O Mylady, Ihr ahnt ja gar nicht ...«
»Sicher wirst du's mir erzählen. Aber - bitte, nicht heute Nacht.«
»Meine liebe Lady, Ihr seid so blass. Jetzt wollt Ihr schlafen, das verstehe ich, und ich lasse Euch allein.«
»Wenn du deinen Lars treffen willst, geh mit meinem Segen.«
»Vielen Dank, Mylady!« Ungestüm schlang Bridie beide Arme um Eleanors Hals, dann eilte sie aus dem Zimmer.
Eleanor sank verzweifelt auf ihr Bett. Was würde geschehen, wenn sie alles aufgeben und mit einem Gesetzlosen in die Wälder flüchten würde? Man würde ihn hinrichten.
Und das durfte sie nicht riskieren.
Als es an der Tür klopfte, stand sie auf. »Ja?«
»Mylady, ich bin Euer Beichtvater«, erklang eine gedämpfte Stimme und sie öffnete die Tür. Ein großer Mann in einer Mönchskutte trat ein, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
»Ich dachte, Ihr würdet mich morgen in der Kathedrale erwarten ...«, begann sie.
Wortlos bedeutete er ihr niederzuknien. Was sollte sie diesem Mann beichten?
Er war selbstverständlich verpflichtet, ihr Geheimnis zu hüten - die Sünden ihres Fleisches, die sie ihm in unschuldigem Weiß gestehen würde, in ihrem seidenen Nachthemd, einem Geschenk der Königin. Welch eine Ironie ... Gehorsam kniete sie nieder. »Segnet mich, Vater, denn ich habe gesündigt.«
»Und Ihr werdet es wieder tun«, entgegnete er in belustigtem Ton.
Erstaunt hob sie den Kopf und sah, dass er die Kapuze abgestreift hatte. Brendan stand vor ihr. In ihrer Kehle blieb ein Schrei stecken. Sie sprang auf und wollte zurückweichen.
Aber er riss sie in seine Arme. »Es wäre eine Sünde, die Gunst dieser Nacht nicht zu nutzen.«
Mit aller Kraft wehrte sie sich. »Verdammter Narr! Wenn man dich hier findet, wird man dich enthaupten ...«
»Man wird mich nicht ertappen. Und wenn doch, werde ich glücklich sterben.«
»Bitte, du musst sofort verschwinden!«
»Und falls ich mich weigere? Wirst du die Palastwache rufen?«
»O Brendan ...«
Er hob sie hoch und warf sich mit ihr aufs Bett. Als sie sich erneut zu wehren versuchte, presste er ihre
Handgelenke ins Kissen. Ein verzehrender Kuss erstickte ihren Protest und entfachte eine heiße Leidenschaft, die ihren Widerstand sogleich lähmte. Zitternd beobachtete sie, wie er aufstand, die Kutte fallen ließ, seinen Kilt und den Tartan ablegte. Und dann schien sein nackter Körper die dünne Seide ihres Nachthemds zu
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