Geisel der Leidenschaft
was wirst du tun?«, fragte Wallace.
»Protestieren?«, wisperte Margot.
»Großer Gott, Margot!«, stießen Eric und William wie aus einem Mund hervor.
Schweigend ging sie davon.
»Ich muss das alles sehen«, erklärte Brendan, »und dann vergessen.«
»Collum, sieh zu, dass die restlichen Sachen verladen werden!«, befahl Wallace.
»Aye, William.«
»Brendan, Eric, kommt mit mir!«
»Für eine Hochzeit sind wir unpassend gekleidet«, wandte Eric ein. Er trug eine Lederhose, Stiefel und ein Wams aus Wollstoff. Über Williams und Brendans Schultern lagen ihre Tartans.
»Mit unserer Kleidung bekunden wir nur, was wir sind«, entgegnete Wallace.
Brendan saß bereits auf seinem Pferd.
Am Vorabend war Eleanor in die schöne Kathedrale gegangen, um ihren Beichtvater aufzusuchen, und hatte das majestätische Kirchenschiff bewundert. Im Beichtstuhl hatte sie mit sich selbst Frieden geschlossen. Danach saß sie allein vor dem Altar. Dass Alain ihr verzeihen würde, wusste sie. Und trotz ihrer schweren Sünde glaubte sie, auch der Allmächtige würde verstehen, was sie zu ihrer Sünde getrieben hatte. Immerhin war sie bereit, ihr Lebensglück zu opfern, und deshalb musste sie nichts bereuen.
Aber während sie jetzt an der Seite des Königs zum Traualtar schritt, entschwand der innere Friede. Von plötzlicher Panik erfasst, wollte sie Philipps Arm loslassen, die Flucht ergreifen. Durch den Nebel des Weihrauchs drangen die Gesänge der Mönche heran, lateinische Gebete drohten Eleanors Herz zu erdrücken.
Sekundenlang schöpfte sie eine wahnwitzige Hoffnung. Würde er auf einem weißen Schlachtross in die Kathedrale stürmen und sie in den Sattel heben?
Aber wohin sollten sie reiten? Das Fantasiebild verblasste und sie begann zu beten, wenn auch nicht für ihre Ehe. Stattdessen flehte sie ihren Schöpfer an, er möge Brendan fern halten. Wenn er hierher kam und gegen die Hochzeit protestierte, würde er sterben. Und wenn nicht, wäre sie bei seinem Anblick unfähig, ihr Ehegelübte zu sprechen ...
Nein, ihre Sorge war überflüssig. Alain hatte ihr versichert, die Schotten seien bereits auf dem Weg nach Calais. Bald würden sie nach Schottland zurücksegeln. Und irgendwann würde Brendan auf der Erde verbluten, die ihm so viel bedeutete.
Beinahe wäre sie gestolpert. König Philipp umklammerte ihren Arm etwas fester, und sie ging weiter, geblendet vom Kerzenlicht und ihren Tränen.
Wenn er die Kirche beträte ... Ein Wort, ein Blick - und sie könnte die Farce nicht ertragen. Doch dieser Gedanke war ein leerer Traum.
Als sie die Kathedrale erreichten, hatte die Zeremonie schon begonnen. Er sah sie vor dem Altar stehen, an der Seite des Königs, der sie ihrem Bräutigam übergeben würde.
Das durfte sie nicht tun!
Unmöglich!
Wenn sie sich umdrehte und sein Gesicht entdeckte ...
Aber sie wandte sich nicht zu ihm um. Der Priester sprach die traditionellen lateinischen Worte. Während das Brautpaar niederkniete, ertönte ein feierlicher Choral.
Und dann hörte Brendan das Ehegelöbnis. Eleanors Stimme klang leise - und zögernd. Ein goldener Ring schimmerte in der Hand des Priesters.
»Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
In diesem Augenblick flüchtete Brendan aus der Kirche, dicht gefolgt von Eric und Wallace. Ohne einen einzigen Blick zurückzuwerfen, schwang er sich in seinen Sattel.
12. Kapitel
Sechs Wochen später kehrte Eleanor mit Alain nach Clarin zurück.
Ein Ritter war vorausgeeilt, um ihre Ankunft zu melden. Da Alain nur wenige Stunden pro Tag reiten konnte und auch die Fahrt in einem polternden Wagen kaum ertrug, kam das Ehepaar viel langsamer voran als der Bote.
Überrascht und gerührt stellte Eleanor fest, welch einen fürstlichen Empfang ihre Vettern vorbereitet hatten. An der Straße zum Schloss drängten sich jubelnde Dorfbewohner und schwenkten Blumensträuße, auf den Eingangsstufen von Clarin standen Alfred und Corbin zwischen den Hausangestellten.
Sogar Isobel hatte sich eingefunden. Eleanor fragte sich, wie Corbin seine Frau dazu gebracht hatte. Aber Edward, seit kurzem mit Philipps Schwester vermählt und bestrebt, seinen Erben mit der Tochter des französischen Königs zu verheiraten, war Frankreich gegenüber milde gestimmt. Vielleicht hatte er Isobel nach Clarin geschickt, mit dem Auftrag, den allseits hoch geachteten Comte Alain de Lacville zu begrüßen.
Voller Stolz auf ihr imposantes Heim, winkte Eleanor den Leuten zu, als sie an ihnen
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