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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Aufstehen.“
    In Anbetracht der Echtheit der Pistole und der Entschlossenheit des Herrn Trinklein, diese auch zu benutzen, quod erat demonstrandum, erhob er sich flugs und wurde leibesvisitiert, was dem Herrn Bankräuber offensichtlich ebenso unangenehm war wie Simon Schweitzer, denn Männerhände auf seinem Körper war definitiv nicht sein Ding. Viel wohliger wären da schon Marias Hände gewesen, aber das Telefonat am Morgen war ja nun nicht so harmonisch verlaufen wie sonst in ihrer nun anderthalbjährigen Beziehung. Seufz.
    „Gut. Sie können sich wieder setzen. Da muß ich wohl jetzt ein Extra-Auge auf den Herrn Privatdetektiv werfen, er scheint ja mit allen Wassern gewaschen zu sein.“
    Grundsätzlich hörte er so was natürlich gerne über sich, doch gerade jetzt, in den Fängen des Todes, konnte ein auf ihn geworfenes Extra-Auge zum Nachteil gereichen.
    Er wollte gerade die Unterhaltung mit den japanischen Gästen wieder aufnehmen, als ein Telefon klingelte. Das war um so bemerkenswerter, als der Geiselnehmer den Hörer ja nicht wieder auf die Gabel gelegt hatte.
    Erschrocken fuhr Ludger Trinklein herum. Die sich auf dem Wege der Besserung befunden habende Atmosphäre verkrampfte sich erneut. Wütend stapfte er in Richtung des schrillen Geräuschs, entdeckte das Gerät auf einem kleinen Beistelltisch hinter einer Schusterpalme und stieß ein nichts Gutes verheißendes „Ja, was gibt’s?“ in den Hörer.
    Erwartungsvolle Stille.
    Sekunden später: „Nein, Peterle ist nicht zu sprechen. Peterle ist nämlich tot.“ Dann durchtrennte er die Leitung mit einem herumliegenden Brieföffner.
    Herr Schweitzer vermutete Peterle in einem der freigelassenen Schalterbeamten und dachte, daß es nicht nett war zu sagen, daß Peterle tot sei, wo er doch gar nicht tot war. Ganz im Gegenteil, Peterle war nicht nur nicht tot, sondern sogar frei, was man von den Geiseln nun nicht behaupten konnte, die weiterhin diversen Fährnissen ausgesetzt waren, zu denen auch, machen wir uns da nichts vor, der Tod gehörte. Ja er, der Tod, war quasi systemimmanent. Ohne diese Gefahr wäre eine Geiselnahme beinahe töricht, denn was sonst als der Tod konnte einer Geldforderung bedeutenden Nachdruck verleihen?
    Wenn Sie nicht bald mit der Kohle rausrücken, besprüh ich die Wände mit Farbe und mach den Kopierer kaputt. Wie lächerlich das wirkte.
    Mit einem diabolischen Grinsen setzte sich der Bankräuber wieder. Offensichtlich fand er den fiktiven Tod Peterles lustig.
    „What’s your name?“ nahm Oma Hoffmann den Konversationsfaden wieder auf.
    „Yoko“, antwortete die Japanerin.
    „Kogyo“, antwortete der Japaner.
    Oh je, dachte Herr Schweitzer, das merk ich mir doch nie und übte schon mal. Yoko, Kogyo, Yoko, und so weiter.
    Nachdem er ausgeübt hatte, fühlte er sich bemüßigt zu erklären: „This is a real bankrobbery.“ Das Wort für Geisel war ihm fremd. „But I think that we can leave when the bankrobber has his money.“
    Kogyo schaute Yoko in die Augen, und beide zuckten mit den Schultern, als hätten sie schon etliche Banküberfälle auf dem Buckel und im Prinzip in Frankfurt mit nichts anderem gerechnet.
    Sicherlich wußte man auch in Japan, daß diese Stadt in der Verbrechensstatistik immer ganz oben mitmischte. Allerdings, und das sollte der Gerechtigkeit halber auch mal erwähnt werden, wird in diese Statistik auch der Flughafen mit einbezogen, der ja mit London Europas Drehscheibe im Personenverkehr bildet, und über den ein Großteil der Drogen, die man zum Beispiel in Delmenhorst konsumiert, eingeschmuggelt wird. Fair ist das nicht, auf diese Weise behält der Delmenhorster nämlich seine weiße Weste, auch wenn Koks daran haftet, aber das ist ja auch weiß, und der Frankfurter ist der Dumme, gilt im Ausland als kriminell, sofern die Droge am Flughafen aufgespürt wird, obwohl groß und deutlich Delmenhorst draufsteht.
    In den folgenden Minuten breitete sich eine angenehme Ruhe aus. Ludger Trinklein würde wegen des Geldes bald mit der Polizei in Verbindung treten, die Geiseln kannten sich zumindest namentlich und die Japaner waren von Oma Hoffmann und Herrn Schweitzer bei allen negativen Begleitumständen doch recht herzlich in Frankfurt willkommen geheißen worden.
    Alsbald bemühte Simon Schweitzer seine grauen Gehirnzellen auf der Suche nach spektakulären Banküberfällen, die in der Vergangenheit Schlagzeilen gemacht hatten, möglichst zuzüglich einer Geiselnahme. Unverzüglich fielen ihm da

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