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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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ein Witz, Popic.“
    „Ach so. Aber natürlich fehlen da noch ein paar Zitate oder Kommentare der Polizei, ist klar. Das würde dem Artikel erst die richtige Würze verleihen. Wenn Sie sich darum vielleicht kümmern könnten, mir fehlt dazu ... die Gelegenheit, wenn ich’s mal so ausdrücken darf, Chef.“
    „Logisch, Popic. Ich kümmere mich darum.“
    „Und dann noch die Serie ankündigen. Ganz wichtig. Vielleicht könnte man sie mit Der Bankraub, der die Welt in Atem hielt, betiteln. Das hätte doch was, Chef.“
    „Natürlich, Popic.“
    „Ach, Chef ...“
    „Ja?“
    „Bevor ich’s vergesse, wie sieht’s denn mit der Gehaltserhöhung aus?“
    „Popic, das ist doch jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ...“
    „Chef, das sehe ich anders, der Zeitpunkt war noch nie so gut. Momentan arbeitet der weltweit begehrteste Journalist für Sie.“
    „Sie übertreiben ...“
    „... ein bißchen nur. Also, wie sieht’s aus, Chef, 200 Euro?“
    „100.“
    „150.“
    „Popic, Sie stürzen mich in den Ruin.“
    „150.“
    „Also gut, Popic, 150.“
    „Plus 25 Euro pro neugewonnenem Anzeigenkunden. Ich helfe auch bei der Akquise.“
    Dramatisch laut war der Atem des Herrn Melibocus über die Lautsprechanlage zu hören.
    „Chef, sind Sie noch dran?“
    „Ja, bin ich, also gut, einmalig 25 pro Neukunden.“ Es klang, als hätte er zwischen Strick und elektrischem Stuhl wählen dürfen.
    „Gut Chef, ich mach dann mal Schluß. Wenn’s der Herr Bankräuber erlaubt, ruf ich später noch mal an, dann ist das mit dem Lösegeld hoffentlich geklärt.“
    „Der Herr Bankräuber. Nobel geht’s bei euch zu. Tschüß, bis später.“
    Popic legte auf und sagte zu Ludger Trinklein: „Danke. Es wäre nur blöd, wenn Sie mich erschießen, jetzt, wo ich endlich die Gehaltserhöhung ...“
    „Erschossen wird hier mal keiner. Und wenn hier einer erschossen wird, dann höchstens Frau Trinklein-Sparwasser, aber die weiß dann schon warum.“
    Die Filialleiterin lief rot an.
    Das war jetzt höchst interessant, fand Herr Schweitzer. Wenn man sich darauf nur verlassen könnte, nicht erschossen zu werden. Das hätte etwas Entkrampfendes. Trotz dieser Restangst gewann die Sache für ihn an Reiz. Im Grunde hatte er hier fast alles, was ihn zu einem passionierten Wirtshausgänger hatte werden lassen. Interessante Menschen unterschiedlicher Charaktere, ein vages Gefühl von Geborgenheit und mal wieder die Bestätigung dafür, daß man jemanden nicht nach dem ersten Eindruck beurteilen sollte. Nehmen wir nur mal diesen Popic. Äußerlich machte er den Eindruck, als könnte er in puncto Langeweile Thomas Mann vom Sockel stoßen, und schwuppdiwupp hatte er sich als ausgekochtes Schlitzohr entpuppt. Wie er bei seinem Chef die Gehaltserhöhung durchgeboxt hat, war schon aller Ehren wert. Oder Frau Hoffmanns Chuzpe, keine Spur von Altersheim bedingter Selbstauflösung. Oder die Punkerin Uzi, die nicht stank. Lamentabel war lediglich die Kommodität der Sitzgelegenheiten, die Sitzkissen waren doch recht dünn, ein Barhocker war da auf jeden Fall vorzuziehen. Die Japaner saßen zwar auch zu Hause auf dem Boden und der Weltentraveller Johnny dürfte Ungemütliches ebenso gewöhnt sein, aber gerade für ältere Herrschaften wie Frau Hoffmann und ihn selbst wäre eine Bestuhlung der Bandscheibe wegen sehr vorteilhaft, zumal hinter dem Schalter ja noch ein paar davon standen. Also nahm er sich ein Herz: „Herr Trinklein.“
    „Ja?“
    „Ich will ja nichts sagen, es ist ja auch sehr gemütlich hier, nur, mir schlafen langsam die Füße ein. Ich bin auch nicht sehr sportlich, ich weiß, aber wenn ich mir vielleicht einen Stuhl ... Und für Frau Hoffmann vielleicht auch ...“
    „Ach so, natürlich. Da hinten stehen ein paar Bürostühle.“
    „Ich brauche keinen“, fiel Oma Hoffmann Herrn Schweitzer in den Rücken.
    Und auch sonst meldete niemand Ansprüche an. Menno, war das wieder peinlich. Hatte er sich mal wieder ins Abseits manövriert. Aber was blieb ihm nun, da er den Stein ins Rollen gebracht hatte, noch anderes übrig. Betröppelt holte er sich einen ergonomischen Bürostuhl mit Lehne. Das Kribbeln in den Füßen ließ auch augenblicklich nach, dafür fühlte er sich, sensibel wie er war, wie ein aus der Gemeinschaft Ausgestoßener. Herr Schweitzer nahm sich vor, wenn das hier ausgestanden war, wieder mehr spazieren zu gehen. Das hatte er in letzter Zeit fürwahr doch arg vernachlässigt, immerfort hatte er eine Ausrede im

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