Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)
Bundeskanzlers.“
„Hä?“
„Hang the German Bundeskanzlers. Die spielen da heute. Im Sinkkasten. Die sind echt voll die Härte. Punkband. Aus Cottbus. Hab leider keine Karten mehr bekommen. Seit Wochen ausverkauft“, dozierte Uzi und blickte verträumt Oma Hoffmann hinterher.
„Hang the German Bundeskanzlers? So darf man doch nicht heißen. Ist das denn erlaubt?“ fragte Simon Schweitzer irritiert.
„Das juckt doch kein Schwein wie die heißen.“
„Na ja, ich denke schon. Man könnte das doch als Aufforderung verstehen.“
„Hang the German Bundeskanzlers, na und. Und wenn? Was dann? Wen schert das?“ Uzi holte eine CD aus ihrer olivgrünen Umhängetasche und überreichte sie Herrn Schweitzer.
Auf dem Cover war eine ziemlich matschige Birne abgebildet, die zudem per kunstvoll geknotetem Strick an einem Galgen baumelte. Mit schwarzem Stift waren ihr allseits bekannte Gesichtszüge aufgemalt. Den Exitus darstellend hing schlapp eine lila verfärbte Zunge aus dem Mund. Unschwer war Altkanzler Birne zu erkennen.
Herr Schweitzer staunte über die Unbekümmertheit der Jugend. Er selbst hatte gegen diese Art von Humor nicht das geringste einzuwenden, doch hätte er nie an die Legitimität von Hang the German Bundeskanzlers geglaubt. Die Politiker schrien doch sonst immer gleich Zeter und Mordio, wenn’s um ihren Ruf geht. Dabei sollten die sich besser mal fragen, warum ihr Ansehen beim Wahlvolk so völlig im Eimer war.
„Hübsches Cover“, sagte er leicht grinsend, und es hörte sich wie Kaffer an.
„Nicht wahr. Du solltest aber erst mal ihre neueste Scheibe sehen.“
Herr Schweitzer hatte das Duzen durchaus mitbekommen, es gefiel ihm sogar, machte ihn auch gleich viel jünger und verkleinerte so die Generationenkluft. Er fragte: „Und was ist da drauf?“
„Bush mit runtergelassener Hose auf einem Holzpflock gefesselt. Ein Araber fickt ihn von hinten, während Justitia ihm die Eier krault.“
„Wie widerlich“, empörte sich Frau Theresa Sparwasser-Trinklein angeekelt.
„Red kein Blech, du Pißnelke. Hast du überhaupt ne Ahnung, wie viele Menschen der scheiß Ami wegen seinem scheiß Öl schon abgemurkst hat? Hä? Hast du? Und du regst dich wegen einem scheiß Bild auf. Dich sollte man mal ne Stunde mit mir allein lassen.“
Der Bankräuber hatte seine Arme gekreuzt und freute sich einfach nur. Herr Schweitzer ging mit Uzis Weltbild konform, hätte jedoch vielleicht etwas andere Worte gewählt. Doch Worte hatten ja auch nichts gebracht. Der UN-Sicherheitsrat kuschte bekanntlich vor Klein-Bushi.
Die Filialleiterin war nun ob der Punkerin harscher Worte gar arg durch den Wind, weil so redete man nicht mit ihr, und strich sich mit zittrigen Fingern eine kastanienbraune Strähne aus der Stirn.
Oma Hoffmann kam zurück. „Ich hab jetzt Trixi noch nichts von der Bredouille hier erzählt. Das würde sie nur nervös machen. Trixi schlägt diesbezüglich ein bißchen nach ihrer Mutter. Die war auch so weinerlich. Um sechs müßte ich aber spätestens gehen.“
„An mir liegt’s nicht. Hab ich die Kohle, seid ihr frei. Mag noch jemand telefonieren?“
„Darf ich in der Redaktion anrufen?“
Ruhe. Man hätte, wenn denn eine gefallen wäre, eine Stecknadel fallen hören können.
Lautlos drehten sich alle Köpfe bis auf die japanischen zu dem Absender der Frage. Und das war Popic. Der mit dem Nullachtfünfzehn-Gesicht und der verschossenen Kleidung.
Ludger: „Bitte?“
Popic: „Ob ich mal in der Redaktion anrufen dürfte?“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich der Bankräuber wieder auf der Reihe hatte. Dann aber: „Aha, schau mal einer an. Ein Journalist. Soso. Erst ein Privatdetektiv“, er funkelte Herrn Schweitzer böse an, „dann ein Schreiberling. Ist der Herr Bergsteiger dort vielleicht sogar Staatsanwalt im Berufsleben?“ Auffordernd blickte er auf Johnny.
Diesem wich alles Blut aus dem Kopf, und frank und frei sprudelte es aus ihm heraus: „Nein, nein. Kein Staatsanwalt. Maler. Ich bin Maler von Beruf. Ich arbeite bei meinem Bruder im Betrieb. In Niederrad. Kein Staatsanwalt. Auf gar keinen Fall. Immer wenn ich genug Geld zusammen hab, dann ...“
„Wer will das wissen?“ wurde er von Ludger rüde unterbrochen.
„Ich. Äh. Ich dachte ...“
„Das Denken überlaß mal besser mir.“
„Na das kann dann ja heiter werden.“ Die Filialleiterin schon wieder.
Herr Schweitzer war bereit, seinen Arsch darauf zu verwetten, daß dieser Rosenkrieg hier noch einiges an
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