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Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co

Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co

Titel: Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douwe Draaisma
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Strophen:
    Moreover, something is or seems
    That touches me with mystic gleams
    Like glimpses of forgotten dreams -
    Of something feit, like something here;
    Of something done, I know not where;
    Such as no language may declare.
    Aus David Copperfield (1850) stammte Dickens’ berühmte Beschreibung: »Wir alle kennen ein Gefühl, das uns gelegentlich überrascht, als ob wir das, was wir sagen und tun, schon vor langer Zeit gesagt und getan hätten - als ob wir in ferner Vergangenheit dieselben Gesichter, dieselben Gegenstände und Verhältnisse um uns gesehen hätten - als ob wir ganz genau wüssten, was im nächsten Augenblick gesagt wird, wie wenn wir uns dessen plötzlich erinnerten!« 14
    Z. schrieb, dass er als Junge solche Empfindungen gehabt habe, dass diese jedoch in Zeiten vieler Überstunden intensiver und häufiger aufträten. Zweimal sei der Empfindung ein epileptischer Anfall gefolgt und seither habe er ihr Auftreten als Warnung aufgefasst, es ruhiger angehen zu lassen. Dickens mochte vielleicht denken, ein jeder habe schon einmal solche Erfahrungen gehabt -laut Z. waren sie Zeichen einer Störung im Gehirn, Vorboten eines bevorstehenden Anfalls.
    Nach dem Dejä-vu-Erlebnis glitt Z. in einen passiven Geisteszustand, in dem ihn das Gefühl beschlich, es sei ihm endlich etwas eingefallen, an das er sich schon seit langem vergeblich zu erinnern versuchte, vervollständigt durch das Gefühl von Erleichterung, das damit einhergehen kann. Gleichzeitig hatte er das vage Empfinden, dass der angebliche Einfall in Wirklichkeit gar keine Erinnerung war, sondern sich nur so anfühlte. Wenig später hatte sich die Erinnerung an die wiedergefundene >Erinnerung< wieder verflüchtigt. Z. merkte auch, dass es unmöglich war, zielgerichtet seine Gedanken auf etwas Bestimmtes zu lenken. Für ein paar Minuten trat Gedächtnisverlust in Bezug auf bekannte Gesichter und Namen auf. Seine Freunde erzählten ihm, er würde in diesem Zustand alle Fragen mit einem resoluten »Ja!« beantworten, egal, wie absurd sie seien. Während eines Anfalls versuchte er einmal, an dem Text weiterzuschreiben, an dem er gerade saß; als er ihn später noch einmal durchlas, standen allerlei Wörter in dem Text, die er auch nicht als Wörter erkannte, an die er während des Schreibens gedacht hatte. Andere erzählten ihm, er stampfe zu Beginn eines Anfalls ein paar Mal mit dem rechten Fuß auf und mache schmatzende Geräusche, als würde er etwas kosten. Bei einem Urlaub in der Schweiz hatte er einen Anfall, während er einen Gletscher überquerte. Als er sich nach dem Anfall umschaute, sah er, dass ein Stück des Wegs hinter ihm lag, an das er überhaupt keine Erinnerung hatte. Auch während eines Tennisturniers hatte er einmal einen Anfall, ohne dass der Gegner es bemerkte. Seine Schläge waren »nicht schlechter als sonst«. Auch damals fehlten ihm ein paar Minuten im Gedächtnis. 15 1887 wollte Z. jemanden besuchen. Er fuhr mit der Metropolitan Rail-way und sollte bei der vierten Haltestelle aussteigen und dann die letzte halbe Meile zu Fuß gehen. Bei der zweiten Haltestelle löste das Gespräch zweier Mitreisender ein Dejä-vu aus. Das Nächste, an das er sich erinnerte, war, dass er vor der Tür stand und einen Hausschlüssel aus seiner Tasche zog. Es war Viertel vor eins, genau der Zeitpunkt, zu dem er das Haus zu erreichen gedachte. Offensichtlich war er während des >dreamy state< einfach bei der vierten Haltestelle ausgestiegen und zu dem Haus gewandelt. Von der Reise wusste er nichts mehr. Einmal kam der Anfall, während er gerade einen Jungen mit einem Lungenleiden untersuchte. Er hatte gerade sein Stethoskop gezückt und den Jungen gebeten, sich oben herum frei zu machen, als er einen Anfall aufkommen spürte. Als er vorbei war, fand er sich selbst an seinem Schreibtisch wieder, im Gespräch mit einer anderen Person. Kurz darauf erinnerte er sich wieder an den Jungen und fragte sich, wo dieser wohl geblieben sei. Es zeigte sich, dass er dessen Lungen abgehört und eine Diagnose notiert hatte - linksseitige Lungenentzündung
    - und den Patienten sofort ins Bett geschickt hatte. Dort fand ihn Dr. Z. wenig später tatsächlich vor. Er untersuchte den Jungen noch einmal: Die Diagnose, die er während seines >dreamy state< gestellt hatte, war korrekt.
    Am 10. Januar 1894 nahm Z. eine Überdosis des Beruhigungsmittels Chloral und starb. 16 Die Anfälle waren in den letzten Jahren immer heftiger geworden. Im Herbst 1893 hatte sich Z.

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