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Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Titel: Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Nagel
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erlaubt, in der komplexen Form angelegt zu werden, die der Theorie höherer Ordnung zufolge das Physische mit dem Mentalen verknüpft. Dass solche rein physischen Elemente, wenn sie in einer bestimmten Weise kombiniert werden, notwendig einen Zustand des Ganzen herstellen sollen, der nicht aus den Eigenschaften und Beziehungen der physischen Teile gebildet wird, wirkt gleichwohl wie Magie, selbst wenn die psychophysischen Abhängigkeiten höherer Ordnung recht systematisch sind.
    Diese Unzufriedenheit mit einem Punkt, an dem die Erklärung zum Stillstand kommt und komplexe Strukturen auf komplexe Strukturen bezieht, ist das, was dem fortwährenden Drang zur Reduktion in der modernen Wissenschaft zugrunde liegt. Es ist schwer, die Annahme aufzugeben, dass all das, was für den Komplex gilt, durch das erklärt werden muss, was für dessen Elemente gilt. Das bedeutet nicht, dass auf höheren Stufen keine neuen Phänomene entstehen können, aber die Hoffnung ist, dass sie über die Beschaffenheit und Interaktionen ihrer elementareren Bestandteile analysiert werden können. Solche harmlose Emergenz wird üblicherweise mit dem Beispiel von Flüssigkeit veranschaulicht, die von den Interaktionen der Moleküle abhängt, welche die Flüssigkeit ausmachen. Die Emergenz des Mentalen auf bestimmten Stufen der biologischen Komplexität ist damit jedoch nicht vergleichbar. Nach der emergenztheoretischen Position, die gegenwärtig erwogen wird, ist Bewusstsein etwas vollständig Neues.
    Weil solche Emergenz, selbst wenn sie systematisch ist, grundsätzlich unerklärlich bleibt, verlangt das Ideal der Intelligibilität, dass wir die Alternative einer reduktiven Antwort für die konstitutive Frage ernst nehmen – eineAntwort, die das Verhältnis zwischen Geist und Gehirn unter dem Aspekt von etwas erklärt, was die Naturordnung grundlegender betrifft. Wenn eine solche Erklärung möglich wäre, würde sie das Auftreten von mentalem Leben auf komplexen Stufen biologischer Organisation mit Hilfe eines allgemeinen Monismus erklären, dem zufolge die Bestandteile des Universums Eigenschaften haben, die nicht nur dessen physikalische, sondern auch dessen mentale Beschaffenheit erklären. Tom Sorell formuliert diesen Punkt klar und deutlich:
    Selbst wenn die Mechanismen, die das biologische Leben einschließlich des Bewusstseins hervorbrachten, auf einer gewissen Ebene dieselben sind wie jene Mechanismen, die in der Evolution des physikalischen Universums wirksam sind, folgt daraus nicht, dass diese Mechanismen physikalische sind, nur weil die physikalische Evolution der biologischen Evolution voranging. Vielleicht wird irgendein transphysikalisches und transmentales Konzept erforderlich sein, um beide Mechanismen zu erfassen. Diese Vermutung steckt ein Feld für etwas ab, das manchmal in Ergänzung zur dualistischen, materialistischen und idealistischen Position »neutraler Monismus« genannt wird. [15]
    Sorell verwendet hier den Ausdruck »neutraler Monismus«, um nicht bloß eine metaphysische Position zu bezeichnen, sondern einen Typus systematisch erklärender Theorie, die sich vom traditionellen Materialismus unterscheidet. Rein metaphysisch als eine Antwort auf das Körper-Geist-Problem betrachtet, vertritt der Monismus den Standpunkt, dass bestimmte physische Zustände des zentralen Nervensystems notwendigerweise auch Zustände des Bewusstseins sind – wobei ihre physikalischeBeschreibung sozusagen nur eine Teilbeschreibung von außen ist. Bewusstsein ist in diesem Fall nicht wie in der emergenztheoretischen Darstellung eine Folge der Hirnprozesse, die seine physischen Bedingungen sind; vielmehr sind diese Hirnprozesse an sich mehr als physisch, und die Unvollständigkeit ihrer rein physikalischen Beschreibung verdeutlicht die Unvollständigkeit der physikalischen Beschreibung der Welt.
    Da aber bewusste Organismen nicht aus einem speziellen Stoff zusammengesetzt sind, sondern offenkundig aus all den Materien im Universum gebildet sein können, die passend zusammengestellt sind, folgt daraus, dass dieser Monismus universell sein muss. Alles, sei es lebendig oder nicht, besteht aus Elementen mit einer Beschaffenheit, die sowohl physisch als auch nichtphysisch ist – das heißt die Fähigkeit besitzen, sich zu einem mentalen Ganzen zu verbinden. So kann dieser reduktive Ansatz auch als eine Form des Panpsychismus beschrieben werden: Alle Elemente der physischen Welt sind zugleich mental. [16] DerSinn, in dem sie mental sind,

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