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Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Titel: Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Nagel
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der Panpsychismus keine neue, tiefer gelegene Station, wo man auf der Suche nach Intelligibilität Halt machen kann   – er liefert keine Reihe von Grundprinzipien, aus denen erkennbar komplexere Resultate folgen können. Er bietet daher nur die Form einer Erklärung ohne jeden Gehalt und scheint deswegen gegenüber der emergenztheoretischen Alternative kein allzu großer Fortschritt zu sein.
    Doch der Vorschlag ist nicht leer. Mit seiner schematischen, vorsokratischen Art versucht ein Monismus dieses Typs das Mentale als einen physikalisch irreduziblen Teil der Realität anzuerkennen, während er weiter an derGrundform des Verstehens festhält, die sich in der physikalischen Theorie als so erfolgreich erwiesen hat. Der monistische Vorschlag ist nicht einfach ein Fall intellektueller Nachahmung. Er wird von der engen Verbindung zwischen Körper und Geist animiert. Organismen sind physisch komplexe Gebilde, deren Existenz und Funktionieren anscheinend nach einer reduktiven Erklärung verlangen und deren Existenz und Funktionieren offenbar weitgehend oder gänzlich für die Existenz von Bewusstsein verantwortlich sind. Deshalb ist es wohl nur naheliegend zu versuchen, der Erklärung für Bewusstsein die gleiche reduktive Struktur zu geben.
    Andererseits erscheint die Idee, den Geist auf elementare mentale Ereignisse oder Teilchen zurückzuführen, in einer Weise unnatürlich, wie es der physikalische Atomismus nicht ist. Der raumzeitliche Rahmen der physikalischen Welt macht das physikalische Verhältnis vom Teil zum Ganzen geometrisch unmittelbar begreiflich, aber wir haben keine vergleichbar klare Idee von einem Verhältnis zwischen Teil und Ganzem für die mentale Realität   – keine Idee, wie mentale Zustände auf der Ebene des Organismus aus den Eigenschaften von Mikroelementen zusammengesetzt sein könnten, ob diese Eigenschaften vom Typ her unseren Erlebniszuständen ähnlich oder verschieden sind. Ein mentalistischer Reduktionismus würde aber vermutlich in einem monistischen Gegenstück zu den physischen Teilen des Organismus die protomentalen Teile finden müssen und müsste eine Theorie beinhalten, wie sich diese Teile zu einem Ganzen mit Bewusstsein verbinden.
    Noch obskurer ist, wie Eigenschaften, die erklären würden, auf welche Weise sich bewusste Wesen aus universellen Elementen zusammensetzen, ebenfalls helfen könnten zu erklären, wie bewusste Wesen historisch betrachtet aufgrund von Gesetzen oder Prinzipien entstanden sind, welche das Verhalten jener Elemente beherrschen. Wenn die Theorie nicht nur konstitutiv reduktiv, sondern auch historisch reduktiv sein soll, dann müsste der protomentale Charakter der Elemente bei der Erklärung, wie das Leben begann und sich entwickelte, noch bevor tierische Organismen auftraten, eine Rolle spielen.
    Es gehört bereits selbstverständlich zur monistischen Konzeption, dass die protomentalen Merkmale der Grundbestandteile nicht lediglich passiv sind, sondern zwangsläufig auch aktiv, da dies erforderlich ist, um die Untrennbarkeit von aktiv und passiv im Bewusstsein gewöhnlicher Tiere zu erklären. Geradeso, wie Phänomenologie und Verhalten im mentalen Leben der Organismen intern verbunden sind, muss etwas Analoges auf der Mikroebene gelten, wenn der Monismus richtig ist. Das Protomentale wird also Folgen für das Verhalten haben. Wenn ein universaler Monismus richtig ist, würde das außerdem bedeuten, dass diese psychophysischen Verbindungen nicht spaltbar sind: Man kann das Mentale nicht ohne den physischen Aspekt haben oder umgekehrt. [18]
    Aber das hilft nicht dabei, uns eine monistische Alternative für die materialistische Geschichte von Ursprung und Evolution des Lebens vor dem Auftreten von bewussten Organismen vorzustellen. Sobald bewusste Organismen auf der Bühne erscheinen, können wir erkennen, wie es wohl weitergeht. Ein reduktiver Monismus würde zumBeispiel mit sich bringen, dass bestimmte Strukturen visuelles Erleben haben, in einem Sinne, der das phänomenale Erleben und die Fähigkeiten zur Unterscheidung bei der Bewegungssteuerung unauflöslich verbindet; und er würde implizieren, dass es ohne phänomenales Erleben keine möglichen Strukturen gibt, die derselben Steuerung fähig sind. Wenn solche Strukturen auf dem evolutionären Tableau erschienen sind, werden sie die Fitness der resultierenden Organismen vermutlich gesteigert haben. Auf diese Weise würde das Protomentale nicht bloß Begleiterscheinung sein, sondern eine wirklich

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