Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
selbst wenn es kausal richtig wäre, das Ergebnis nicht verständlich machen würde, falls nicht irgendeine weitere Verknüpfung zwischen der physikalischen Geschichte und der psychophysischen Theorie bestehen würde. Es würde das Bewusstsein als einen rätselhaften Nebeneffekt der biologischen Evolution präsentieren, der vielleicht unausweichlich ist, der aber als solcher unerklärlich bleibt. Um Bewusstsein erklären zu können, würde eine physikalische Evolutionsgeschichte zeigen müssen, warum es wahrscheinlich war, dass Organismen des Typs, die mit Bewusstsein ausgestattet sind , entstehen würden.
Das wäre möglich, wenn die psychophysische Theorie, die die Emergenz des Bewusstseins leitet, zeigen würde, dass das Bewusstsein nicht von genau derjenigen Art physischer Organisation und Funktionsfähigkeit des tierischen Lebens abgetrennt werden kann, deren Entwicklung, wie eine physikalische Evolutionstheorie behauptet, durch natürliche Auslese zu erklären ist. [17] Das würde schon weit in die Richtung gehen, die Evolutionstheorie zu einer Erklärung dafür zu machen, warum bewusstes Leben existiert. Es würde implizieren, dass sich bewusste Organismen gerade aufgrund solcher physischer Merkmale durch natürliche Auslese entwickelt haben, die systematisch Bewusstsein entstehen lassen, so wie es die psychophysische Theorie der Emergenz vorsieht. Es handelt sich also um eine ernstzunehmende Option. Sie hat den Nachteil, die rohe Tatsache der Emergenz zu postulieren, die nicht unter dem Gesichtspunkt von etwas noch Grundlegenderem erklärbar ist und deshalb im Grunde genommen rätselhaft bleibt. Und sie verlässt sich auf diestarke Annahme, eine reduktive physikalische Theorie könne der These, die richtige Art physischer Organismen zur Auslösung dieser Emergenz sei innerhalb der gegebenen geologischen Zeit aufgetreten, ausreichend Wahrscheinlichkeit verleihen. Immerhin könnte sie als diejenige historische Darstellung betrachtet werden, die an der vorherrschenden physikalischen Form des Naturalismus am wenigsten Änderung verlangt, während sie gleichwohl die Irreduzibilität des Mentalen gegenüber dem Physikalischen anerkennt.
Der andere Typ kausaler historischer Darstellung, der auf einer reduktiven anstatt auf einer emergenztheoretischen konstitutiven Theorie beruht, würde im Prinzip jedoch mehr erklären. In einer anderen Hinsicht könnte man sogar sagen, die am wenigsten radikale Abweichung vom materialistischen Reduktionismus wäre eine monistische reduktive Konzeption, die sowohl konstitutiv als auch historisch ist, wie es die physikalische Theorie im Hinblick auf die physikalische Welt sein will. Die Frage ist nur, ob das Sinn ergibt.
Eine umfassende reduktive Konzeption wird von der Überzeugung begünstigt, dass die Neigung zur Entwicklung von Organismen mit einer subjektiven Perspektive von Anfang an da gewesen sein muss, genauso wie die Neigung zur Bildung von Atomen, Molekülen, Galaxien und organischen Verbindungen als Folge der bereits existierenden Eigenschaften der Elementarteilchen von Anfang an da gewesen sein muss. Wenn wir uns eine Erklärung vorstellen, die die Form einer erweiterten Version der Naturordnung annimmt mit komplexen lokalen Phänomenen, die durch Zusammensetzung aus universell vorhandenen Grundstoffen gebildet werden, dann wirddiese von irgendeinem Monismus oder Panpsychismus abhängen und nicht von Gesetzen psychophysischer Emergenz, die erst später im Spiel ihre Wirkung entfalten.
Es ist jedoch nicht klar, ob diese Form der reduktiven Erklärung das Resultat wirklich in der Weise verständlich machen könnte, wie die Teilchenphysik oder irgendetwas Vergleichbares die Beschaffenheit und kosmologische Geschichte der nicht lebendigen materiellen Welt angeblich verständlich macht. Nach einer solchen Auffassung werden die protopsychischen Eigenschaften aller Materie allein deshalb postuliert, weil sie benötigt werden, um das Auftreten des Bewusstseins auf hohen Stufen organischer Komplexität zu erklären. Abgesehen davon weiß man nichts über sie: Sie sind vollkommen der Beschreibung entzogen und haben im Gegensatz zu den physikalischen Eigenschaften von Elektronen und Protonen keinerlei vorhersagbare lokale Folgen, die es ermöglichen, dass sie einzeln entdeckt werden können. Wir haben also keine Ahnung, wie eine derartige Erklärung der Zusammensetzung funktionieren würde. Ohne etwas, das in unvorstellbarem Ausmaß systematischer wäre als eine Reduktion, ist
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