Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
rein physikalischen Universum nicht realisiert werden kann, ist vielleicht umstrittener als die These, dass Bewusstsein nicht realisiert werden kann. Wenn sich jedoch, wie ich denke, Intentionalität, Denken und Handeln der psychophysischen Reduktion widersetzen und nur im Leben von Wesen existieren können, die auch fähig sind, Bewusstsein zu haben, dann bilden sie einen Teil dessen, was eine umfassende Erklärung des Mentalen erklären können muss. Dieses Thema wird von den folgenden Kapiteln aufgegriffen werden. Ich glaube, dass die Rolle des Bewusstseins für das Überleben des Organismus nicht trennbar ist von der Intentionalität: nicht trennbar von Wahrnehmung, Überzeugung, Wunsch und Handeln und schließlich von Vernunft. Die Erzeugung der gesamten mentalen Struktur müsste mit Hilfe von Grundprinzipien erklärt werden, wenn sie als Teil der Naturordnung anerkannt werden soll.
Die Philosophie kann solche Erklärungen nicht hervorbringen; sie kann nur auf die gähnende Lücke aufmerksam machen und auf die Schwierigkeiten, sie aus den gegenwärtig verfügbaren Materialien zu konstruieren. Aber im Gegensatz zum klassischen Dualismus meine ich, dass wir das Ziel, eine integrierte naturalistische Erklärung eines neuen Typs zu finden, nicht aufgeben sollten. Eine solche Theorie kann nicht direkt angegangen werden. Sie würde viele Stadien über einen langen Zeitraum benötigen und müsste mit einer immens erweiterten Menge an empirischen Informationen über solche Regelmäßigkeiten beginnen, die im Verhältnis zwischen Bewusstseinszuständen und Hirnzuständen bei uns selbst und eng verwandten Organismen bestehen. Reduktive Hypothesen könnten erst später auf dieser empirischen Grundlage formuliert werden. Ich glaube jedenfalls, dass es sinnvoll ist, nicht nur die neurophysiologische, sondern auch die evolutionäre Forschung mit einem bestimmten utopischen Langzeitziel im Hinterkopf zu verfolgen. Wir sollten eine Form des Verstehens anstreben, die uns in die Lage versetzt, uns selbst und andere bewusste Organismen als spezifische Ausdrucksformen der zugleich physikalischen und mentalen Beschaffenheit des Universums zu sehen. Hier könnte man einwenden, dass es schwer genug ist, das Leben zu verstehen, wenn es als ein rein physisches Phänomen betrachtet wird, und dass der Geist noch warten kann. Doch das hinzukommende Erfordernis, dass jede Theorie des Lebens auch die Entwicklung des Bewusstseins zu erklären hat, macht das Problem nicht unbedingt schlimmer. Ganz im Gegenteil: Die hinzugefügten Charakteristika der Naturordnung, die nötig sind, um den Geist zu erklären, werden vielleicht amEnde auch zur Erklärung des Lebens beitragen. Je mehr eine Theorie zu erklären hat, desto überzeugender muss sie sein.
Kapitel 4
Kognition
1
Als Nächstes möchte ich einen anderen Typ antireduktionistischer Argumentation und dessen Konsequenzen aufgreifen. Für den evolutionären Reduktionismus stellt das Bewusstsein wegen seines irreduzibel subjektiven Charakters ein Problem dar. Das gilt selbst für die primitivsten Formen sensorischen Bewusstseins, wie diejenigen, die vermutlich bei allen Tieren anzutreffen sind. Das Problem, auf das ich nun eingehen möchte, betrifft mentale Funktionen wie Denken, Begründen und Urteilen, die auf den Menschen beschränkt sind, auch wenn sich Ansätze dazu vielleicht bei ein paar anderen Spezies feststellen lassen. Es handelt sich um Funktionen, die uns in die Lage versetzt haben, über die Perspektive der unmittelbaren Lebenswirklichkeit hinaus zu gehen und die umfassendere objektive Realität von Natur und Werten zu erforschen.
Ich gehe davon aus, dass es eine Metapher ist, wenn wir einem Computer Wissen zuschreiben, und dass die höherstufigen kognitiven Fähigkeiten nur einem Wesen zur Verfügung stehen können, das auch über Bewusstsein verfügt (wobei ich die Frage, ob deren Ausübung manchmal unbewusst sein kann, beiseitelasse). Das schließt bereits ein, dass solche Fähigkeiten nicht allein mit Hilfe der physikalischen Naturwissenschaft verstanden werden können und dass ihr Vorhandensein nicht durch eine Version derEvolutionstheorie erklärt werden kann, die physikalisch reduktiv arbeitet. Das Problem, das ich nun erörtern möchte, geht jedoch darüber hinaus. Es hat mit der Natur dieser Fähigkeiten und mit der Frage zu tun, in welches Verhältnis uns diese Fähigkeiten zur Welt setzen. Unsere Auffassung davon, was wir tun, wenn wir darüber nachdenken, was der
Weitere Kostenlose Bücher