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Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Titel: Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Nagel
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eine der wichtigsten normengeleiteten Fähigkeiten. Der Spracherwerb besteht zum Teil in der Aneignung eines Systems von Begriffen, das es uns erlaubt, die Wirklichkeit zu verstehen.
    An dieser Stelle werde ich all die vorher angesprochenen Probleme beiseitelassen, Probleme, die sich, will man die tatsächliche Evolutionsgeschichte des Lebens auf der Erde erklären, in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit desUrsprungs von Leben und die Hinlänglichkeit von zufälliger Mutation und natürlicher Auslese ergeben. Die Frage, die ich stellen möchte, bleibt selbst dann noch bestehen, wenn die genannten Probleme für die Evolution von Pflanzen und niederen Tieren gelöst werden können. Um des Argumentes willen werde ich außerdem annehmen, dass die Evolutionstheorie auf eine Weise umformuliert werden kann, die mit dem Antireduktionismus vereinbar ist, damit sie in der Lage ist, das Auftreten von Bewusstsein zu erklären. Die Frage lautet nun, ob sich unsere kognitiven Fähigkeiten in den Rahmen einer Evolutionstheorie einfügen lassen, der in dieser Form nicht mehr ausschließlich materialistisch ist, die darwinistische Struktur aber beibehält. Das ist eine hypothetische Frage, da es eine solche Theorie möglicherweise nicht gibt. Ich werde aber so tun, als gäbe es sie.
    Das Problem hat zwei Aspekte. Der erste betrifft die Wahrscheinlichkeit, dass der Prozess der natürlichen Auslese Lebewesen mit der Fähigkeit erzeugt haben sollte, mit Hilfe des Verstandes die Wahrheit über eine Wirklichkeit herauszufinden, die in ungeheurem Maße über die anfänglichen Erscheinungen hinausreicht – so wie wir denken, dies schon getan zu haben, und wie wir es in Wissenschaft, Logik und Ethik weiterhin kollektiv vorhaben. Ist es glaubhaft, dass die Auslese nach dem Kriterium der Fitness in der prähistorischen Vergangenheit Fähigkeiten verankert haben sollte, die bei solchen theoretischen Beschäftigungen wirksam sind, welche in prähistorischer Zeit unvorstellbar waren? Das zweite Problem ist die Schwierigkeit, das Wesentliche dieser Betätigungen – das Vermögen der Vernunft – naturalistisch zu verstehen. Ich werde zunächst über eine mögliche Antwort auf das ersteProblem nachdenken, bevor ich zum zweiten übergehe, das besonders hartnäckig ist.

2
    Das erste Problem entsteht nur dann, wenn man in Bezug auf den Gegenstand unseres Denkens einen Realismus voraussetzt. Wir möchten beispielsweise wissen, wie wahrscheinlich es ist, dass die Evolution einigen Menschen die Fähigkeit verliehen hat, die Gesetze der Physik und Chemie zu entdecken, und anderen Menschen die Fähigkeit, sie zu verstehen. Wenn es keine wirkliche, urteilsunabhängige physikalische Welt gibt, keine urteilsunabhängigen Wahrheiten der Mathematik und keine urteilsunabhängigen Wahrheiten der Ethik und praktischen Vernunft, dann gibt es kein Problem zu erklären, wie wir in der Lage sein können, etwas über sie in Erfahrung zu bringen. Nach einer antirealistischen Auffassung hängt die naturwissenschaftliche oder moralische Wahrheit von unseren systematischen kognitiven oder konativen Antworten ab, anstatt etwas Unabhängiges zu sein, mit dem unsere Antworten übereinstimmen können oder auch nicht. Die fraglichen »Welten« sind alle bloß menschliche Konstruktionen. In diesem Fall wird eine Erklärung, wie diese Antworten – unsere naturwissenschaftlichen Theorien inbegriffen – zustande kamen, nicht deren objektive Richtigkeit erklären müssen, um akzeptabel zu sein (sie wird jedoch deren innere Kohärenz erklären müssen).
    Ein Antirealismus dieser Art ist für den Fall der Moral eine ernsthaftere Option als für den Fall der Naturwissenschaften. Man kann verständlicherweise der Ansichtsein, dass ein moralischer Realismus unplausibel ist, weil die Evolutionstheorie die derzeit beste Erklärung unserer Fähigkeiten ist und keine evolutionäre Darstellung dafür gegeben werden kann, wie wir fähig wären, urteilsunabhängige moralische Wahrheiten zu entdecken, wenn es so etwas geben sollte. [1] Es wäre jedoch töricht, den naturwissenschaftlichen Realismus aus den entsprechenden Gründen aufzugeben, weil man dann in Bezug auf die Evolutionstheorie ebenfalls ein Antirealist werden müsste. Dies würde bedeuten, dass die Evolutionstheorie mit dem wissenschaftlichen Realismus nicht vereinbar ist und nicht realistisch verstanden werden kann, was eine überzogen starke Folge sein dürfte. Nähme man den wissenschaftlichen Naturalismus als Grund für einen

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